- Kristen Stewart als Jo -
[J]
Ich schloss die Augen und hörte den dumpfen Klang der Musik, die von den Pooltischen her zur Theke drang. Ich roch die Alkoholfahne des Mannes, der vor mir stand. Und ich spürte das schmerzhafte Kribbeln meiner Wange, die gerade erfahren hatte, wie stark dieser Typ war. Ziemlich stark.
Ich schüttelte meinen Kopf, öffnete meine Augen wieder und sah mich um. Der Kerl hatte das Mädchen losgelassen, stattdessen klammerte sie sich jetzt an meinen Arm. Ihre langen, blonden Haare hingen mir in gewellten Strähnen über die Schulter.
„Willsd du Mutta spielen oder was?“ Er torkelte auf mich zu, ich war mit der Blondine zurückgewichen. „Will der Süßen doch nur was Gudes tun“ Er griff nach ihren Haaren, sie krallte sich an meinen Arm, da holte ich auch schon aus. Schon nach dem ersten Schlag fiel er nach hinten und landete hart auf dem Boden – der Alkohol hatte seine Reflexe versagen lassen, weshalb er sich nicht mit den Händen abgefangen hatte. Wahrscheinlich war sein Becken jetzt geprellt, er stand nicht wieder auf, sondern glotzte mich nur schief und schwer atmend von unten an.
„Jo!“, rief es von der Theke. Ich drehte mich zu Mike und grinste ihm entschuldigend zu. Er schüttelte den Kopf.
°*°*°*°
„Die Polizei hat ihn mitgenommen.“ Rick ließ sich ein paar Plätze weiter auf einen Hocker fallen. Er war ein Kumpel von Mike und mir, der sich genauso wie ich jeden Abend hier blicken ließ. Wenn es nötig wurde, spielte er Türsteher für Mike. Unentgeltlich natürlich. Meistens passierte sowieso nichts hier.
Und wenn doch, war häufig ich der Grund.
„Danke“, kam es hinter der Theke zu Rick zurück. Mike seufzte noch einmal tief, bevor er sich zu mir drehte. Und der blonden jungen Frau auf dem Hocker neben mir, die die Hände um ihr Glas Wasser gelegt hatte.
„Jo…“ Er stemmte die Hände in die Hüften und bedachte mich mit einem vorwurfsvollen Silberblick. So musste er seine beiden Söhne auch ansehen, wenn sie etwas angestellt hatten. Er sah aus, als hätte er mich fressen wollen.
„Ja, ich weiß schon“, begann ich augendrehend und fuhr mir durch die kurzen Haare. „Keine Schlägereien in deiner Bar.“ Ich trank einen Schluck aus meinem Glas. Fast leer.
„Aber was hätte ich denn sonst machen sollen?“„Sitzen bleiben!“, knurrte er mich an. Er hielt seine Stimme zurück, um seine Gäste nicht zu stören, auch wenn außer uns niemand am Tresen saß. Trotzdem hörte man ihm an, dass er auf hundertachtzig war.
„Ich…!“
„Da-Dankeschön.“, meldete sich plötzlich die Dame neben mir zu Wort.“ Ich hatte so eine Angst, ich wusste nicht, was ich machen sollte… Danke.“
Verblüfft glotzten wir sie an. Was hatte ein so süßes Ding Nachts halb elf an einer Bartheke zu suchen?
„Was hat denn eine so Süße wie du um diese Zeit in so ‘ner Bar zu suchen?“, kam es von links. Danke, Rick.
„In so 'ner Bar?“ Mike funkelte ihn an, Rick hob beschwichtigend die Hände.
Selbst Mike konnte nicht abstreiten, dass sich in seiner Bar regelmäßig ziemlich zwielichtige Typen trafen… Aber das würden wir ihm natürlich nie ins Gesicht sagen. Ricky, du bist tot.
Als er zu einer Ausrede ansetzen wollte, beantwortete das Mädchen seine Frage und zog auch Mike's Aufmerksamkeit auf sich. Glück gehabt du Schwachkopf.
„I-Ich wollte einfach mal was Neues ausprobieren…“, stammelte sie. Ihre leicht geröteten Wangen brachten ihre Sommersprossen in dem gedämpften Licht der Bar schön zur Geltung.
„Bist du dir sicher, dass es nur das ist?“ Jetzt lagen die Blicke aller drei auf mir. Und auf dem Ausweis, den ich in den Händen hielt.
„Laureen Smith“, las ich vor. „Nicht besonders kreativ.“
„Wo-Wo-Woher h-hast du…?!“ Sie tastete nervös die Taschen ihrer engen Jeans ab.
„Taschenspielertrick“, gab ich mit einem Schulterzucken zurück und schob das wertlose Stück Plastik über den Tresen zu ihr. Warum wertlos? Ganz einfach, weil…
„Ziemlich billige Fälschung. Da fällt nicht mal ‘ne Politesse drauf rein.“
Rick glotzte mich verständnislos an. Genauso wie sie, nur lag in ihrem Blick auch noch ein großes Stück Angst.
Ertappt.
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One Night Drink >girlxgirl< ᵃᵇᵍᵉˢᶜʰˡᵒˢˢᵉⁿ
Mystery / ThrillerIn einer angesagten Bar treffen zwei junge Frauen aufeinander. Jo, eine Kleinkriminelle mit starkem Gerechtigkeitssinn - und Nina, ein schüchternes Mädchen mit verborgenem zweiten Gesicht. Was die beiden aneinander anzieht, wissen sie nicht. Was vor...