Kapitel 18

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Selena

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Selena

Es ist später als sonst, als ich das Klassenzimmer betrete. Normalerweise mag ich es ganz gerne, recht früh hier zu sein, aber heute habe ich etwas länger gebraucht, um mich fertig zu machen. Möglichst unauffällig husche ich durch die Tür, murmle ein kaum hörbares ‚Guten Morgen‘ und lasse mich auf meinen Platz gleiten. Wie immer, schenken mir meine Klassenkameraden kaum Aufmerksamkeit.
Manchmal hatte ich mir gewünscht, es wäre anders. Heute ist mir das definitiv am liebsten so. Vorsichtig lasse ich den Gurt meiner Tasche über die Schulter rutschen, schließe dabei die Augen, um den Schmerz zu unterdrücken. Dann angle ich mein Buch und meinen Block heraus.

  „Hey Selena!“ , höre ich Beckys schrille Stimme, „es war ja so eine Überraschung, dich am Pier zu treffen. Und dann auch noch mit diesem Jungen. Ist das dein Freund?“

Inzwischen hat sie es geschafft, dass Interesse einiger Klassenkameraden um uns herum zu wecken. Mit glühenden Wangen schüttle ich den Kopf.

  „Ähm, nein…wir kennen uns nur so…“, stammle ich unbeholfen.

„Ach Gott, wie siehst du den aus“, keucht Becky auf, „Was ist die denn passiert?“

Jetzt haben sich noch ein paar Mitschüler mehr nach uns umgedreht, und ich wünsche mir einfach nur, von einer aufreißenden Erdschlucht verschluckt zu werden.

  „Schon okay, ich … ich bin gestern vom Fahrrad gestürzt. Es war so glatt. Es ist halb so wild.“

Verärgert über meine miese Ausrede, beiße ich mir auf die Innenseite meiner Wange. So etwas Dummes.

  „Mensch, da hat es dich ja richtig gemein erwischt“, sagt Becky, bevor sie sich zu ihren Freundinnen setzt.

Ich wühle meinen Kugelschreiber aus der Mäppchen und kritzle mit zitternder Hand sinnlose Notizen auf meinen Block, nur um nicht nach oben schauen zu müssen. Natürlich habe ich bemerkt, dass die Ersten bereits über mich tuscheln. Was hatte ich erwartet? Meinen Körper konnte ich schon immer gut unter Pullis, Hemden und Westen verstecken. Ein Wollschal verdeckt die blauen Male an meinem Hals. Doch selbst das beste Make Up schafft es nicht, die Schwellungen an meinen Wangen und die offene Stelle an meiner Lippe zu kaschieren.
Krampfhaft bemühe ich mich, die brennenden Tränen wegzublinzeln und die nächsten Stunden zu überstehen.
Doch ich sehe ihre Blicke. Ich sehe wie sie ihre Münder hinter ihrer Hand verstecken, wenn sie über mich lästern. Das kenne ich leider schon. Und es schmerzt nach wie vor.
Selbst Nancy verhält sich seltsam mir gegenüber. Ich weiß, dass sie mir gerne Fragen stellen würde, sich aber nicht traut, sie auszusprechen.
  Weil ich mich nicht noch unnötig zur Zielscheibe wilder Spekulationen machen möchte, verzichte ich auf das Essen in der Mensa. Stattdessen setze ich mich mit einer Tasse Kaffee aus dem Automaten nach Draußen auf die Treppe. Hier habe ich wenigstens meine Ruhe.
Wie in Trance schaue ich zu, wie der Wind die braunen Blätter über die feuchte Wiese tanzen lässt, bevor er sie über den Schulhof davonträgt.
  Allmählich verdrängen graue Wolken die Sonnenstrahlen. Ein paar Mal fülle ich meinen Lunge ganz tief mit kalter Luft. Auch wenn das Einatmen ein Stechen in meinen Rippen verursacht. Da höre ich hinter mir die Doppeltür aufschwingen. Ohne mich umzusehen erkenne ich Becky, die mit ein paar ihrer Freundin in den Hof kommt. Dicht gefolgt von Sam und Tristan von dem Rugbyteam, die hinter der großen Hecke gerne heimlich rauchen. Sie gehen an mir vorbei, als wäre ich unsichtbar.  Doch dann dreht sich eine der Mädels zu mir um. Verachtend lässt sie ihren Blick über mich gleiten.

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