Zwei gebrochene Seelen, gezeichnet von den Wunden ihrer Dämonen, verwickelt in ein gefährliches Spiel aus Liebe und Schmerz.
In jedem von uns bekämpfen sich zwei Seiten - das Gute und das Böse.
Aber in manchen wütet das Böse einfach stärker...
'He...
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Selena
Ich drücke den Lichtschalter, traue mich kaum in den Spiegel zu schauen. Ich erstarre, obwohl mich mein Anblick nicht mehr schockiert. Tränen laufen meine Wangen entlang, tropfen ins Waschbecken und fließen den Abfluss hinab. Zu oft habe ich mich schon so gesehen. Zu oft habe ich leise und verzweifelt über dem Waschbecken gebeugt geweint. Vorsichtig wasche ich mein Gesicht mit kaltem Wasser. Dann halte ich das Handtuch unter den Wasserhahn, um es auf meine Augen zu legen. Dabei schließe ich die Lieder und atme tief durch, versuche mich selbst zu beruhigen.
„Du schaffst das. Du schaffst das, so wie du es immer schaffst. Es ist nicht das erste Mal, dass er die Kontrolle verloren hat“, rede ich dem geschundenen Mädchen, das mir vom Spiegel entgegen schaut, zu.
Dann schleiche ich Stufe für Stufe hinunter in die Küche. Es wäre besser, die Wange vernünftig zu kühlen. Schnell öffne ich das Eisfach und nehme das gefrorene Gemüse heraus. Wimmernd zucke ich zusammen, als die eisige Verpackung meine schmerzende Haut berührt. Ich hoffe, dass die Schwellung bis morgen früh wieder zurückgegangen ist und ich den Rest mit etwas Make-up und Puder abdecken kann. Hier unten im Erdgeschoss will ich nicht länger als nötig bleiben. Die erdrückende Atmosphäre scheint sich zwischen den Wänden des ganzen Hauses festgesetzt zu haben. Nur in meinem Zimmer, mit abgeschlossener Tür, fühle ich mich besser. Aber heute ist es auch hier oben, dunkel, erdrückend kalt und beklemmend. Vorsichtig setze ich mich auf die Bettkante und rolle mich schließlich unter die warme Decke. Vorsichtig, weil meine Arme brennen und manche Stellen an meinem Rücken besser kaum die Matratze berühren sollten. Natürlich habe ich schon einige Male überlegt einfach abzuhauen. Aber wo sollte ich denn hin? Mein komplettes Leben hat sich schon immer in Edinburn abgespielt, und auch wenn ich mir manchmal vorstelle, wie es wäre ganz weit weg zu gehen, hätte ich doch zu große Angst davor. Außerdem weiß ich, dass es um Dad dann wirklich schlecht gestellt wäre. Er hat es nie verkraftet, dass meine Mutter ihn verlassen hat. Seither ertränkt er sämtliche Emotionen im Alkohol. Ich glaube, wenn nun auch ich ihn verlassen würde, wäre das sein Untergang. Was soll ich also tun? Wenn ich gehe, wird es ihn umbringen. Wenn ich bleibe, muss ich Angst haben, wann er mich im Suff wieder schlägt. Es ist ein düsterer Sog aus Hilflosigkeit und Pflichtgefühl. Während meine Gedanken mich wie Watte einhüllen, weine ich mich in den Schlaf.
Der Wecker reißt mich aus meinen wirren Träumen. Es ist 6:30 Uhr morgens. Um mich herum ist es dunkel und ruhig. So ruhig, dass ich mir sicher sein kann, dass Dad schon los ist. Mit einem flauen Gefühl schlage ich die Bettdecke zurück, höre angestrengt nach unten, bevor ich in die Küche laufe, um die Kaffeemaschine einzuschalten. Es erschreckt mich selbst, als ich mich ertappe, dass ich möglichst leise durch den Flur husche, obwohl ich alleine bin. Dieses vorsichtige und schützende Verhalten ist mir schon in Mark und Bein übergegangen. Bis der Kaffee durchgelaufen ist, nutze ich die Zeit im Badezimmer. Einige Sekunden stehe ich einfach da, stütze mich auf dem Rand des Waschbeckens ab und starre mich selbst an. Meine Haut ist blass und meine Augen haben dunkle Schatten vom Weinen. Meine Wange ist nur noch ein wenig gerötet. Tatsächlich beruhigt es mich, dass man gleich in der Schule nichts sehen wird, wenn ich geschminkt bin und einen langärmligen Pullover trage.