{Triggerwarning: Homophobia}
"Tomlinson? Die Nummer 28?" Ich sehe auf, als der Lautsprecher meinen Namen durch den Flur hallen lässt. Etwas zu eifrig springe ich auf, weshalb ich mal wieder meinen Ischias merke.
Der Umzug war echt nicht gut für meinen alten Rücken...
Ich schiebe die milchige Glastür auf und trete in das Bürgerbüro ein. Da zwei der Tische frei sind blicke ich zwischen den beiden Mitarbeitern hin und her, doch keiner von beiden blickt auf. Dann zucke ich plötzlich zusammen, als der Herr am rechten Tisch, ich würde ihn auf Anfang 50 schätzen, ohne den Kopf zu heben "Sie müssen schon zu mir kommen." brummt. Ich setze mich freundlich lächelnd vor ihn und murmle leise "Entschuldigung, ich war nicht sicher, zu wem ich kommen darf." Er erwidert daraufhin nichts, hält mir stattdessen die offene Hand hin und sieht mich auffordernd an. "I-Ich würde mich gerne anmelden..." stammle ich.
"Wohnungsgeberbestätigung?" Etwas überfordert schaue ich ihn an. "Uuuhm, w-wir sind Eigentümer des Hau-" ohne mich ausreden zu lassen sagt er genervt "Dann müssen sie die halt selbst ausfüllen, aber ohne geht's nicht." Er greift auf einen Stapel neben sich und legt das Papier dann vor mich.
"Zuzug von außerhalb?" will er wissen, während ich das Formular ausfülle. "Ja, aus London." erwidere ich freundlich. "Ziehen Sie alleine her?" Ich schüttle den Kopf. "Wir sind zu zweit." Ich lächle glücklich bei dem Gedanken. "Sie ziehen in Ihrem Alter mit Ihrem Bruder zusammen?" fragt er mit hochgezogener Augenbraue, als er ich ihm das Schreiben zurück gebe und er die gleichen Nachnamen sieht. Ich schmunzle. "Nein, mit meinem Mann." Er mustert mich von oben bis unten und gibt dann ein "Ah..." von sich.
Ich versuche, es mir nicht anmerken zu lassen, aber innerlich schreit alles in mir. Ich bin diese angewiderten Blicke so satt, wieso muss ich mir das heutzutage noch gefallen lassen? Lange genug habe ich mich versteckt und nicht getraut, mich zu outen. Ich habe eine Exfrau und zwei Kinder, weil ich so lange versucht habe, mir einzureden, dass ich so glücklich bin. Irgendwie war ich das sicherlich auch, denn auf eine etwas andere Art habe ich Mary immer geliebt - und tue das immer noch. Als Mutter meiner Kinder und meine längste und beste Freundin.
Aber als mir dann vor 5 Jahren Louis über den Weg gelaufen ist, ist mir bewusst geworden, was mir immer gefehlt hat. Durch ihn habe ich mich endlich getraut, mit 68 meine Sexualität öffentlich zu machen und auszuleben.
Mary war so wahnsinnig verständnisvoll - wie sie es eigentlich immer war - sodass wir im mehr als Guten auseinander gegangen sind. Wir sind noch immer gut mit ihr befreundet, sie hat uns extrem viel beim Haus geholfen und ist immer da, wenn irgendwas ist. Sie ist der Meinung, dass sie nichts so glücklich macht, wie mich mit Louis zu sehen und das sei alles, was sie will.
Dass ich glücklich bin.
"Das ist übrigens auch mein zweites Anliegen..." sage ich so entspannt wie möglich, als ich ihm unsere Pässe reiche. "Mein Name muss im Pass noch aktualisiert werden, da steht noch Styles drin... mir wurde in London empfohlen, das hier zu tun, damit auch direkt die richtige Adresse drin steht." Kommentarlos nimmt er meinen Pass und die Eheurkunde entgegen, studiert sie kurz und nickt dann.
Der komplette Ablauf des Gesprächs verläuft ähnlich unangenehm, er macht sich nicht mal die Mühe, seine Abneigung gegen meine Sexualität zu verstecken. "Dauert 4 Wochen, da kommt 'n Brief, wenn der fertig ist." teilt er mir mit, als er mir meinen Ausweis zurück gibt.
Auch wenn ich am liebsten so schnell wie möglich wieder verschwinden möchte, erinnere ich mich daran, dass Louis mich gebeten hatte, nach einem Ortsplan zu fragen.
"Stadtpläne haben wir nicht da." erwidert er knurrig, ohne von seinem Bildschirm aufzusehen. "Doch, die sind wieder da!" mischt sich dann die Kollegin von gegenüber ein und lächelt mich freundlich an. Sie springt auf und läuft rüber zu einem großen Schrank, in dem sich eine Menge Kisten mit Infomaterial befinden. "Als Neubürger bekommen Sie eigentlich auch immer ein kleines Starterset inklusive eines Gutscheinheftchens, mit dem Sie einiges in den vielen einheimischen, kleinen Lädchen günstiger oder sogar umsonst bekommen. Das hat der Kollege bestimmt bloß vergessen..." sagt sie, als sie mir eine kleine Auswahl an Flyern in die Hand drückt und mich dabei breit anstrahlt.
DU LIEST GERADE
my golden habit || L.S. [OS]
Fanfictionfluffige, smuttismutige & manchmal auch etwas 'andere' One Shots von unseren beiden Lieblingslarents c: enthält deutsche & (irgendwann bestimmt auch englische) OneShots :} {bitte achtet auf mögliche Triggerwarnungen, stay safe & care for yourself ♡}