Wiederholungsfall | ✓

3 - Oscar

Mein Wecker auf dem Smartphone weckt mich pünktlich um 7:00 Uhr. Ich schrecke hoch und greife danach. Das war der schlimmste Albtraum überhaupt. Ich schaue auf mein Telefon. Freitag und das Datum von gestern leuchten mir entgegen. Nicht im Ernst! Zwei Anrufe in Abwesenheit von Steve. Eine Nachricht von Katherine. ‚Bist du wach?' Von 1:47 Uhr. Auch das ist gleich.

Ich springe hoch und haste ins Badezimmer. Ich schaue in die Dusche und nehme mein Duschgel hoch. Es ist fast alle. Das gleiche mit der Zahnpasta und dem Haargel. Ich wühle in der Schublade und finde in der hintersten Ecke der Schublade wieder die alte Probepackung Haargel. Entsetzt sacke ich auf dem Boden zusammen. Das muss doch alles ein verdammter Albtraum sein. Ich wühle in meinem Kopf und versuche, die Abläufe des Tages zu rekonstruieren - eigentlich eher zu konstruieren, denn noch fand er ja nicht statt.

Den Gang in den Supermarkt kann ich mir sparen, denn wenn ich morgen wieder heute aufwache, war das Abgehetze umsonst. Andererseits.. wenn ich im richtigen Morgen aufwache, habe ich kein verdammtes Haargel. Ich seufze. Okay, Supermarkt. Sicher ist sicher. Danach Kaffee, denn ich weiß, dass auch dieser alle ist.
Ich schlüpfe unter die Dusche und quetsche den Rest meines Duschgels aus der Tube. Während ich mich wasche, grübele ich, was heute noch passieren wird.

Zwanzig Minuten später bin ich auf dem Weg nach unten und begegne Mrs. Rogers, die gerade versucht, ihr Apartment aufzuschließen. Leise fluchend fummelt sie an der Tür.
„Darf ich Ihnen helfen, Mrs. Rogers?", frage ich freundlich.
„Ach nein, Oscar, das geht schon."
Ich beobachte sie bei ihren Bemühungen und höre, wie in der Wohnung das Telefon klingelt. Mit dem Geräusch wird sie noch nervöser und der Schlüssel fällt ihr runter. Ich fange ihn gerade in der Luft auf und bevor sie überrascht etwas sagen kann, habe ich ihre Tür schon geöffnet.
„Danke, Oscar. Du bist ein Goldstück", lächelt sie und eilt in ihre Wohnung, um das Telefonat anzunehmen.

Ich springe die restlichen Treppen runter und renne beim Hinausgehen fast dem Postboten in die Arme.
„Hey Oscar", begrüßt er mich. „Kann ich das Paket für-"
„Sorry, keine Zeit, aber Mrs. Rogers ist da", rufe ich ihm zu, als ich schon in Richtung Supermarkt abbiege.

Am Eingang des Supermarkts fällt mir der Typ mit den Äpfeln ein. Ich frage mich, warum er gestern, also heute, also beim letzten Mal nicht da war, obwohl ich zur richtigen Zeit hier war. Das findet erst später statt, aber ich erinnere mich, dass er morgens in dem Café seiner Schwester war. Seine Schwester, die mich für einen Freak hält, wenn ich sie wieder mit Namen begrüße. Ich schaue auf meine Uhr. Einen Versuch ist es wert. Ich bezahle meinen Einkauf und gehe zum Café.

Am Tresen fragt mich Emma nach meiner Bestellung.
„Einen Kaffee bitte."
Fragend blickt sie mich an. Ich blicke fragend zurück.
„Espresso? Cappuccino? Americano? Latte Macchiato? Espresso Macchia-"

Ach, das schon wieder. Ich grübele, wie das Ding beim letzten Mal hieß.
„Diesen Kaffee in der Kanne zum Runterdrücken?", frage ich verzweifelt.
Sie hebt eine von diesen Kannen an, wo man einen Stab runterdrücken kann.
„French Press", erklärt sie.
Begeistert zeige ich darauf und sage: „Genau das."
Sie nickt und fragt mich nun: „Wie heißt du?", fragt sie nun.
„Oscar."

Sie kritzelt meinen Namen auf einen Zettel und ich bezahle. Ich setze mich wieder an den kleinen Tisch am Fenster und beobachte das Treiben im Café. Gleich müsste er auftauchen. Emma bringt mir eine Kaffeetasse und die French Press.
„Warte noch vier Minuten bis du runterdrückst", weist sie mich an und geht dann zurück zum Tresen. Ich schaue auf meine Uhr.

Die Tür öffnet sich und Leon und Mia kommen mit dem Supermarkttypen rein. Emma umarmt und küsst alle, dann setzen sie sich. Allerdings setzt der Große sich nicht auf den Stuhl wie letztes Mal, sondern zwingt Leon, ihm Platz zu machen. Während er sich setzt, fällt sein Blick auf mich und wirkt.. verwirrt.
Ich schaue auf meine Uhr. Noch eine Minute bis ich drücken darf.