10 - Oscar & Paul

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Mein Wecker auf dem Smartphone weckt mich pünktlich um 7:00 Uhr. Ich taste danach und schaue aufs Display. Freitag. Schon wieder. Ich überlege, wie der Abend gestern geendet ist.
Ich war bei Nicole. Ich wollte mich betrinken und meine auch, das hätte ich. Paul war auch da.. glaube ich zumindest. Die letzten Stunden des Abends sind nur schemenhaft in meinen Erinnerungen.
Der Vorteil, wenn man in einer Zeitschleife gefangen ist: keine Kopfschmerzen, wenn man den Abend vorher versoffen hat.

Schnell tippe ich Pauls Nummer in mein Handy und lasse es klingeln.
„Hallo?", klingt es verschlafen.
„Guten Morgen, Sonnenschein", flöte ich. Als Antwort bekomme ich ein heiseres Kichern. Er kann kichern?
„Hast du keinen Kater?"
„Ähm.. nein, als Kind hatte ich mal einen Kanarienvogel, aber mein jetziger Vermieter gestattet keine Haustiere", antworte ich grinsend.

Paul stöhnt am anderen Ende, vermutlich ist er genervt von meiner guten Laune, und ich genieße das Geräusch. Sofort bin ich auf Halbmast, fuck!
Der Nachteil, wenn man in einer Zeitschleife gefangen ist: der Mangel an Sex macht sich dennoch bemerkbar.

„.. wie gestern?", unterbricht Paul meine Gedanken.
„Was?"
„Hörst du mir überhaupt zu, Oscar?"
„Ja, ich höre dir sogar sehr gern zu, Paul", antworte ich ehrlich.
Er seufzt. Dieses Geräusch mag ich auch und es hilft meinem Zustand nicht.
„Machen wir es wie gestern?"
„Du meinst mit Steve und Sam?"
„Ja."
„Okay, aber sei dieses Mal etwas direkter bei deiner Nachricht."
„Wieso?"
„Weil es so lustiger ist."
„Ich weiß nicht..", zögert er.
„Paul, sei nicht so prüde!"

Schnauben am anderen Ende. Kein so heißes Geräusch.
„Ich bin nicht prüde", widerspricht er mir.
„Ach, ehrlich? Überzeug' mich vom Gegenteil", fordere ich ihn heraus.
Nach einer kurzen Pause fragt er bockig: „Wie denn?"

Ich grinse und lasse meine Hand in meine Boxershorts gleiten.
„Nun, warum erzählst du mir nicht, was du gerade anhast?", schnurre ich ins Telefon.
Ich meine, ihn nach Luft schnappen zu hören.
„Du spinnst, Oscar", sagt er nur. Dann ist die Verbindung unterbrochen. Er hat aufgelegt.
Schade.

Ich schreibe Steve eine Nachricht:

Steve

Hey Steve. Es war sehr
nett mit dir, aber ich bin
nicht an etwas Langfristigem
interessiert. Allerdings habe
ich da einen Bekannten, der
möglicherweise etwas für dich
wäre. Sein Name ist Sam
und er lutscht neben
Schwänzen auch gerne Zehen ;)
Er ist heute gegen 9:00 Uhr im
Coffee World.

Grinsend stehe ich auf und spaziere ins Badezimmer.

Auf dem Weg ins Café schreibe ich noch meine übliche "Es war schön, aber bitte melde dich nicht mehr"- Nachricht an Katherine.

Am Tresen fragt mich Emma nach meiner Bestellung, auch heute kennt sie mich nicht.
„Einen Kaffee bitte. French Press. Mein Name ist Clark Kent", sage ich und lege das Geld auf den Tresen. Sie schaut mich verblüfft an, grinst kurz über den Namen, kritzelt ihn aber auf einen Zettel und sagt dann nur: "Okay, ich bringe es dir gleich zum Tisch, Clark."

Wie jeden Tag setze ich mich an meinen kleinen Tisch am Fenster. Kurze Zeit später bringt mir Emma eine Kaffeetasse und die French Press.
„Warte noch vier Minuten bis du runterdrückst", weist sie mich an und geht dann zurück zum Tresen.

Ich schaue auf meine Uhr und warte. Darauf, dass mein Kaffee durchzieht und auf Paul. Ein Blick in die andere Ecke des Cafés zeigt mir, dass der fetthaarige Sam bereits auf Steve wartet.

Die Tür öffnet sich und Leon und Mia kommen mit Paul rein. Sobald er das Café betritt, sieht er in meine Richtung und grinst schief. Er grinst? Seit wann? Egal, es steht ihm. Sehr. Ich muss mir ein Seufzen verkneifen.

Wiederholungsfall | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt