Kapitel 3

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Selena

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Selena

Gleich müsste der Wecker klingeln. Ich liege schon die halbe Nacht wach und starre aus meinem Fenster hinaus in die Dunkelheit. Schließlich setze ich mich auf, wickle meine dicke Decke um mich und lehne mich auf die Fensterbank, um auf den Sonnenaufgang zu warten. Die Nacht ist sternenklar, also werden mir heute keine Wolken den wunderschönen Anblick verdecken.
Eine kleine Amsel hüpft bereits auf  dem Vordach umher, während sich zwischen den Häusern auf der anderen Straßenseite allmählich ein leichtes Orange empor schiebt.
Schon seit Wochen ist es mein heimliches Ritual geworden, wenn ich nicht gut schlafen konnte. Es ist so friedlich, still. Ich genieße es einfach, dabei zuzusehen wie sich das Orange weiter zieht und die ersten hellen Strahlen über die Bäume und Dächer hinweg in mein Zimmer scheinen. Es hat etwas tröstliches, als würde dieser Moment nur mir ganz alleine gelten.
Aber allzu lange, kann ich ihn nicht genießen.
Angestrengt lausche ich in die Stille. Dad schläft bestimmt noch.
  Also schnappe ich mir meine Kosmetiktasche, bevor ich mir das kratzige Frotteehandtuch unter den Arm klemme, um Duschen zu gehen.
Mit nackten Füßen schleiche ich durch den kalten Flur ohne das Licht einzuschalten. Von draußen schlagen kleine Äste der alten Birke vom Wind gepeitscht gegen das Fenster am Ende des schmalen Korridors. Unter meinen Schritten knarrt das morsche Eichenparkett.

Eigentlich gäbe es keinen Grund zur Eile, ich möchte aber schon aus dem Haus sein, wenn sich Dad für die Arbeit fertig macht.
Schnell trockne ich mich ab, putze die Zähne und trage ein wenig Mascara auf, fertig.
Während ich in mein Handtuch gewickelt den Flur entlang husche, höre ich das laute Schnarchen meines Dads durchs Wohnzimmer hallen. Es ist also noch alles im grünen Bereich.
Zum fertig machen brauche ich nie lange.
Kurz ziehe ich die dunkle Jeans sowie mein cremefarbenes Shirt aus dem Schrank, packe  noch schnell meine Unterlagen in die alte Ledertasche und kämme mir vor dem kleinen Wandspiegel notdürftig die Haare zu einem langen Pferdeschwanz. Mehr wäre bei meiner dicken Mähne vergeudete Mühe. Schon als kleines Mädchen hatte ich so störrisches Haar, dass meine Mutter sie nur schwer zu einem Zopf flechten konnte, ohne dass die einzelnen Strähnen wieder herausrutschten.
  Dann atme ich noch einmal tief durch und schleiche die Treppen herunter.
Wie erwartet liegt Dad in seinen Boxershorts  auf dem Sofa. Vor ihm liegt seine zerknitterte Hose. Die Jacke hat er vor dem Couchtisch fallen lassen.
Wenn ich mir jetzt in der Küche die Kaffeemaschine einschalten würde, würde er wohl aufwachen. Daher werde ich mir vor dem Unterricht eine Tasse am Automaten ziehen.
Leise schlüpfe ich in meinen Mantel und lasse die Haustür hinter mir ins Schloss fallen.

Schwarze Wolken kündigen leider schon den nächsten Regenschauer an. Der kühle Wind bläst erbarmungslos durch den Stoff meines Mantels. Im Radio hatte der Sprecher vor einigen Tagen verkündet, dass es  voraussichtlich der kälteste Winter seit über zehn Jahren in Edinburn werden soll.
Zwar habe ich noch jede Menge Zeit, doch nass werden will ich natürlich auch nicht. Also werfe ich die Tasche in den Fahrradkorb und steige auf den Sattel. Meine verfrühte Ankunft im Schulhaus werde ich einfach zum Lesen nutzen.

In your Darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt