Es war bereits wieder hell und wir trieben still übers Wasser. Die Männer waren entweder am schlafen oder am trinken. Elizabeth saß auf einer der Treppen und schaute emotionslos auf ihre Hände. Sie hatte die 'Begegnung' mit ihrem Vater, verständlicherweise,noch nicht verkraftet. Ich hatte es zwar geschafft, dass sie nicht mehr weinte, aber traurig war sie immer noch und das wird sie bestimmt auch noch eine Weile sein. Ich war aber bereit, ihr bei ihrer Trauer beiseite zu stehen. Ich mochte es nicht, dass alle Menschen in meiner Gesellschaft und die mir etwas bedeuteten, traurig zu sehen.Will und sie sprachen kaum miteinander.
Konnten sich die zwei nicht mal wieder zusammenreißen?
Natürlich verstand ich, dass es nicht schön mit anzusehen war, wie die eigene Verlobte einen anderen Mann vor deinen eigenen Augen küsst oder, dass sie dann zusätzlich noch verschwiegen hat, dass sie für den Tod dieses Mannes verantwortlich war, aber die beiden waren doch wie füreinander gemacht. Ich war ihr auch nicht mehr böse, weil sie ja immer noch meine beste Freundin war. Obwohl ich gerne den Grund für das alles gewusst hätte. Jedoch hatten wir beide noch keine Gelegenheit gehabt, über das was sie gemacht hat, zu reden.
Ich beschloss zu ihr zu gehen und mich neben ihr zu setzen."Liz?", fragte ich vorsichtig und legte meine Hand auf ihren Rücken.
Sie blickte langsam zu mir hoch.
"Tut mir leid, Y/N." Verwirrt sah ich sie an. Sie bemerkte meinen Blick. "Tut mir leid, dass ich dir nicht gesagt hab', dass ich für Jacks Tod verantwortlich war."
Immer noch verwirrt und ohne etwas zu sagen, hing mein Blick weiter auf ihr. "Ich wollte uns beschützen, weil der Kraken nur hinter Jack her war - er hätte uns sonst immer weiter verfolgt. Ich hab' Jack an den Mast gekettet und bin dann zu euch ins Boot gekommen."
"Dewegen der Kuss?"
"Ja..Ich musst ihn ja irgendwie ablenken."
Ein kleines Lachen entwich mir.
"Liz, ist schon gut. Ich bin nicht böse auf dich." Ich kannte sie zu lange, um weiter so nachtragend zu sein.
"Wirklich?""Ja, aber ich hätte mir gewünscht, du hättest es mir gleich gesagt."
"Nächstes Mal rede ich sofort mit dir."
"Ach, nächstes Mal?", scherzte ich.
"Du weißt, wie ich das meinte." erwiderte sie grinsend. Gleich danach wurde ich wieder ernster.
"So, was ist jetzt eigentlich mit dir und Will?" Sie blickte wieder zum Boden. "Kriegt das gefälligst wieder hin. Es ist so komisch zu sehen, wie ihr kaum miteinander sprecht und so distanziert voneinander seid. Ich will unser Traumpaar zurück."
Sie lächelte etwas.Am Horizont konnte man die Sonne langsam untergehen sehen. Uns blieb nicht mehr viel Zeit. "Wir müssen hier raus bevor die Sonne ganz untergegangen ist, sonst müssen wir für immer hier umher segeln."
"Und wie sollen wir das machen?", fragte Elizabeth.
Ich drehte mich zu Jack, welcher vor der Karte saß.
"Wir finden schon einen Weg." Ich stand auf und ging mit schnellen Schritten zu Jack hinüber. Je näher ich kam, desto mehr bemerkte ich, dass Jack anscheinend Selbstgespräche führte.
Ich stand nun genau hinter ihm und blickte über seine Schulter, als er sich plötzlich erschreckte und mich geschockt ansah.
"Huh, ach, du bist es, Liebes!"
"Entschuldige, es war nicht meine Absicht dich zu erschrecken, Jack."
"Du hast mich nicht erschreckt." meinte er hektisch.
Ich hob eine Augenbraue und lächelte verschmitzt."Ach so, wenn das so ist. Dann ist ja gut." Ich sah runter auf die Karte. "Schon eine Ahnung wie wir hier raus kommen?"
