Kapitel 6

637 35 4
                                    

Das laute Poltern aus der Küche weckte mich unsanft. Ich schreckte hoch und sprang sofort aus dem. Noch sehr verschlafen stolperte ich die Treppe hinunter und sehe meinen Vater an der Spüle stehen. Er hatte mehrere Teller auf dem Boden zertrümmert. Die winzigen Scherben verteilten sich quer über die Fliesen. Der Blick den mir seine blauen Augen zuwarfen, ließen mich in weniger als einer Sekunde hellwach werden. Er bückte sich und griff nach ein paar größeren Scherben. "Willst du da den ganzen Tag rumstehen? Das sollte gemacht sein bevor wir zur Zeremonie der Bestimmung müssen.", knurrte er mich missmutig an. Sofort trat ich einen Schritt nach vorne und trat mir einen winzigen Splitter ein. Ich stöhnte und humpelte den Schritt wieder zurück um mich an der Treppe abzulehnen. Ich hob den Fuß und betrachtete die Sohle.

Er blutete aus mehreren kleinen Wunden und brannt wie verrückt. Ich entdeckte einen Splitter nach dem anderen und zog sie wieder raus.

"Tobias! Jetzt sein nicht so zimperlich und hilf mir!", zischte mein Vater aus der Küche.

Ich flitzte zur Eingangstür und zog mir Schuhe an um meine Fußsohlen zu schonen. Anschließend half ich, das Chaos zu beseitigen.

Nachdem dann endlich alle Scherben aufgesammelt waren wollte ich mich duschen gehen und dann mussten wir auch schon loslaufen, aber mein Vater hinderte mich. angsg stieg in mir hoch. Was hatte er jetzt vor? Würde er mir an einem solchen wichtigen Tag etwas antun?

Was für eine Frage... natürlich würde er das tun. Es ist auch nur ein ganz gewöhnlicher Tag.

"Tobias...", er legte mir seine große Hand auf die Schulter. In diesem Moment wirkte er viel älter als sonst. Es schien als wären seine Haare grauer und seine Haut faltiger. Er wirkte erschöpft - von was auch immer. "Tobias, ich bin mir sehr sicher, dass du heute die einzig richtige Entscheidung treffen wirst. Ich habe schon  alle Vorbereitungen getroffen für die Initiation. Du wirst trotzdem hier bei mir wohnen." Mir wurde schlecht.

Glaubte er wirklich ich würde hierbleiben? Bei ihm? Freiwillig?

Auf dem Weg zum Saal hielt ich mich an das Tempo meines Vaters. Meine grauen Sachen hingen an mir runter wie ein Sack voller Kartoffeln.  Mit jedem Schritt wurde ich nervöser. Was sollte ich wählen. Unbestimmt...was war das eigentlich genau? Ich hatte noch nie davon gehört. Und mein Vater hatte es nie erwähnt. War es wirklich so wichtig, dass ich es niemanden sagen sollte?

Aber wem konnte ich mich denn anvertrauen? , fragte ich mich missmutig. Ich hatte sowieso niemanden. Mein Vater war nicht gerade die erste Wahl, aber er käme als einziger infrage, da ich zu niemand anderen richtig Kontakt hatte.

Als wir die Stufen zum großen Saal hinaufsteigen - selbstlos wie wir waren hatten wir den anderen im Fahrstuhl den vortritt gelassen- wurde ich noch unruhiger als ich ohnehin schon war. Ich verzweifelte. Für was sollte ich mich nur entscheiden.

Die Altruan fiehlen weg, aber was sollte ich sonst nehmen? Die Amite waren mir immer zu freundlich gewesen. Ich bezweifelte das ich ausgerechnet dorthin passen sollte. Die Candor...naja sagen wir es so, Ehrlichkeit ist nicht gerade so mein Ding. Die Ken wären vielleicht eine Option. Ich war nicht dumm. Jedenfalls kam ich mir nicht so vor. Und dann wären da noch die Ferox. Aber konnte ich mutig genug sein?

Mein Vater schwang die geschwungenen Türen auf und ich betrat einen riesigen geschmuckten Raum. Er war bunt, aber doch hatte anscheind jede Fraktion ihren eigenen Platz auf den Tribünen. Manche saßen schon, andere waren gerade dabei sich einen Platz zu suchen. Ich folgte meinem Vater einfach durch die Menschenmassen. Auf der Bühne standen fünf Schüsseln mit den jeweiligen Fraktionselememten. Selbst von dieser Entfernung erkannte ich, dass die äußerste die glühende Kohle der Ferox in dich trug. 

"Ah, schönen guten Tag Jeanine.", begrüßte mein Vater eine blonde Frau in blauer Kleidung. Ich Blick legte sich abschätzig und unfreundlich auf meinen Vater, als würde sie ihn lieber nicht die Hand geben, was sie trotzdem tat. Auch er wirkte eher abweisend als alles andere ihr gegenüber. Ich wusste das er sie nicht besonders mochte, aber letzendlich war es mir egal.

"Ist das dein Sohn?", fragte sie und schaute mich an. "Ja. Er muss sich heute entscheiden.", erklärte er überflüssigerweise. Jetzt streckte sie neugierig mir die Hand entgegen. Zögernd schüttelte ich sie.

Altruan waren nicht so liebevoll. Wir berührten einander sehr selten und es war seltsam sich mit einer fremden Frau die Hand zu geben.

"Ich bin Jeanine Matthews ", freundlich lachelte sie mich an. "Tobias", entgegnete ich trocken. Ich bemerkte wie mir von meinem Vater einen warnenden Seitenblick zuwarf.

"Also Tobias, du entscheidest dich heute. Ich hoffe du triffst die richtige Entscheidung. Es wäre einfach nicht richtig wenn der Sohn des Regierungschefs als fraktionslos endet...", erläuterte Jeanine nachdenklich. Gerade als ich eine Bemerkung geben wollte kam mein Vater mir zuvor: " Er wird das schon hinkriegen. Komm Tobias." Ich nickte zum Abschied und folgte meinem Vater durch die Menschen.

Als wir am Teil der Altruan angekommen waren bedeutete er mir, an die äußere Wand zu den anderen "Baldinitianten" zu stellen. Ich reihte mich ein und kurz darauf ging die Zeremonie los.

Free ~Divergent~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt