Jedes Augenpaar war auf mich gerichtet. Die der Initianten. Die von Amar.
Meine Mitstreiter schauten mich gespannt an, sahen neugierig und auch etwas ängstlich aus. Aber Amars Blick kroch mir regelrecht unter die Haut. Hatte ich etwas falsch gemacht?
Er schaute mich so unergründlich an, dass ich den Blick verlegen auf den Boden richtete. Was war los?
"Vier", meinte er mit erstickter Stimme. "Das gab es noch nie." Er schüttelte ungläubig den Kopf.
Ich runzelte die Stirn und schaute ihn wieder an. Was meinte er? Vier? Vier was? Und dann viel es mir selbst auf. Amar meinte jeder hatte zwischen 8 und 12 Ängsten. Ich hatte vier. Nur vier. Und hatte er gerade gesagt das hätte es noch nie gegeben.
Amar kam auf mich zu, blieb kurz vor mir stehen und schaute mich eindringluch an. Dan wandte er sich an die anderen. "Okay, Four hat es geschafft ihr seid dran. Freiwillige?"
"Four? Was ist das denn für ein Name?", fragte Eric spöttisch. Er würdigte mich keines Blickes.
"Du solltest etwas mehr Respekt zeigen", mahnte ihn Amar, " Er hat nur vier Ängste. Er hat ganze 5 Minuten in seiner Angstlandschaft gebraucht. Schaffst du das auch? "
Eric starrte wütend drein. "Woher soll ich das denn wissen? Und was ist an vier Ängsten so toll?"
"es gab noch nie jemanden mit vier Ängsten und wenn du nicht vernünftig mit mir redest bist du schneller wieder draußen, als du auch nur blinzeln kannst!" , drohte Amar mit raunender Stimme. Er blieb ruhig aber er machte auf mich nicht den Eindruck als würde er scherzen. Eric schnaubte empört und wandte sich ab.
"Geh dort rüber", wies mich Amar an und ich gehorchte.
Er rief einen Initiaten nach dem anderen ran. Ich sah wie sie durch den Raum liefen, weinten, schrien und zusammenbrachen.
Im Schnitt hatte jeder länger gebraucht als ich. Und das mindestens zehn Minuten. Zeke, der Ferox der mich vor dem sicheren Tod gerettet hatte, war einer der Besten und hatte eine Zeit von 17 Minuten. Danach kam er zu mir und setzte sich neben mich.
"Four also, hm?", er grinste, wobei sich Grübchen an seinen Mundwinkeln bildeten. Ich zuckte die Achseln und starrte auf meine Füße.
Four. Das war also mein neuer Name. Benannt nach den eigenen Ängsten. Ich dachte über meine Angstlandschaft nach. Wird sie sich jemals ändern? Würde ich meine Ängste überwinden und verlieren? ist das möglich? Insgeheim hoffte ich es. Das mein Vater vorkommen würde habe ich irgendwie schon von Anfang an gewusst. Jetzt wusste ich wovor ich mich in meinem tiefsten Innern fürchtete. War das etwas Gutes?
Plötzlich fiel mir etwas ein. Ich drehte mich zu Zeke: "Hey, ich wollte mich noch bedanken. Ohne dich würde ich jetzt nicht hier sitzen."
Zeke zuckte nur mit den Schultern. "Kein Ding", murmelte er. Eine neue Initiantin betrat gerade ihre Angstlandschaft. Sie war von den Ferox und Zeke stieß mir mit den Ellenbogen in die Seite. "Guck mal, Shauna ist dran". Shauna. Sie mussten befreundet sein. Sie hatte enge schwarze Kleidung an und mittellange schwarze Haare. Ihre Haut war leicht gebräunt aber nicht so dunkel wie dir von Max oder Zeke. Und für ein Mädchen hatte sie wirklich viele Muskeln. Man sah sie nicht ständig, aber ich konnte sehen, wie sie sich unter ihrer Haut abzeichneten.
Zeke und ich beobachteten wie sich alle der Reihe nach ihren Ängsten stellten. Alle brauchten länger als ich und ich verspürte ein warmes Gefühl in meiner Brust aufsteigen. Stolz. Ich freute mich irgendwie, aber erinnerte mich selbst daran, dass es nicht gut war. Stolz könnte mir zu Kopf steigen und das wäre nicht so gut... Halt! Ich war jetzt ein Ferox! Kein Altruan! Reiß dich zusammen!, sagte ich mir.
"Four! Das ist wirklich krass!", rief Shauna mir von Zekes anderer Seite zu. Sie lächelte mich freundlich an und ich sah so etwas wie Bewunderung in ihren Augen. Das Gefühl in meiner Brust schwall wieder etwas an. "Danke", antwortete ich ihr. Wie seltsam es war mit Leuten in meinem Alter zu sprechen... "Was waren denn deine Ängste?", fragte sie mich. "Ehm... naja...Ich ..." , sollte ich es sagen oder nicht? Ich entschied mich dagegen. " Naja... also ich würde lieber über etwas anderes reden..." Ich konnte Shauna ansehen, dass sie etwas enttäuschent war, aber ich wollte wirklich nicht drüber reden. Deshalb wechselte ich das Thema.
" Wie ist es bei den Ferox so?"
Zeke lachte. Erst dachte ich über meine Frage, aber dann fiel mir auf dass er den Jungen anschaute, der in seinen Ängsten gefangen war.
Shauna grinste und schüttelte den Kopf. " Zeke! Das ist unfair!"
" Er heult ja richtig!", lachte er weiter. Der Junge war ebenfalls von den Ferox. Er war groß, muskulöse und hatte blonde vom Kopf abstehende Haare.
"Wer ist das?" , fragte ich und Shauna antwortete mir, während sie ihren Kumpel umstieß. "Das ist Freddy. Wir kennen ihn seit wir denken können. Er ist ein sehr guter Freund von uns und hat eine genauso große Klappe."
Ich nickte als würde ich jetzt mehr verstehen, aber eigentlich verstand ich es trotzdem nicht so richtig. Ich schaute weiter zu während Zeke und Shauna sich weiter unterhielten. Als alle durch waren kam Amar wieder auf unsere sitzende Gruppe zu.
"Ich bringe jetzt die Wechsler zu ihrem Zimmer. Ihr anderen werdet von Max begleitet. Danach werdet ihr eure Klamotten wechseln und dann sehen wir weiter." Mit einer Handbewegung forderte er uns zum folgen auf. Ich blieb etwas weiter hinten und fragte mich als wir durch die Gänge gingen, ob ich mich hier je zurecht finden werde. Amar blieb stehen, als wir eine große Eisentür erreichten. "Da drin werdet ihr schlafen. Nicht getrent sondern zusammen. Ihr findet Kleidung und Duschen in dem Raum. Das werdet ihr sehen. Wenn ihr fertig seid follgt ihr dem Gang weiter in diese Richtung." -er deute hinter sich- "Dort werde ich warten. Genau 10 Minuten. Mehr nicht." Damit drehte er sich um und verschwand in die Richtung.