☠️ Kapitel 11 | Auf nach Schiffbruch-Bay☠️

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Auf der Dutchman war es hauptsächlich ruhig, auf dem Deck, auf dem wir uns befanden war niemand mehr zu sehen. Dennoch hörten wir plötzlich Schritte. Norrington kam zu unserer Zelle. Er schloss die Tür auf.
"Schnell folgt mir." meinte er.
Keiner von uns rührte sich. Wir waren alle berechtigterweise misstrauisch. "Was ist denn?"
Elizabeth nickte mir leicht zu. Sie meinte, dass wir ihm vertrauen können. Auch wenn ich ihn nicht mochte, musste ich zugeben, dass er uns, in all den Jahren, in denen wir ihn nun schon kannten, keinen ernsthaften Grund gegeben hatte, ihm nicht zu vertrauen?

Tai Huang und der Rest liefen vor.
"Was habt Ihr vor?", fragte ihn Elizabeth.
"Ich wähle eine Seite."
Da ich das Schiff in- und auswendig kannte, tat ich mein bestes um alle an der Crew vorbei zu führen. Norrington half dabei. Wir schlichen am Rande des Schiffs entlang, bis zum Heck, wo die Seile zur Empress anfingen. An diesen hangelten sich die Crew rüber zu unserem Schiff.
"Fahrt nicht zur Schiffbruch-Bay. Beckett weiß von der Versammlung der Bruderschaft. Ich vermute das Sie unter sich einen Verräter haben." sagte Norrington zu mir.

"Solltet Ihr Vergebung wollen, so ist es zu spät." erwiderte Elizabeth.
"Ich hatte mit dem Tod Eures Vaters nichts zu tun. Doch spricht mich das nicht von meinen anderen Sünden frei."
"Ihr seid doch gar nicht so übel, wie ich immer dachte." teilte ich ihm mit, als ich auf die Reling kletterte um eines der Seile zu greifen.
"Danke."
Zufällig sah ich etwas nach oben. Dort bemerkte ich meinen Vater. Er stand einfach nur da und blickte auf uns herab. Er tat nichts. Er gab keinen Alarm oder sprach auch nicht zu uns.
"Kommt mit uns. James, kommt mit mir." bat Elizabeth ihn.

"WER IST DA?", erklang die Stimme von Stiefelriemen-Bill. Norrington zog sein Schwert und stellte sich vor Elizabeth.
"Geht. Ich komme nach."
"Ihr lügt."
"Unsere Schicksale waren verflochten, Elizabeth, aber niemals eins."
"Liz, wir müssen gehen, bevor der Rest merkt, was passiert." drängelte ich. Wenn der Rest der Dutchman bemerkt was hier vorsich geht, dann wär's zu spät. Zwar wäre die restliche Mannschaft frei, aber sie wäre anführerlos und Elizabeth und ich würden wahrscheinlich noch mehr bewacht werden. Ganz zu schweige davon, dass Norrington höchstwahrscheinlich aufgrund von Hilfestellung zur Flucht getötet werden würde.

Norrington küsste sie aus dem Nichts, bevor er sich wieder wegdrehte. "Liz, komm schon." Ich kletterte bereits am Seil entlang.
"Zurück auf Euren Posten, Matrose." sprach Norrington zu Stiefelriemen-Bill.
"Niemand verlässt das Schiff."
"Geht zurück! Das ist ein Befehl."
Elizabeth hangelte sich nun ebenfalls endlich am Seil entlang.
"Befehl. Teil der Crew, Teil des Schiffs. Teil der Crew, Teil des Schiffs! TEIL DER CREW, TEIL DES SCHIFFS! TEIL DER CREW, TEIL DES SCHIFFS! ALLE MANN, GEFANGENE FLIEHEN!" Mist! Jetzt mussten wir uns wirklich beeilen.
"KOMMANDO ZURÜCK!", befahl Norrington wieder.

"JAMES!", rief Elizabeth und wollte zurückklettern.
Als nächstes hörte ich einen Schuss und die Seile rissen. Wir alle fielen ins Wasser. Norrington hatte sie zerschossen.
Als ich wieder an die Oberfläche kam, schrie Elizabeth. Ich folgte ihrem Blick und sah das Norrington tot zu Boden fiel. Er hatte sich geopfert, um uns zu helfen. Ein ehrenhafter Tod, den er sich wahrscheinlich immer schon in gewisser Weise gewünscht hat. Zeit zum trauern war jedoch nicht vorhanden, da ich all meine Kraft benutzten musste, um die Crew, Elizabeth und mich auf das Schiff zu bringen. Mehrere Wellen warfen uns an Deck der Empress.

Schnell machten wir alles klar, um zu verschwinden, was erstaunlich gut funktionierte. Die Dutchman machte keine Anstalten uns zu folgen. Irgendwann waren wir weit genug weg. Elizabeth und ich wechselten unsere Klamotten. Ich zog schnell wieder meine alten Sachen an und holte unsere Waffen aus der Truhe. Diese musste ich aber erst aufbrechen, da sie verschlossen war. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass eine der Zofen sie abschloss und jetzt war sie tot und nicht mehr an Bord, dementsprechend war der Schlüssel wahrscheinlich auch nicht mehr da. Anschließend rief ich die Crew zu mir in die Kajüte des Captains. Ich wollte mit ihnen die nächsten Schritte besprechen.
"Was machen wir jetzt, Captain?", fragte Tai Huang.

"Ehrlich gesagt, bin ich mir unsicher. Am ehesten würde ich sagen, wir segeln zur Schiffbruch-Bay."
"James hat uns geraten, dort nicht hin zu segeln.." warf Elizabeth ein.
"Ich weiß. Ich bin mir bewusst, was dort auf uns wartet. Die East India Trading Company, die Dutchman, die Pearl und alle anderen Schiffe der Piratenfürsten sind auf dem Weg dorthin. Aber ich kann nicht einfach zurückbleiben. Ich bin jetzt nicht nur Captain dieses Schiffs, ich bin auch eine Piratenfürstin. Sao Feng hat mich zum Nachfolger ernannt und ich kann einer Sitzung des Hohen Rates nicht einfach fernbleiben."

"Wir werden segeln wie Sie es befehlen, Captain, und wir kämpfen bis zum letzten Mann." beteuerte mir Tai Huang. Von dem Rest kam ein zustimmendes 'Ja'.
"Ich danke euch." lächelte ich sie an. "Alle Mann an Deck! Hisst die Segel! Auf nach Schiffbruch-Bay!", befahl ich. Die Männer jubelten und rannten an Deck. Elizabeth und ich folgten. Wir zwei gingen zum Steuerrad.
"Darf ich dich was fragen?", fragte Elizabeth.
"Klar."
"Was ist eigentlich zwischen deinem Vater und deiner Mutter vorgefallen?"
"Hast du die Geschichte noch nie gehört?"
"Nein. Und du hast sie mir nie erzählt."
"Man, ich bin echt 'ne schlechte beste Freundin." scherzte ich. Elizabeth kicherte leicht. Ich erzählte ihr alles von Anfang bis Ende.

"Vor vielen, vielen Jahren
vereinbarte mein Vater mit dem Hohen Rat, dass meine Mutter auf ewig an den menschlichen Körper gebunden ist. Mein Vater hatte sich dazu entschieden, weil er sie liebte und sie ihm.. das Herz brach und ihr Versprechen nicht einhielt. Er war traurig und wütend und wollte sie somit bestrafen. Der Hohe Rat handelte jedoch auch aus puren Eigennutz. Wenn Calypso nicht mehr über die See herrschen konnte, gehörte die See ihnen. Jetzt hat Hector vor sie zu befreien. Um sie zu befreien, braucht er jedoch alle Piratenfürsten, oder zumindest alle ihre Neun-Acht-Reales-Münzen. Ich würde mich natürlich freuen, wenn sie wieder frei wäre, aber ich habe ebenfalls auch Angst vor dem, was sie tun wird."
"Wie meinst du das?", wunderte sich Elizabeth.
"Naja, sie hat immer noch angestaute Wut auf den Hohen Rat und damit die Piraten generell. Diese wird sie dann auch ohne Zweifel rauslassen. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie schlecht unsere Chancen gegen eine wortwörtliche Göttin sind."
"Ich verstehe. Danke, dass du das erzählt hast."
Es wurde wieder still. Aber diesmal war es eine angenehme Stille.

Wir kamen der Schiffbruch-Bay immer näher und näher, bis sie dann irgendwann in Sichtweite kam.
"Nervös?", fragte mich Elizabeth fürsorglich.
"Da ich weiß, was auf uns zu kommen wird, ja." antwortete ich ehrlich, aber schaute weiterhin entschlossen nach vorne. Wir standen wieder am Steuerrad. Die Crew schien gelassen, aber es war deutlich erkennbar, dass alle trotzdem von der ganzen Situation etwas aufgewühlt waren. "Wir stehen praktisch vor einen Krieg. Die Piraten gegen die East India Trading Company..und.. die Dutchman. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, könnten wir gewinnen, aber das lässt sich zeigen, ob die Piraten untereinander zusammenarbeiten können. Hoffentlich wird meine Mutter uns helfen, auch wenn sie nicht gut auf die Piraten zu sprechen ist." Meine Mutter war zwar sehr eigensinnig, aber trotzdem auch gutmütig.
"Schon eine Idee, wie du dem Hohen Rat entgegentrittst? Als neue Piratenfürstin?" Sie stupste mich spielerisch von der Seite an. Wir zwei kicherten etwas.
"Nein, überhaupt nicht. Ich lass es einfach auf mich zukommen. Wird schon schief gehen." scherzte ich.

Eine Weile später, als es bereits dunkel war, kamen wir am Ziel an. Vor uns war die große Festung, welche ein sicherer Ort für uns Piraten war, umrundet von zahlreichen Schiffen.
"Wir sind da." sagte ich zu Elizabeth und der Crew. Dann sah ich mich um. "Und wir sind die letzten, die eintreffen." Ich schmunzelte darüber. Wir legten an und verloren keine Zeit. Schnell machten wir uns auf den Weg in die Festung zu dem Ort, an dem die restlichen Piraten, wahrscheinlich schon auf uns warteten, oder.. eher auf Sao Feng. Sie wussten immerhin noch nicht über den Tod meines Vorgängers Bescheid.
Die Stimmen wurden mit jedem unserer Schritte lauter.

Liebe, Tod Und Freiheit [Book 3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt