Kapitel 10

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Ich sah mich auf dem Boden liegen. Die Beine und Arme in merkwürdigen Winkel von mir gestreckt. Blutend aus vielen Stellen meines Körpers.

Aber das passierte nicht. Eine Hand schnellt vor. Umklammerte mein Handgelenk. Ich ergriff sie ohne nachzudenken und ließ mich in den Zug ziehen.

Alle Augen waren auf mich gerichtet. Ich ließ mich an der Wand neben der jetzt geschlossenen Tür niedersinken. Der Tod war mir nie näher gekommen als im Traum. Ich habe schon oft sterben wollen. Aber es war nie so knapp gewesen, wie vor diesem Augenblick. Und eine fremde Person hatte mich gerettet.

"Alles okay?", fragte eine Stimme. Ich schaute auf und erkannte den dunkelhäutigen Jungen wieder und nickte vorsichtig.

"Das war ganz schön knapp.", meinte er als würde ich das nicht selber wissen. Ich schaute ihn an. Er hatte kurze schwarze Haare. Und Augen die ebenfalls so braun waren wie seine Haut. Er trug Feroxkleidung.

"Ich bin übrigens Zeke.", er hielt mir die Hand hin. Ich schlug ein und sagte: " Ich bin Tobias." Sobald ich es ausgesprochen hatte wurde mir bewusst, dass wie sehr ich diesen Namen verabscheute. Ich hasste ihn.  Sah meinen Vater vor mir und wie er in mir immer entgegengezischt hatte. Vielleicht sollte ich mir einen anderen zulegen.

Allmählich wurde ich wieder ignoriert. Nur Zeke war noch da und beachtete mich. Irgendwann ließ ich meinen Kopf auf die angewinkelten Knie fallen. Ich bin dem Tod nur um Haaresbreite entkommen. Wäre Zeke nicht gewesen... und dann wurde mir schlagartig etwas bewusst. Zeke hat mir das Leben gerettet.

Ich schaute auf und wollte mich bedanken doch der Ferox-Junge war weg.

Ich fand ihn auch nicht im Wagon wieder. Als ich meine kurze Suche aufgab setzte ich mich wieder neben die Tür. Der Wind wehte mir angenehm ins Gesicht. Ich schloss die Augen und versuchte alles was passiert war, erstmal zu verdrängen. Es brachte mir nichts, über das Geschehene nachzudenken. Ich sollte mich auf alles was jetzt passiert vorbereiten und konzentrieren.

"Macht euch bereit." Die Stimme kam vom anderen Ende des Wagons. Es war ein Mann in schwarzer, sportlicher Kleidung. Es hatte scharze kurze Haare und ein Muster an beiden Halsseiten tätowiert. Es sah sehr muskulös aus.Ein waschechter Ferox.
Ob ich auch irgendwann so aussehen werde?

Doch mir blieb keine Zeit diesen Gedanken weiterzuspinnen. Der Ferox nahm Anlauf und rannte auf die Tür zu. Öffnete sie quasi im vorbeigehen und sprang aus dem Zug. Ein Mädchen schrie entsetzt los.

Ein paar anderen stand der Mund offen. Ich drehte mich über die Schulter um und erkannt mit erschrecken, dass ich mich in einer schwindelerregenden Höhe befand. Vor meinen Augen sah ich wie ein rotes Mauergebäude erschien und mit offenem Mund sah ich wie die Ferox aus dem Zug und auf das Dach sprangen. Das Besondere daran: Zwischen Zug und Dach waren bestimmt eineinhalb Meter abstand.

"Sie springen! ", schrie das Mädchen.

Neben ihr erschien Zeke wie aus dem Nichts. Er rannte los und sprang. Ich beobachtete ihn. Wie er sprang und für eine Sekunde in der Luft hing. Anschließend landete er auf den Füßen rannte kurz weiter und stand da. Auf dem Dach.

Auch die anderen aus meinem Wagon sprangen.

Ich rappelte mich auf und nahm ohne nachzudenken Anlauf. Würde ich länger warten wäre das Dach vorbei. Ich wäre fraktionslos. Ich sprang aus der Tür und mir wurde schwindelig als ich schwerelos durch die Luft schwebte.

Wieder erfasste mich die Angst den Sprung nicht zu schaffen, aber sie verging genauso schnell wie sie gekommen war wieder, in dem Moment indem ich mit den Knien auf das flache Dach aufschlug. Ich rollte ein Stück weiter. Schnell richtete ich mich auf. Meine Kleidung war mit Löchern übersäht, am größten waren sie an den Knien. Ich blutete zwar nicht, aber die Wucht des Aufpralls schallte immernoch durch meine Knochen.

"Alle Initianten zu mir!", rief dann plötzlich eine Stimme. Ich drehte mich um. Am anderen Ende des Daches stand der dunkelhäutige Ferox von der Zeremonie der Bestimmung. Ich richtete mich auf und ging zu der sich sammelnden Menge. Als allmählich alle da waren fuhr der Ferox fort.

"Ihr habt euch für die Ferox entschieden. Und ihr habt die Prüfungen, die sich auf dem Weg hierher gestellt haben, überwunden. Nun ist es Zeit für eine weitere Probe. Hinter mir-" er deutete mit der Hand über den Rand des Daches hinweg"- befindet sich der Eingang ins Hauptquatier der Ferox. Entweder ihr findet euren Weg nach unten oder ihr seit fraktionlos." Er machte eine Pause in der er jedem von uns in die Augen sah. Dann grinste er herausfordernd: " Wer will den Anfang machen?"

"Ich!", rief jemand. Ich drehte meinen Kopf und erspähte den Kenjungen. Eric.

Er trat vor und ging zum Dachrand. Dort schaute er kurz nach unten, drehte sich wieder zu uns um und dann ließ er sich einfach nach hinten fallen. Man hörte keinen Schrei. Man hörte keinen Aufprall. Durch die Menge der Initianten ging ein Raunen. Als nächstes trat Zeke vor. Er lachte seine Feroxfreunde an und brüllte fast: " Wenn ihr alle zu feige seid muss ich mal wieder den Anfang machen!" Er lachte drehte ihnen den Rücken zu, doch bevor er sprang rannte ein Mädchen in schwarzer kleidung an ihm vorbei und kam ihm zuvor. Man hörte ihr lachen und kurz darauf Zekes fluchen.

Die Menge um mich herum schrumpfte bis nur noch ich übrig war.

"Wirds heut noch was?", fragte mich Max. Ich schluckte schwerfällig. trat aber vor. Unter mir öffnete sich ein riesiges schwarzes Loch. Ich schloss die Augen und ließ mich mach vorne Fallen.

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Soo...ich hoffe es gefällt euch :)

Free ~Divergent~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt