1 - Oscar

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Mein Wecker auf dem Smartphone weckt mich pünktlich um 7:00 Uhr. Verschlafen mache ich ihn aus und reibe mir die Augen. Ich schaue auf mein Telefon. Zwei Anrufe in Abwesenheit von Steve.
Eine Nachricht von Katherine. ‚Bist du wach?' Von 1:47 Uhr. Offenbar war ich nicht wach.

Ich schlurfe ins Badezimmer und dusche. Mein Duschgel ist fast alle. Fantastisch, offenbar hat Tino es wieder benutzt.
Wir wohnen zusammen in einer WG - halbe Miete, doppelter Spaß. Nur, dass Tino zu faul zum Einkaufen wichtiger Dinge ist.

Ich steige aus der Dusche und trockne mich ab. Ich putze meine Zähne und setze in meinen Gedanken auch Zahnpasta auf die Liste. Danach verbringe ich die meiste Zeit meiner Morgenroutine mit meinem Styling. Schwarzer Eyeliner - keiner für Tino, darum kein Vermerk für die Liste - und eigentlich Haargel.

Doch als ich die Tube anhebe, merke ich bereits, dass diese leer ist. Ich knirsche mit den Zähnen und wühle in der Schublade, um irgendetwas anderes zu finden. Ohne gestylte Haare kann ich nicht aus dem Haus gehen. In der hintersten Ecke der Schublade finde ich eine alte Probepackung Haargel. Besser als nichts.

Ich gehe in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Kein. Kaffee. Ich glaube, mein Auge zuckt nervös.

Okay, Planänderung. Ich kritzele alle nötigen Dinge auf einen Zettel und verlasse die Wohnung.
Auf dem Weg nach unten begegne ich Mrs. Rogers, die gerade versucht, ihr Apartment aufzuschließen. Sie geht stark auf die neunzig zu, weigert sich jedoch, eine Brille zu tragen. Leise fluchend fummelt sie an der Tür.

„Darf ich Ihnen helfen, Mrs. Rogers?", frage ich freundlich.
„Ach nein, Oscar, das geht schon."
Ich beobachte sie bei ihren Bemühungen und höre, wie in ihrer Wohnung das Telefon klingelt. Mit dem Geräusch wird sie noch nervöser und der Schlüssel fällt ihr runter.
„Soll ich nicht lieber doch-?", beginne ich, doch sie antwortet nur: „Papperlapapp."

Der Schlüssel fällt ein weiteres Mal, beim dritten Versuch ist die Tür offen, doch das Telefon klingelt nicht länger.
„Wenn's wichtig war, rufen sie nochmal an", sagt Mrs. Rogers schulterzuckend. Ich springe die restlichen Treppen runter und renne beim Hinausgehen fast dem Postboten in die Arme.

„Hey Oscar", begrüßt er mich.
Ich sollte wirklich weniger bestellen, denke ich still bei mir.
„Kann ich das Paket für-"
„Sorry, keine Zeit, aber Mrs. Rogers ist da", rufe ich ihm zu, als ich schon in Richtung Supermarkt abbiege.

Im Supermarkt besorge ich Duschgel, Haargel, Zahnpasta und Kaffee. Ich überlege kurz, nochmal nach Hause zu gehen, beschließe aber, mir doch einen Kaffee von einer bekannten Coffeeshop-Kette zu gönnen.

Das Café ist nur wenige Blocks von unserem Apartment entfernt, aber ich war hier noch nie.
Am Tresen fragt mich eine dunkelhaarige Schönheit nach meiner Bestellung.
„Einen Kaffee bitte."
Fragend blickt sie mich an. Ich blicke fragend zurück.
„Espresso? Cappuccino? Americano? Latte Macchiato? Espresso Macchia-"

Mir brummt der Kopf. „Stop!", unterbreche ich sie.
„Ich hätte gern einfach einen schwarzen Kaffee."
Verständnislos schaut sie mich an. „French Press oder pour over?"
„Was?" Ich verstehe gar nichts mehr.

Sie hebt eine von diesen Kannen an, wo man einen Stab runterdrücken kann.
„French Press", erklärt sie. Dann hält sie einen Kaffeefilter hoch. „Pour over."
Ich verstehe, bin dennoch überfordert.

„Das Erste", sage ich schließlich. Ich will doch einfach nur einen Kaffee.
„Wie heißt du?", fragt sie nun.
„Wieso willst du das wissen?", frage ich zurück.
„Für die Bestellung?!" Sie ist nun sichtlich genervt von meiner Ahnungslosigkeit.
„Oscar."

Sie kritzelt meinen Namen auf einen Zettel. Zumindest schaffe ich das mit dem Bezahlen.
Ich setze mich an einen kleinen Tisch am Fenster und beobachte das Treiben im Café. Die Schönheit bringt mir eine Kaffeetasse und die angebotene - wie hieß es? - French Press.

Wiederholungsfall | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt