Zwei gebrochene Seelen, gezeichnet von den Wunden ihrer Dämonen, verwickelt in ein gefährliches Spiel aus Liebe und Schmerz.
In jedem von uns bekämpfen sich zwei Seiten - das Gute und das Böse.
Aber in manchen wütet das Böse einfach stärker...
'He...
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Selena
Mit einem Blick auf die Uhr meines Handydisplays, muss ich feststellen, dass es heute etwas knapp werden könnte. Innerlich verfluche ich Mr. Reinth, der es tatsächlich geschafft hat, seine Unterrichtsstunde um satte 15 Minuten zu überziehen. Jetzt muss ich mich doch beeilen. E
igentlich wollte ich noch kurz in der Bibliothek vorbei schauen, um mir ein gutes Buch fürs Wochenende auszuleihen. Ein Thriller oder ein spannender Kriminalfall wäre toll. Einfach etwas, um abschalten zu können. Aber das hat keine Priorität, ich verschiebe es einfach auf morgen. Es wäre besser, wenn das Essen fertig und der Haushalt erledigt ist, bevor Dad von der Arbeit kommt. Die Sonne steht bereits tief am bewölkten Himmel. Der kalte Wind bläst mir entgegen und lässt die feinen Regentropfen auf mein Gesicht prasseln. Schnell knöpfe ich meinen Mantel zu. Ich kann es mir absolut nicht erlauben direkt zu Beginn des neuen Schuljahres krank zu werden. Zudem brauche ich bei so miesem Wetter und nassen Straßen mit dem Rad etwas länger als üblich. Hastig überquere ich die große Wiese, die zu den Parkplätzen führt. Dort gibt es ebenfalls die Möglichkeit seine Räder abzustellen, auch wenn das hier die Wenigsten in Anspruch nehmen. Viele Schüler haben schon ein Auto oder nehmen den Bus um zur Schule zu kommen. Das Geld für die Fahrkarte spare ich mir aber lieber. Seit meine Mom mit Henry nach Charlstown gezogen ist, mussten mein Dad und ich eben ein paar Abstriche machen. Es stört mich aber auch nicht mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Hier in Edinburn liegt alles ziemlich nahe beieinander und ist gut zu erreichen. Wenn ich es richtig plane, schaffe ich es ohne Probleme mit dem Korb auf dem Gepäckträger die Einkäufe für mehrere Tage zu erledigen. Außerdem nimmt mich Lydia, unsere Nachbarin von Gegenüber, öfter mal mit, wenn sie mit ihrem alten Astra nach Northeim in die Mall fährt.
Allmählich fallen immer dicker werdende Tropfen vom Himmel auf meine Schultern. Die kühlen Böhen lassen mir meine braunen Haare ums Gesicht wehen. Also verstaue ich das Fahrradschloss in meiner Tasche, ziehe die Kapuze meines Mantels über und knote die Kordel enger zusammen, damit sie mir während der Fahrt nicht vom Kopf rutscht. Dann schiebe ich das Rad vom Gehweg, bevor ich mich auf den Sattel schwinge und kräftig in die Pedale trete. Tatsächlich schaffe ich es, mein Fahrrad in der Einfahrt abzustellen, bevor der nächste Wolkenbruch die Straße fast zu überfluten droht. Noch im Dunkeln hänge ich meinen Mantel an einen freien Haken der Garderobe und stelle meine Schuhe säuberlich darunter. Dann wasche ich meine Hände und husche in die Küche. Der Kühlschrank und unsere Vorratskammer geben mir heute nicht viel Spielraum für kulinarische Experimente. Besser ich schreibe heute Abend noch eine Einkaufsliste. Aber für eine einfache Mahlzeit reicht es ja noch. Schnell stelle ich die Pfanne auf den Herd, brate das Hackfleisch für die Bolognese Sauce, bevor ich das Badezimmer putze und kurz den Teppich sauge. Als Dad die Wohnungstür aufschließt, bin ich gerade dabei unsere Teller auf den Tisch zu stellen.
„Hey Dad, wie war dein Tag?", rufe ich ihm zur Begrüßung entgegen, als ich höre, wie er seine Schuhe in den Flur kickt.
„Essen schon fertig, ja?", fragt er muffig, bevor er im Vorbeilaufen seine Jacke über den Stuhl wirft.
„Wir haben heute die neue Leseliste für dieses Schuljahr bekommen", breche ich das Schweigen, „Das wird nicht allzu schwierig werden. Ich habe jedes der Bücher bereits gelesen. Und in Geschichte werden wir die französische Revolution durchgehen. Richtig interessant."
Statt sich mit mir zu freuen, erkenne ich auf seinem Gesicht lediglich einen bitteren Ausdruck und glasige Augen. Bei diesem Anblick wird mir direkt das Herz ein Stück schwerer.
„Warst du in der Kneipe?", frage ich ihn vorsichtig, „Du wirkst so... abwesend."
„Abwesend? Was willst du mir unterstellen!"
Mit einem Ruck fährt er mit seiner Hand über den Tisch. Die Teller und Gläser zerspringen klirrend auf dem Fußboden.
Vor Schreck verschränke ich schützend die Arme vor meinem Gesicht.
„Ich habe es satt mir den Arsch aufzureißen für dich undankbares Gör! Du bist keinen Deut besser, als deine Mutter! Immer nur verurteilen! Nie etwas zu schätzen wissen!"
Zornerfüllt steht er auf, wobei sein Stuhl mit einem lauten Schlag umkippt.
„Besser du haust auch mit dem nächstbesten Kerl ab. Dann bin ich dich los", schreit er, stürmt aus dem Raum und schlägt die Tür hinter sich zu.
Heiße Tränen laufen über mein Gesicht. Mit zitternden Händen sammle ich die großen Scherben vom Laminat auf und kehre die Splitter zusammen.
Er hat mich mit seinen Worten zutiefst verletzt. Denkt er wirklich so? Oder spricht der billige Scotch aus ihm? Über die Wochen und Monate hinweg, in denen er sich mehr und mehr verändert hat, bin ich mir nicht mehr sicher. Es wird immer schwieriger einen normalen Alltag mit ihm zu leben. Er ist nicht nur traurig und depressiv, er ist auch regelmäßig extrem gereizt und aggressiv. Zu oft kommt er betrunken nach Hause, oder lässt sich über das komplette Wochenende gar nicht blicken, sodass ich auf mich alleine gestellt bin. Er bereut, dass Mom mich nicht mitgenommen hat? Ja, das tue ich auch. Sie ist gegangen und hat uns einfach zurückgelassen. Hätte sie mich mit sich kommen lassen, statt mit ihrem Koffer nachts aus dem Haus zu ihrem neuen Lover zu schleichen, wäre mein Leben nun vielleicht anders. Vielleicht einfacher.
Es macht nur schlichtweg wenig Sinn, sich darüber Gedanken zu machen. Sie wollte es so. Sie wollte frei sein, neu anfangen, ohne die Belastungen aus ihrem alten Leben. Ohne mich. Keine Anrufe, nur zum Geburtstag habe ich einen kurzen, eigentlich inhaltslosen Brief von ihr erhalten. Wehmütig werfe ich die Scherben unseres Geschirrs, das mein Grandpa meiner Mom damals zur Aussteuer geschenkt hatte, in den Müll. Da fliegt die Tür wieder auf. Ohne mich eines Blickes zu würdigen nimmt Dad seinen Schlüssel und verlässt das Haus. Schreckhaft zucke ich zusammen, als die Tür hinter ihm laut ins Schloss fällt.
Im Moment bin ich zwar froh darüber alleine zu sein, da mir jedoch bewusst ist, dass er nun einfach wieder bis spät in die Nacht in die Kneipe geht, bleibt das üble Gefühl in meinem Magen bestehen. Doch dieses Mal stehe ich nicht auf, um nach ihm zu sehen, sondern rolle mich in meinem Zimmer unter der Bettdecke zusammen. Selbst als es unten im Wohnzimmer laut rumpelt, stelle ich mich weiter schlafend. Natürlich ist an Schlaf aber nicht mehr zu denken. Meine Beine zittern, mein Hals brennt, weil ich jedes weinerliche Schluchzen unterdrücke. Das Gewicht der Daunendecke und meiner Furcht drohen mich zu erdrücken. Aber es ist besser, als Dad in diesem Zustand entgegenzutreten. Tränen rollen mir über die Wangen, benässen mein Kissen, während ich bete, dass er nicht nach oben kommt. Verzweifelt lausche ich, bis ich ihn nicht mehr höre. Wahrscheinlich ist er wieder einmal im Vollrausch auf dem Sofa eingeschlafen. Das beruhigt mich. Erst jetzt können sich meine angespannten Muskeln allmählich lösen. Trotzdem bleibt es eine weitere schlaflose Nacht.
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