Alle wurden in die Brig gesperrt, alle außer ich. Mein Vater weigerte sich mich einzusperren.
"Vater, die East India Trading Company weiß nicht, wer ich bin und ich würde es bevorzugen, dass es erstmal so bleibt. Außerdem sind sowohl meine Crew, als auch meine beste Freundin dort unten. Entweder du sperrst uns alle ein oder lässt sie alle sofort da raus." Ich stand vor meinen Vater mit verschränkten Armen. Wir beide standen in seiner Kajüte, keiner der East India Trading Company war gerade hier, also konnten wir frei sprechen."Kleines, du kannst nicht erwarten, dass ich meine eigene Tochter einsperre."
Ich seufzte kurz.
"Doch kannst du."
"Wie meinst du das?"
"Im Moment sind wir auf zwei verschiedenen Seiten. Du bist bei der East India Trading Company, ich auf der Seite der Piraten. Und... ich bin mehr oder weniger einer der Piratenfürsten. Genau genommen bist du demnach mein Gegner, mein Feind, oder nicht?"Er ließ sich auf den Hocker vor seiner Orgel nieder und sah mich traurig an.
"Ich will das nicht. Du bist doch meine Kleine..."
"Lord Beckett ist für das alles hier verantwortlich."
"Er hat das Herz."
Ich nickte betrübt.
"Er hat dir befohlen, den Kraken zu töten."
"Ja." antwortete er nur.
"Vater, bring mich bitte zu meiner Crew. Es ist besser, wenn die East India Trading Company kein Verdacht schöpft und ich möchte bei Elizabeth sein. Sie ist meine beste Freundin und ich möchte sie da unten nicht alleine lassen."
"Einverstanden." Seufzend gab er nach.
Er rief Clanker und Koleniko zu sich und gab ihnen den Befehl, mich in die Brig zu sperren. Beide waren offensichtlich unglücklich über diesen Befehl, aber führten ihn dann dennoch aus.
Sie brachten mich unter Deck zu den anderen."Y/N!", rief Elizabeth.
"Hey." erwiderte ich nur schlicht. Clanker verschloss die Tür hinter mir, nickte mir noch einmal zu und verließ uns wieder, zusammen mit Koleniko.
"Was machst du hier? Wieso lässt dein Vater dich einsperren?"
"Vater?", wunderte sich Tai Huang. Da sie ja jetzt meine Crew waren, hatten sie ein Recht darauf die Wahrheit zu kennen.
"Davy Jones ist mein Vater." Sie alle zogen scharf die Luft ein. "Deswegen wird er und seine Crew euch nichts weiter tun, versprochen. Ich sorge schon dafür." Ich wandte mich wieder zu Elizabeth. "Und er wollte es nicht. Ich bat ihm aber er soll mich her bringen.""Wieso?", hakte sie nach.
"Wie du es Norrington bereits gesagt hattest, ich bleibe bei meiner Crew." Wir lächelten uns beide kurz an. "Und... es wäre vielleicht ungünstig wenn die Trading Company sieht, wie ich auf dem Schiff frei herumlaufen kann. Da sie es noch nicht wissen, möchte ich auch das Geheimnis so lange wie möglich wahren."
Jimmy lief an der Zelle vorbei.
"Stiefelriemen-Bill?", sprach Elizabeth ihn plötzlich an.
Jimmy schaute zu ihr und lachte dann höhnisch, bevor er weiterging
"Er ist 'nen Idiot, ignorier ihn. Aber warum fragst du nach Stiefelriemen-Bill?", wunderte ich mich."Will hat mir von seinem Vater auf der Dutchman erzählt."
"Achso. Ich habe ihn noch nicht gesehen, was ungewöhnlich ist. Er ist normalerweise mit bei den anderen an Deck. Stiefelriemen-Bill is-"
"Stiefelriemen-Bill? Ihr kennt meinen Namen." hörte ich plötzlich. Es kam von direkt neben uns. Schnell sah ich mich um. In der Wand bewegte sich etwas. Und ich wusste sofort was passiert war. "Oh nein..." Er war bereits mit dem Schiff zusammengewachsen. Der Nachteil wenn mann in die Crew der Dutchman eintrat. Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass ihm das nie passieren würde. Sei es Naivität, sei es Hoffnung gewesen. Was auch immer es war, es ist offensichtlich, dass es für meinen Wunschgedanken schon längst zu spät war."Ja, ich kenne Euren Sohn." erzählte ihm Elizabeth. Er dachte kurz nach. "Will Turner."
