[J]
Die Motorengeräusche verebbten vor Halle 3. Ich hoffte, dass man sie 500 Meter weiter, in Halle 5, nicht gehört hatte.
Wenn ich schon in eine Falle tappe, dann wenigstens nach meinen Spielregeln.Wir stiegen aus und blickten uns um. Nina zitterte etwas - ich wusste, es lag nicht nur an der abendlichen Kühle, die mit der untergehenden Sonne schärfer wurde. Sie würde gleich dem Mörder ihrer Eltern begegnen. Und sie würde ihn vielleicht kennen. Natürlich hatte sie Ang-
Weiche Finger einer kleineren Hand verschränkten sich mit meinen.
"Hab keine Angst", nahm sie mir die Worte aus dem Mund. Aber warum sagte sie sie?
Ich schloss meine Augen für einen Moment und hatte meine Antwort. Ich war es, die zitterte. Ich schlug mir die andere Hand vor das Gesicht, doch mein Kopf drehte sich vor Anspannung. Ich taumelte einen Schritt zurück, mir wurde schlecht.
Was, wenn sie verletzt wird?
Was, wenn sie stirbt?
Was, wenn das alles hier ein riesiger Fehler ist?
Wenn bereits unsere Begegnung ein schrecklicher Fehler war, der sie jetzt das Leben kostet?
Was, wenn-Sie nahm meine zweite Hand in ihre, stützte sich zu mir hoch, küsste mich - und augenblicklich hörte das Zittern auf.
Und das Kribbeln begann."Mach dir keine Sorgen." Sie ließ unsere Finger verschränkt miteinander. "Minus und Minus macht Plus, oder nicht? Wir sitzen beide in der Scheiße. Vielleicht ist das unsere Eintrittskarte zur Sonennseite des Lebens!" Ihr naives Lächeln täuschte nicht über die Träne hinweg, die ihre Wange hinablief. So sehr sie selbst gern glauben würde, was sie sagte, so wusste sie doch genauso gut wie ich, dass es im Leben leider nicht so leicht war. Dass es nicht immer ein bergauf nach einem bergab gab. Dass wir sterben könnten.
Und obwohl wir praktisch auf einem roten Teppich geradewegs in die Höhle des Löwen laufen würden, war da dieser Mut in ihren Augen. Die braunen Rehaugen, die mich so faszinierten, blickten mich voller Zuversicht an. Ich fasste Hoffnung. Sicherlich ging alles gut.
Vor Halle 5 hielten wir ein zweites Mal ein. Noch immer waren die Finger unserer Hände verschränkt.
"Und du?", fragte ich schließlich. Meine Stimme war fester als zuvor.
"Ich habe keine Angst. Schließlich habe ich dich. Und du hast mich. Also wird alles gut gehen!" Ihr Lächeln gab mir Zuversicht. Ich hob ihr Kinn und küsste sie noch einmal, bevor ich langsam die stählerne Pforte aufschob.
Ich liebte sie. Und ich würde sie beschützen.
°*°*°*°
[N]
In dem finsteren Gebäude erwartete uns ein muffiger Geruch, in den sich etwas Zigarettenqualm gemischt hatte. Licht spendeten nur die Strahlen der nahezu untergegangenen Sonne, die vereinzelt durch vergilbte Fenster hereinfielen und Schatten hinter den zahlreichen Kisten und Containern warfen.
Ihre Hand, die meine umschloss, spendete Wärme und Mut. Ich drückte sie, sie drückte zurück, wir sahen uns um und traten ein.
Das Klacken einer Pistole erschrak mich, doch Jo hielt mich fester."Du bist wirklich dumm.", hörte ich eine tiefe Stimme sagen. Sie gehörte einer dunklen Gestalt, die von einem Container auf uns herabsah.
Als sie ins fahle Licht trat, sah ich leider ein bekanntes Gesicht.
Ein Schuss löste sich und Jo zerrte mich hinter einen Stapel Rohre in Deckung. Sie atmete schwer, schüttelte den Kopf und... lachte.
Sie hat es also gewusst.
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One Night Drink >girlxgirl< ᵃᵇᵍᵉˢᶜʰˡᵒˢˢᵉⁿ
Детектив / ТриллерIn einer angesagten Bar treffen zwei junge Frauen aufeinander. Jo, eine Kleinkriminelle mit starkem Gerechtigkeitssinn - und Nina, ein schüchternes Mädchen mit verborgenem zweiten Gesicht. Was die beiden aneinander anzieht, wissen sie nicht. Was vor...