"Du bist doch die Tochter einer Göttin, müsstest du das nicht wissen?"
"Jack, ich weiß auch nicht alles. Gegen dieses Wasser kann ich auch nichts tun. Dies hier ist nicht die normale Welt. Über diesen Ort habe ich keine Macht, aber wenn wir nicht bald einen Weg finden, kommen wir nie wieder zurück. Die Sonne senkt sich und nach Sonnenuntergang ist es zu spät." Jack schien plötzlich eine Idee zu haben.
"Nicht Sonnenuntergang," Jack drehte die Scheibe in der Mitte von der Karte. "Sonnenaufgang." Jack sah zu mir. Ich starrte etwas unbeholfen auf die Karte. Ich wusste nicht, was er meinte. "Und der Aufgang ist.." Jacks Blick hing während er den Satz anfing immer noch auf mir. "Oben."Dann verstand ich auch.
"Oben ist unten und unten ist oben. Also müssen wir das Schiff drehen!"
Jack nickte und sprang auf.
"Was ist das?!" Jack rannte zur einen Seite des Schiffes und schaute über die Reling. Gibbs und Will kamen sofort dazu. Ich natürlich auch. "Was ist das? Ich weiß es nicht. Was denkt ihr?" Jack zwinkerte mir zu und ich verstand was er vorhatte. Er hatte einen Plan um das Schiff zum schaukeln zu bringen. Ich spielte mit."Wo denn?", wunderte sich Gibbs.
"Da!", rief ich gespielt schockiert und rannte zur anderen Seite.
Jack machte ein Geräusch, als hätte er sich erschrocken und rannte mir hinterher. Die anderen folgten sofort. Wir wiederholten das immer wieder.
Es kamen auch Elizabeth, meine Mutter und ein paar der Crew dazu.
Das Schiff schwankte etwas, aber es würde nicht reichen um es umzudrehen. Hector verstand dann auch und befahl der Crew die Ladung und die Kanonen los zu machen. Die gesamte Besatzung machte nun mit und wir liefen weiter hin und her. Mittlerweile wurde es schwer nicht dabei hinzufallen. Einer der Männer viel über Bord. Ein anderer wurde von einer Kanone erschlagen.
Immer mehr schaukelte das Schiff, bis es sich dann langsam ganz umdrehte. Das Schiff hing nun kopfüber Unterwasser. Jeder von uns hielt sich weiterhin an der Reling fest. Ich sah Pintel und Ragetti wie sie am Mast festgebunden waren. Was für eine dumme Idee war das schon wieder? Aber was sollte man auch anderes von den zwei Idioten erwarten?!Jacks Blick ging nach oben und ich folgte diesem. Die Meeresoberfläche schien auf uns zu zu rasen und das nächste was passierte, war wie wir alle wie verrückt nach Luft schnappten, als wir dann endlich wieder an der Oberfläche waren. Wir waren zurück in der lebenden Welt. Ein frischer Westwind wehte um uns herum.
"WIR SIND WIEDER ZURÜCK!", rief Gibbs glücklich.
"Das ist der Sonnenaufgang." sagte Elizabeth erleichtert.
Am Horizont zeigte sich langsam ein kleiner runder Feuerball.
Ich lächelte stolz, doch dieses verflog innerhalb der nächsten paar Sekunden. Denn plötzlich zogen Hector, Will, Elizabeth und Jack ihre Pistolen. Hector hielt eine auf jeweils Elizabeth und Will, Will auf Hector und Jack, Jack auf Elizabeth und Will und Elizabeth hielt ihre auf Jack und Hector. Kurz darauf fingen alle an zu lachen und nahmen ihre Pistolen wieder runter.Der Waffenstillstand dauerte aber nicht lange, weil gleich darauf die Pistolen wieder auf die selben Personen wie eben zeigten. Ich schlug mir mit einer Hand gegen den Kopf. War das jetzt deren Ernst?! Wir hätten auch gleich auf der anderen Seite bleiben können, wenn sie sich sowieso wieder dahin befördern wollten! Obwohl, wenn ich recht darüber nachdachte, würden die Waffen nicht funktionieren. Das Schießpulver ist mit Wasser in Berührung gekommen, was es dadurch unbrauchbar macht. Keiner von ihnen konnte also im Moment einen Schuss ausführen.