Jetzt realisierte er.
"William." Auf einmal fing er an lautstark zu lachen und kletterte aus der Wand. "Er hat's geschafft! Er lebt! Und jetzt schickt er dich, um mir zu sagen, dass er kommt und mich befreit."
Er war richtig glücklich.
"Billy?", fragte ich vorsichtig. Jetzt sah er zu mir.
"Y/N?... Du.. du bist wieder zurück..."
"Ja, ich bin wieder hier."
Er lächelte glücklich. "Y/N, hast du das gehört? Will lebt. Er kommt um mich zu befreien."
Ich lächelte nun auch.
"Ja, Will lebt und er möchte Euch helfen." meinte Elizabeth darauf hin. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich wieder. Er wurde traurig.
"Das ist vergebens. Er wird nicht kommen."
"Ihr seid sein Vater."
Auf einmal hielt er ihr seinen Finger unter die Nase."Ich kenne dich. Er hat von dir gesprochen. Er kann mich nicht retten. Er kann nicht kommen. Deinetwegen."
"Meinetwegen?"
"Du bist Elizabeth."
"Ja, ich bin Elizabeth."
"Wenn Jones getötet wird, muss der, der ihn umbringt seinen Platz einnehmen. Captain.. auf ewig. Die Dutchman brauch immer einen Captain und wenn er mich rettet, verliert er dich."
"Ich verstehe."
"Er wird sich nicht für mich entscheiden. Ich würd mich nicht für mich entscheiden." Er kletterte wieder in die Wand. "Sag ihm, er soll nicht komm'. Sag ihm, er soll sich fern halten. Sag ihm, es ist zu spät. Ich bin bereits Teil des Schiffs.. und der Crew." Meine Augen wurden wässrig und ein paar Tränen liefen meine Wangen herunter. Ich wusste was gleich passieren würde.
"Stiefelriemen-Bill?" Elizabeth sprach ihn erneut an.Er erschrak.
"Ihr kennt meinen Namen. Ihr kennt meinen Namen." Er hatte bereits alles wieder vergessen. Selbst Elizabeth hatte nun Tränen in den Augen.
"Ja, ich kenne Euren Sohn."
"William. Er kommt um mich zu holen. Ihr werdet schon sehen. Ihr werdet schon sehen. Er hat's mir versprochen..."
Ich legte eine Hand auf ihre Schulter.
"Es hat keinen Sinn. Es wird immer wieder von vorne losgehen. Das passiert, wenn man hundert Jahre auf diesem Schiff, als Teil der Crew dient. Sie verfallen langsam alle in eine Art Wahnsinn. Ich hatte gehofft, dass dieser Tag nie für ihn eintritt, aber keiner bleibt verschont." Ich fing etwas zu schluchzen, als Elizabeth mich umarmte. "Dagegen kann man nichts tun..."Für ein paar Minuten standen wir nur still da.
Die Umarmung tat uns beide gut, immerhin war in den letzten Monaten viel passiert. Elisabeth war längst nicht mehr nur noch die naive Tochter des Gouverneurs und auch ich habe mich verändert. So ist nun mal das Leben. Und ich habe das Gefühl, das wir noch längst nicht am Ende unseres Abenteuers sind. Ich schniefte ein letztes Mal, bevor ich mich dann langsam aus der Umarmung löste.
Ich wischte die paar Tränen weg, die noch auf meinen Wangen waren. "Genau das ist, was ich zu Will meinte. Er rettet ihn nicht wirklich, aber tötet er meinen Vater, wird er der Captain und muss die Seele der Verstorbenen auf die andere Seite leiten. Zehn Jahre, um dann einen Tag an Land zu gehen und das so lang, bis auch er von jemand anderen abgelöst wird oder.. getötet wird.. Genau das habe ich damals versucht, Will klarzumachen."
"Ich verstehe." murmelte sie traurig.
Ich nickte nur stumm. Danach setzten wir uns zu unserer Crew, welche uns beiden bemitleidende Blicke zu warfen.
