Kapitel 15

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Killian

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Killian

  „Wusstest du etwas davon?“, knurre ich Regnar wütend an, „War das von Anfang an sein Plan? Hier in dieser beschissenen Kneipe wollte er mich holen?“

Abwehrend hebt Regnar die Hände.

  „Verflucht, nein! Ich weiß nichts von einem Plan oder einem Hinterhalt. Ich hätte es dir gesagt. Das müsstest du doch inzwischen begriffen haben. Was hätte ich denn davon?“

Ein Teil von mir will ihm glauben, aber vertrauen kann ich längst niemanden mehr.

„Ich bin nicht einmal einen Monat hier, habe kaum Kontakt zu anderen und trotzdem fängt mein Vater wieder an, mir das Leben schwer zu machen. Nach ein paar Wochen, stell dir das mal vor. Er hat meine Mutter in Gefahr gebracht, und jetzt glaubt er, dass er mich bricht, wenn er ein paar Seemänner durchdrehen lässt?“

Mitleidig presst Regnar die schmalen Lippen aufeinander. Bei diesem Anblick könnte man wirklich glauben, dass er Mitgefühl für meine Situation hätte. Allerdings dürfte er, nach so vielen Jahren kaum mehr in der Lage sein, etwas wie echte Zuneigung oder Mitgefühl zu empfinden. Innerlich ist der Junge mit Sicherheit längst tot.

  „Ich glaube nicht, dass der Boss etwas damit zu tun hat. Ich meine, du hast die Kerle allen Anschein nach ganz schön ausgenommen“, mutmaßt er, „Dieser eine Kerl mit den Narben, hast du es gesehen?“

Was für eine dumme Frage. Zweifelt er etwa an meinen Fähigkeiten?

„Natürlich. Ein Mann, der nichts mehr zu verlieren hat. Seit seine Frau gestorben ist“, sage ich, „Vielleicht solltest du ihn holen.“

Regnar schüttelt angewidert den Kopf.

  „Nein, so jemand bringt mir nichts. Das ist Müll. Wertlos. Aber die Kleine, diese Selena…“

  „Denk nicht einmal daran“, unterbreche ich ihn energisch, „Ich hab‘ dir doch schon gesagt, dass du sie in Ruhe lassen sollst.“

Obwohl ihn der bedrohliche Ton in meiner Stimme zusammenzucken lässt, scheint er das Thema nicht aufgeben zu wollen.
Besänftigend tritt er näher an mich heran, wobei seine Augen direkten Blickkontakt suchen. Eine seiner Methoden um Vertrauen zu schaffen, die ich längst durchschaut habe.

  „Kill mein Freund, ich habe gesagt, dass ich auf deiner Seite bin, immer. Und das wird auch so bleiben.
Aber wenn es um die Kleine geht, da muss ich egoistisch sein. Wenn ich ihm eine wie Selena bringe, dann habe ich erstmal für sehr lange Zeit meine Ruhe.“

Sofort ist mein Puls von Null auf Hundert. Ohne hinzusehen, weiß ich, dass die Schwarzen Adern bereits meinen Körper überziehen. Verdammt, wie soll ich mich beherrschen, wenn dieser erbärmliche Pisser es einfach nicht verstehen will? Langsam glaube ich, dass nicht die Matrosen meine Prüfung waren, sondern Regnar.

  „Hör mir jetzt ganz genau zu“, dröhnt meine knurrende Stimme, „Wenn ich dich auch nur noch ein einziges Mal in ihrer Nähe sehe, reiß ich dir dein verkümmertes Herz aus der Brust.“

„Kill, ich habe ihm schon lange nichts Brauchbares mehr bringen können! Und die Kleine ist perfekt. Du weißt, was mich sonst erwartet.“

Wütend packe ich ihn am Kragen und hebe ihn ein stückweit in die Luft, so dass lediglich seine Zehenspitzen noch den Boden streifen.

  „Habe ich mich nicht klar genug für dich ausgedrückt? Du lässt sie in Ruhe.“

„Schon gut, schon gut“, japst Regnar.

Doch bevor ich ihn absetze, schnüre ich meine Finger ein Stück fester um seinen Hals, erhöhe ein wenig den Druck auf seine Kehle, spiele mit seinem jämmerlichen Schmerz.

„Und jetzt fahr zurück zur Hölle, wo du hingehörst, und richte meinem Vater aus, dass er mich ein für alle Mal in Ruhe lassen soll! Er wird es nicht schaffen, mich so sehr zu provozieren, dass es ausbricht. Niemals wird er mich holen können! Verstanden?“

„Bitte nicht, Kill. Ich kann nicht mit leeren Händen zurück“, bettelt er noch, aber ich kann keine Gnade walten lassen.

Also wiederhole ich emotionslos meine Worte mit fester Stimme:
„Fahr zu Hölle, Regnar!“

Der Gestank von Schwefel erfüllt bereits die Luft.

  „Wie du befiehlst“, höre ich Regnars Wispern leise, bevor er im dunklen Rauch untergeht.

Ein kräftiger Windstoß verteilt die letzte Asche über den Steg. Von Regnar ist nichts mehr zu sehen.
Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal zu so etwas in der Lage sein sollte. Die Konsequenzen für Regnar sind mir durchaus bewusst, und trotzdem habe ich ihn ohne mit der Wimper zu zucken verbannt. Allerdings nicht ,weil ich kaltherzig oder boshaft bin. Nein, ich musste es einfach tun. Er hätte ihr immer wieder aufgelauert, ihr vertrauen gewonnen und sie dann zerstört. Weil er gesehen hat, was ich gesehen habe.
Plötzlich durchfährt ein Schauer meine Knochen. Nicht nur Regnar und ich haben ihre Seele gesehen. Selena war dabei, als das Böse mich überschwemmte. Sie hat es gesehen. Aber wie viel davon?
Sie ist voller Panik geflohen. Bestimmt ist sie ziemlich verstört und verängstigt. Das sollte nicht passieren.
Ich muss zu ihr und mit ihr reden.
Ohne zu wissen, was ich zu ihr sagen werde, wenn ich vor ihr stehe, jogge ich los. Um so schneller ich es hinter mich bringe, desto besser ist es für uns alle.
Inzwischen ist es schon dunkel geworden und die Straßen sehen leider so ziemlich alle gleich aus. Zum Glück ist mein Orientierungssinn gerade noch gut genug, dass ich mir ungefähr merken konnte, welchen Weg wir gemeinsam entlang gegangen waren.
Schließlich sehe ich ihr Rad abgeschlossen am Zaun einer Einfahrt unter einer Straßenlaterne stehen. Atemlos stoppen ich und starre auf die Haustür. Wenn ich klingle oder klopfe, laufe ich Gefahr ihrem Dad erklären zu müssen, er ich bin und was ich von seiner Tochter will. Darauf habe ich gar keine Lust. Das Gespräch mit Selena wird auch ohne ihren Dad schwierig genug.
Die Hände in die Hüften gestemmt, atme ich tief durch, während ich nachdenke. Was soll ich ihr überhaupt sagen? Wie soll ich herausfinden, was genau sie alles beobachten konnte.
Da geht im Obergeschoss in einem der Zimmer Licht an. Ich erkenne eine schlanke Silhouette, die langen Haare, und bin mir sicher, dass es Selena ist.

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