(3) Krähe

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- Katharina Liebig als Nina -

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- Katharina Liebig als Nina -

[N]

„Wie heißt du wirklich?“ Ihre Finger lagen noch immer auf dem Ausweis, den sie über den Tresen vor mich hin geschoben hatte.

Ich hatte Angst. Was, wenn sie es wussten? Was, wenn sie mich auslieferten? Sollte ich mir einen weiteren falschen Namen ausdenken?
Ich sah zu der Frau, die auf dem Hocker links neben mir saß. Zu den lässig herunterhängenden Beinen in der verwaschenen Jeans; dem, ihrem Schlag auf diesen Widerling zu urteilen, wahrscheinlich muskulösen Oberkörper in der dunkelbraunen alten Lederjacke und zu den wachen Augen, die förmlich ,Es lohnt sich nicht zu lügen‘ schrien. Ich seufzte.

„Nina“, gab ich meinen Namen preis. Meinen echten Namen. Den ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit keiner Menschenseele mehr verraten hatte.

Sie sahen alle nicht danach aus als wüssten sie, weshalb ich meinen Namen nicht nennen wollte. Sie sahen wohl keine Nachrichten. Ich seufzte noch einmal - erleichtert.

„Hast wohl was ausgefressen?“ Ich blickte den blonden, breitschultrigen Mann an, der ein paar Hocker weiter links grinsend am Tresen saß und sich bis eben noch mit dem Barkeeper gestritten hatte. Dabei traf mein Blick auch den der Frau, die mich ungläubig musterte. Sie war wohl immer noch misstrauisch.
Doch auf einmal löste sich ihr Blick zu einem schiefen Lächeln.

„Hi“, lachte sie mich an. „Ich bin Jo, das ist Mike und dieser dämliche Kerl hier ist Ricky.“ Sie zeigte nacheinander auf sich, den Keeper und den Hünen.

„Hey, was heißt hier dämlich?! Und überhaupt, die Verniedlichung benutzt doch nur du. Rick klingt so schon nicht wirklich bedrohlich, dann erzähl nicht auch noch ,Ricky' rum, klar?“

„Aber du bist dämlich. Hast du bis eben nicht noch Mike herausgefordert? Was machst du denn in so ‘ner Bar?“, äffte sie ihn nach.

Ricky… Rick legte sich wild gestikulierend und mit weit geöffneten Augen einen Finger an den Mund, doch es war schon zu spät. Mike Zog ihn am Shirt über den Tresen.
Sie hatte ihn ans Messer geliefert.

„Hättest du fast noch mal Glück gehabt …“, knurrte Mike. „Wenn ich mit dir fertig bin, siehst du bedrohlich genug aus, um dich einfach Richard zu nennen!“

Rick kniff gespielt panisch die Zähne zusammen. Jo lachte laut auf. Eine schrecklich laute Krähenlache, die aber in der dumpfen Musik und den unzähligen Gesprächsfetzen der Menschen in der Bar unterging.

Hier interessierte sich niemand dafür, wer ich war oder woher ich kam. Keiner der drei fragte nach oder stellte Vermutungen an. Es war ihnen egal. Ich war ihnen so dankbar dafür, dass es ihnen egal war.

Ich kicherte.

Auf einmal drehten sich alle drei wieder zu mir. „Hat sie gelacht?“, wollte Mike wissen.
„Glaube schon“, grinste Rick, der sich abermals aus dem Griff des Keepers befreien konnte.
„Sie lacht euch aus.“, gab Jo trocken dazu.

Jetzt musste ich wirklich lachen. Ich hielt mir den Bauch, so lustig waren die drei.

Was für eine komische Truppe.

One Night Drink >girlxgirl< ᵃᵇᵍᵉˢᶜʰˡᵒˢˢᵉⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt