(15) Richtung

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[M]

"Was denn, erst ruft sie mich her und dann ist sie nicht da?", seufzte Rick genervt, bevor er sich neben Nina auf einen Hocker vor mir setzte.

Ich stellte ihm ein Bier vor die Nase. "Weißt du, was genau sie will? Seit sie Nina hier abgesetzt hat, hat sie sich nicht mehr gemeldet."

Rick nahm einen Schluck seines Biers und setzte es lautstark wieder ab. "Wir werden sehen, mich würde auch mal interessieren was ich hier soll. 'Golden Eye. Gleich.' Was ist das denn für eine Art und Weise. Ich hab gepennt, man."

So genervt hatte ich ihn selten erlebt. Ich lachte in mich hinein.
Da wird Jo sich freuen dürfen, sobald sie hier ankommt.

[J]

Ich stieß die Hintertür der Golden Eye auf. Bevor ich zu den anderen stieß, deren Stimmen ich bereits hörte, tastete ich noch einmal nach der Waffe.

Ich finde den Mörder von Nina's Eltern. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue.

"Rick. Du bist da.", sagte ich, bevor ich mich mit einem ernsten Ausdruck vor Mike an den Tresen setzte, der mir bereits ein Glas Whiskey Sour mixte.

Ich betrachtete Nina kurz, die mich mit einem sorgenvollen Lächeln begrüßte. Ich schluckte. Hatte ich wirklich, was wir brauchten?
Ich atmete ein Mal tief ein bevor ich begann.

"Dan hat wirklich den Mörder von Nina's Eltern gesehen." Ich spürte die Blicke der anderen auf mir. "Er hatte gesehen, wie er Nina verfolgt hat. Durch eine Gasse. Da hat er die hier hingeschmissen."

Ich zog die in meinen Schal gewickelte Pistole aus meiner Jacke und legte sie vor alle auf den Tresen.
"Es ist ganz bestimmt die Mordwaffe, sie - "

Mit voller Kraft haute mir Mike plötzlich das Whiskeyglas vor die Nase. Die Hälfte schwappte dabei auf den Tresen. Er grinste breit.
Erst verstand ich nicht, was sein verdammtes Problem war - doch dann sah ich mich nach Nina um. Sie sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen.
Ich verstand und nickte.

"Jedenfalls...", fuhr ich fort. Ich wickelte die Waffe aus dem Schal aus, wartete ihre Reaktionen ab.
Mike stützte sich mit den Armen auf den Tresen und beäugt sie ernst, als würde er nachdenken. Wahrscheinlich überlegte er gerade, wie uns dieses Ding weiterhalf.
Ninas Augen wurden glasig - wahrscheinlich würde sie gleich wieder anfangen zu weinen. Verständlich, schließlich hätte sie nichts stärker an jene schreckliche Nacht erinnern können.
Rick starrte die Waffe mit einem fast schon wütenden Blick an, als wolle er sie auf der Stelle zerstören. Doch da schwang noch etwas anderes mit...

"Und, was hast du damit vor?", fragte Mike schließlich frei heraus.

"Wir müssen sie zur Polizei bring-", begann Nina. Sie sprang mich förmlich an, mit tränennassen Augen, doch ich unterbrach sie.

"Nein. Ich traue der Polizei nicht. Wer auch immer deine Eltern..." Ich sah zu Mike. Er blitzte mich an, als wolle er Funken aus seinen Augen sprühen. Ich räusperte mich.
"Wer auch immer das getan hat war kein Amateur, deine Eltern waren zu wichtig. Die Waffe würde sicherlich sofort verschwinden."

Ich umwickelte sie wieder mit den Schalenden, damit Nina sich etwas beruhigte.

"Aber es ist eine hohe Belohnung auf Hinweise ausgesetzt. Hol sie dir ab und lass gut sein - Nina zuliebe.", bemerkte Rick auf einmal.

"Und mache mich verdächtig? Bestimmt nicht. Das ist mein Fall. Ich will kein Geld, sondern den Mörder ihrer Eltern. Und ich denke, das ist deutlich mehr in ihrem Interesse."

Nina blickte mir in die Augen und formte ein lautloses "Danke" mit den Lippen, bevor die ersten Tränen über ihre Wangen rannen. Jede einzelne versetzte mir einen Stich in der Brust. Es war ein schreckliches Gefühl.

"Und wie willst du mit dem Ding jetzt weiterkommen?" Rick schien erstaunlich genervt von der Idee, die Waffe zu behalten. Seltsam...

"Es ist ein interessantes Modell. Ich bin kein Fachkundiger, habe aber einen bei der Polizei. Ich kriege schon raus, wer als Täter infrage kommt."

Mike schüttelte den Kopf, Rick stieß zischend die Luft aus.
Nina hörte auf zu weinen.

One Night Drink >girlxgirl< ᵃᵇᵍᵉˢᶜʰˡᵒˢˢᵉⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt