Kapitel 14

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Selena

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Selena

Ich weiß absolut nicht, was er sich dabei gedacht hat. Denn das Einzige, was er dadurch erreicht hat, ist dass ich mich nur noch mehr für alles schämen muss. Ich habe ihn nicht um Hilfe gebeten und seine Almosen brauchen wir erst Recht nicht.
Kurz beobachte ich ihn, während ich darüber nachdenke, ihn zur Rede zu stellen.
Killian steht immer noch direkt vor der Eingangstür. Mit beiden Händen in den Jackentaschen, wandert sein Blick durch die Kneipe. Als er mich bemerkt, verändert sich etwas in seiner Mimik. Am liebsten würde ich ihm eine Szene machen. Das wäre aber nur noch peinlicher.
Also beschließe ich, ihn einfach zu ignorieren und setze mich zu Regnar an den Tisch.

  „Hallo schöne Frau, ich hoffe der Tisch ist ihnen genehm“, scherzt er augenzwinkernd, „Was darf ich dir denn bestellen? Ein Bier?“

„Oh nein, ich trinke nicht. Eine Coke wäre super.“

  Lächelnd steht er auf.

„Alles klar, ich hol und zwei Gläser. Nicht weglaufen.“

Kaum dass Regnar mit unseren Getränken den Weg zurück ansteuert, kommt Killian auf ihn zu. Ihren Gesichtern nach, sprechen sie über etwas Ernsthaftes. Killian gestikuliert aufgebracht mit den Händen, während Regnar ihn mit aufeinander gepressten Lippen anschaut. Erst nachdem Regnar ihm ein paar Mal etwas entgegnet hat, blicken sie beide in meine Richtung. Ein unangenehmer Schauer zieht über meinen Rücken.
Sprechen sie etwa über mich? Oder ist es ihnen nur unangenehm, dass ich ihre Auseinandersetzung beobachten konnte?
Zeit darüber nachzudenken bleibt mir nicht, da die Beiden schließlich zusammen an den Tisch zurück kommen.

  „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, meine Hübsche. Aber schau mal, wen ich hier gefunden habe“, überspielt Regnar seine Anspannung.

Killian hingegen gibt sich weniger Mühe, seinen Missmut zu verbergen. Sichtlich mürrisch lässt er sich mir gegenüber auf den Stuhl fallen.
Immer wieder wandert sein Blick zwischen Regnar und mir hin und her, während er schweigend auf seinem Piercing kaut.

„Ist das nicht ein toller Zufall, dass wir uns alle drei hier getroffen haben?“, durchbricht Regnar die seltsame Stille.

„Ihr habt euch hier zufällig getroffen“, hakt Killian mit hochgezogener Braue nach.

„Ja, ich wollte mich hier einfach mal umsehen, du weißt schon, und Selena…“

Als Regnar ins Stocken kommt, beende ich seinen Satz.

  „Mein Fahrrad war noch an den Docks abgeschlossen. Ich habe es ja gestern einfach stehen gelassen.“

  „Ach ja“, murmelt Killian, wobei er nach Regnars Glas greift und einen großen Schluck davon trinkt.

Die Stimmung bleibt weiterhin irgendwie angespannt. Irgendetwas Unausgesprochenes hängt über unseren Köpfen.

  „Ich hol uns noch ne Runde“, verkündet Regnar, obwohl unsere Gläser noch halb voll sind.

Als er vom Tisch aufsteht, habe ich das Gefühl, als würde die Situation nur noch erdrückender werden.

„Ich helfe dir“, sagen Killian und ich gleichzeitig, während wir fast synchron von den Stühlen aufstehen. Unsere Blicke treffen sich, und dann platzt es ohne Vorwarnung aus mir heraus.

  „Wie kommst du dazu unsere Rechnung hier zu begleichen?“, blaffe ich ihn an, „Wir sind sehr gut in der Lage uns selbst um unsere Angelegenheiten zu kümmern.“

Während Killian mich sichtlich überrascht anstarrt, wühle ich nach meinem Portemonnaie.

  „Wieviel schulde ich dir?“, frage ich, ohne den Blick zu heben.

Da packt er mich plötzlich am Arm, so grob, dass ich mit Sicherheit einen blauen Fleck bekomme, und zieht mich an sich. Energisch will ich mich losreißen, als er mit seiner anderen Hand meinen Kopf fest an seine Brust drückt. Alles passiert in Sekundenschnelle.

„Hey, spinnst du…“, schreie ich.

Doch da spüre ich etwas über mich hinweg fliegen.
Kurz darauf höre ich wie Glas zersplittert. Jemand grölt. Erschrocken schaue ich zu Killian auf, der mich immer noch schützend an sich drückt. Seine Muskeln sind angespannt, sein Kiefer verhärtet. Wieder zerspringt irgendwo Glas, gefolgt vom Geräusch von zersplitterndem Holz.
  Ein Kerl mit tiefen Narben im Gesicht kommt auf uns zu. Drohend wedelt er mit einem abgebrochenen Bein des kaputten Barhockers herum.

„Wusst ich doch, dass ich deine scheiß Fresse wiedererkannt habe“, grölt er, „Du kleiner Pisser hast uns ganz schön verarscht. Jetzt bekommst du eine Lektion erteilt.“

Ängstlich kralle ich mich an Killians Arm.

  „Bleib bei mir“, knurrt Killian, während er mich ein Stück hinter sich schiebt. Wie ein Löwe, der sein Junges beschützt.

  „Auf dich hab ich gewartet, Freundchen“, provoziert er Killian weiter.

  „Was, was will der Kerl von dir?“, wimmere ich eingeschüchtert.

  „Keine Angst“, versucht mich Killian zu beruhigen, „Bei drei rennst du hier raus, verstanden?“

Ich bekomme keinen Ton heraus. Mit soviel aufflammender Aggression kann ich nicht umgehen. Die Situation verängstigt mich so sehr, dass ich völlig überfordert bin.
Von Links kommt noch ein Kerl auf uns zu. Auch sein Gesicht ist wutverzerrt.

  „Eins“, fängt Killian an zu zählen, ohne die Kerle aus den Augen zu lassen, „Zwei! Jetzt!“

Ich will losrennen, doch meine Beine sind aus Furcht wie versteinert.
  Panisch schaue ich mich nach Regnar um. Da packt mich Killian erneut und drückt mich mit seinem Gewicht nach unten. Wieder spüre ich, wie ein Bierkrug über unseren Köpfen in tausende, kleine Scherben zerberstet.
Erschrocken presse ich die Hände vors Gesicht und versuche einen Aufschrei zu unterdrücken. Um uns herum bricht Chaos aus.
Der Typ mit dem Narbengesicht kommt Killian näher, und auch er ballt die Hände zu Fäusten. Die Lage zwischen den beiden Männern droht jeden Augenblick zu eskalieren.

  „Wie schön, dass du heute deine Kleine mitgebracht hast. Wenn ich mit dir fertig bin, kann sie es sich gerne auf meinem Schoß gemütlich machen.“

Zornig fährt Killian um und ehe der Kerl überhaupt reagieren kann, hat er das Narbengesicht am Kragen gepackt.

  „Matthew, du Penner, wag dich nicht, sie anzupacken“, knurrt Killian außer sich vor Zorn.

  „Es ist doch alles okay… Es war ein Scherz“, japst das Narbengesicht, unfähig sich aus Killians festem Griff zu befreien.

Panisch schaue ich nach dem anderen Mann. Doch da verschwimmt meine Sicht. Alles wird dunkel, so als würde uns plötzlich dichter Nebel einhüllen.
Hilflos kauere ich mich unter einen der Tische. Ich spüre etwas Warmes an meiner Stirn. Als ich meine Schläfe entlangtaste, fassen meine zittrigen Finger in Blut.
Ich schaue zu Killian, der das Narbengesicht mit einem harten Stoß zu Boden wirft.
Von der Seite springt ein anderer Typ auf ihn los.

  „Killian, Achtung!“, rufe ich hysterisch.

Aber auch diesen Angreifer kann er mit einem harten Schlag niederstrecken. Seine komplette Haltung hat sich verändert. Jede Faser Killians Körpers ist angespannt. Er wirkt plötzlich größer, breiter, und er scheint keine Skrupel mehr zu haben.
  Als er sich zu mir umdreht, sind seine Augen wild und schwarz wie die Nacht. Sein Atem geht stoßhaft und an seinem Hals zeichnen sich fast schwarze Adern ab. Er ringt um Fassung.
Erschrocken weiche ich zurück. Jegliche Sanftheit ist aus seinem Gesicht gewichen.

  „Was! Was ist hier los?“, stottere ich ängstlich, worauf mir Killian keine Antwort gibt.

Er steht einfach nur vor mir und schaut mich emotionslos an, während sich sein Brustkorb von der Aufregung noch heftig hebt und senkt. 
Sein Anblick macht mir Angst.
  In seiner Miene zeichnet sich der Ausdruck von ungezügelter Wut ab, den ich in meinem Leben schon viel zu oft gesehen habe. Bei meiner Mutter, als sie beschlossen hatte uns für immer zu verlassen. Bei meinem Vater, jedes Mal wenn er die Kontrolle verliert. Ich kann das nicht, ich muss raus hier, weg.
Hektisch, grabble ich ein Stück nach hinten, bevor ich es mich wage aufzustehen. Mit verschwommenem Blick, schaue ich mich um, höre, wie Karl etwas ruft. Dann renne ich einfach los, stürme zur Tür und stolpere ins Freie.

  „Selena!“, höre ich jemanden meinen Namen rufen, aber ich drehe mich nicht mehr um. Alle Gefühle drohen über mir einzubrechen.
Schnell renne ich zu meinem Rad und fahre los, ohne mich noch einmal umzusehen.

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In your Darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt