One Night Drink >girlxgirl< ᵃᵇᵍᵉˢᶜʰˡᵒˢˢᵉⁿ

Epilogue

"... werde ich die Bricks Society in neuem Licht erstrahlen lassen. Vielen Mitarbeitern kamen Lohn und Wertschätzung bisher nicht in dem Maße zu, wie sie es verdienen. Mit der Expansion wird auch eine Reformierung der Fimenstruktur einhergehen."

Ich stellte das Glas ab, legte mir das Wischtuch über den Arm und griff zur Fernbedienung, die auf dem Tresen lag, um den großen Fernseher über der Bar lauter zu stellen. Die ersten Gäste kamen herein, doch ich wollte das Interview bis zum Schluss hören.

"Und ihre Familie? Es soll Komplikationen bei der Übergabe der Firmenrechte gegeben haben.", fragte die Reporterin.

"Das ist richtig, hatte aber nichts mit meinen Strukturplänen zu tun. Sie brauchten Zeit, um meine Frau zu akzeptieren."
Eine große, braungebrannte junge Frau stellte sich zu Nina an das Rednerpult und legte ihren Arm um deren Hüfte.

Nina lächelte. "Nun wird sie die Firma mit mir gemeinsam leiten."

Sie nickte und verließ, Arm in Arm mit ihrer Frau und unter dem Blitzgewitter der Journalisten, die Tribüne der Pressekonferenz. Das Bild wechselte zurück zur Moderatorin im Funkhaus und ich schaltete das Gerät ab.

Der Whiskey Sour stand vor mir, doch der Stuhl am Tresen war nun bereits seit drei Jahren unbesetzt. Die Gäste kamen und gingen, doch die starke Frau in der zerfledderten Lederjacke habe ich seit jener Nacht nicht mehr begrüßt.

Ich erinnerte mich zurück.
Es war ein Schock gewesen. Mitten in der Nacht hatte ich den Anruf von Nina erhalten. Ganz unverständlich war sie - durch die Sirenen der Krankenwagen und Gesprächsfetzen der Cops im Hintergrund, aber vor allem durch die zittrige Stimme, der man die Tränen anhörte, die ihr Gesicht durchnässten.
Völlig überfordert war ich gewesen, von den einzigen Fetzen, die ich verstand: "Rick ist der Mörder. Tot. Jo bringen sie weg."
Meine Frau fuhr mich sofort ins Krankenhaus, doch weder uns noch Nina ließ man hinein, keine Auskunft gab man uns.

Erst nach dieser schrecklichen, schlaflosen Nacht erfuhr ich es. Als Jo's bester Freund. Aus den Nachrichten: Schießerei im Industriegebiet.

Zwei Tote.

Eine junge Frau kam herein und setzte sich vor mich an den Tresen. Sie bestellte, ich hörte nicht hin. Die ganze Zeit starrte ich auf das längst trockene Glas in meiner Hand, während ich zurückdachte.

Nina hatte Gerechtigkeit für ihre Eltern geübt, um den Preis dafür getrauert, ihr Erbe angetreten, sich verliebt und geheiratet. Rick war tot, genauso wie Dan, den ich nur flüchtig kannte, bis ein Freund von ihm auf Jo's Beerdigung auf mich zukam und wir uns austauschten. Trauerten. Tranken.
Whiskey Sour, natürlich.

Dann schaute ich wieder hoch.
Die Dame am Tresen hatte Jo's Glas in der Hand, nippte, behielt es.

"Das ist nicht zum Trinken."

"Warum? Schmeckt wie Whiskey und steht auf dem Tresen einer Bar."

Ganz schön frech.
"Trotzdem nicht. Komm, ich nehme deine Bestellung auf."

"Nein, mir schmeckt das hier." Sie schaute mir in die Augen, während sie noch einen kleinen Schluck nahm.
Doch verärgert war ich nicht.

Es schmeckt ihr? Dieser Whiskey ist eigentlich nicht sonderlich beliebt. Jo war meine einzige Kundin dafür gewesen. Schon oft hatte jemand an ihrem einsam auf dem Tresen stehenden Glas genippt, doch selbst die Betrunkendsten unter ihnen hatten es noch immer wieder weggestellt.
Sie aber war anders.

"Du siehst aus, als wolltest du mir erzählen, warum der Whiskey hier rumsteht."

°*°*°*°

Die erste beendete Kurzgeschichte.

Begonnen aus der Ermutigung einer frischen Liebe heraus, und mit zurückgewonnenem Herzen beendet. 💪🏻

Ich hoffe, Dir hat die Geschichte gefallen... auch wenn die Kapitel leider nicht regelmäßig kamen, ich anfänglich keine Storyline hatte und zwischendurch extrem unzufrieden mit dem Verlauf des Geschehens war...
Allerdings bin ich nun doch stolz auf das Ergebnis, und plane, in den nächsten Wochen die nächste Geschichte zu beginnen: Mit vorgefertigten Kapiteln und einer vorher überdachten Story, um mein unzuverlässiges Image wieder ein wenig aufzupolieren! 🔥

Ich freue mich immer über Feedback und hoffe, jedem*jeder Leser*in hat die Geschichte gefallen.

Bis bald!
Я