my golden habit || L.S. [OS]

let me be your good night || fluff & smut

TW: Panikattacken

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Mit einem dumpfen Klacken schließt sich die Loft-Tür hinter mir, keine Sekunde später verlässt mich ein tiefes Seufzen. Nicht mal den herausgezogenen Griff meines Koffers fahre ich ein, alles lasse ich genauso stehen, wie es in diesem Moment ist. Anstatt mich danach zu bücken, trete ich mir die Fersen der sündhaft teuren Anzugschuhe platt, um ohne große Anstrengung aus ihnen schlüpfen zu können.

Auf dem Weg ins Bad öffne ich bereits meinen Gürtel, werfe das Sakko einfach über die Sofalehne und versuche genervt mit einer Hand meine Fliege zu lösen, scheitere selbstverständlich kläglich daran und kicke letztendlich mit beiden Händen am Hals die Tür zum Badezimmer mit dem Fuß auf. Leise stöhnend lasse ich den Kopf mehrfach kreisen, seufze erneut, als jede Drehung einen neuen Wirbel knacken lässt. Ich wusste, an die Flugzeugwand gelehnt zu dösen, sei eine dumme Idee.

Wie jedes Mal. Man sollte meinen, ich würde irgendwann mal aus den Chiropraktikerbesuchen lernen...

Aber, wie jedes Mal, konnte ich auch diesmal einfach die Augen nicht mehr offen halten. Selbst der 9. Kaffee hat nicht mehr geholfen, nur für Herzrasen hat er gesorgt. Die innere Unruhe bin ich noch immer nicht los geworden, genauso wenig wie die Kopfschmerzen.

Vor dem Spiegel angekommen reibe ich mir durchs Gesicht, über die dunklen Ränder unter meinen Augen und die kratzigen, teilweise gräulichen Stoppeln an Kinn und Wange. Rasieren kann ich mich auch morgen früh noch, heute habe ich definitiv nur noch Kraft fürs Zähne putzen. Langsam knöpfe ich dann mein Hemd auf, lege dabei den Kopf schief, muss schmunzeln, als ich realisiere, dass ich aussehe, als wolle ich für mein eigenes Spiegelbild strippen.

Schnell fällt das Grinsen erneut, als ich mir dabei wahnsinnig albern vorkomme, lasse geöffnete Fliege und Hemd also einfach ruhen und will mich nach meiner Zahnbürste strecken - und greife ins Leere, selbstverständlich. Sie befindet sich noch in meinem Kulturbeutel, in den Tiefen meines Koffers, den ich beschlossen hatte, erst morgen auszuräumen. Einige Sekunden schließe ich die Augen, ringe mit mir, ob ich wirklich den Koffer durchwühlen und dann offen in Flur stehen lassen will, bis ich mich dann doch dagegen entscheide.

Stattdessen bücke ich mich zu einer der unteren Schubladen des Badschrankes, muss ein wenig kramen, doch werde letztendlich doch fündig. Ich ziehe eine neu verpackte, billige Zahnbürste hervor, zucke zurück, als ich mir beim Versuch, die Packung zu öffnen, an dem Drecks-Scharfkant-Kunststoff die Haut aufratsche und nur durch grobe Gewalteinwirkung das eine Stück Plastik von dem anderen getrennt bekomme.

Wenn ich bedenke, aus welchem klischeebehafteten Grund ich dieses Notfallexemplar ursprünglich im Schrank verstaut hatte, hätte der Kampf mit der Verpackung vermutlich jegliche Stimmung zerstört. Oder für einen witzigen Moment gesorgt.

Aber naja, wer vögelt schon jemanden wegen seines guten Humors?

Doch nein, nicht mal ich kann noch darüber lachen, WIE lange dieser Hygieneartikel bereits in der hinterletzten Ecke meiner Badezimmerschublade Staub ansetzt. Aber naja, wem soll ich was vormachen? Mir selbst mit Sicherheit nicht, denn ich weiß gut genug, dass ich für sowas wie Dates schlichtweg keine Zeit habe. Ein potentieller Partner würde immer zu kurz kommen und für belanglosen Sex bin ich einfach nicht gemacht.

Mit geputzten Zähnen wasche ich mir noch einmal mit ein wenig Wasser durchs Gesicht - denn auch meine Gesichtsreinigung ist nicht ansatzweise in greifbarer Nähe - und schlurfe anschließend ins Schlafzimmer. Hose und Hemd lasse ich einfach zu Boden fallen, bevor ich gleicheres mit meinem Körper im Bett tue. Es empfängt mich mit der bekannten, fluffigen Gemütlichkeit und einem Hauch Weichspüler-Duft. Gretchen, meine Reinigungskraft, muss also tatsächlich gestern noch hier gewesen sein.