Nachdenklich schaue ich auf die Karo 6 Karte, drehe sie mehrmals herum und stoße dann einen lauten Seufzer aus, als Akari und ich die Treppe hinauf laufen.
„Was ist los?", fragt meine Freundin und ich schaue auf.
„Ich bin einfach nur erschöpft", sage ich leicht lächelnd und merke den skeptischen Blick von Akari auf mir. Sie scheint zu wissen, dass meine Aussage gelogen ist, erwiderte aber nichts weiter, was mich etwas erleichtert. Kurz nachdem Niragi weggetragen wurde, hatte mir Chishiya die Karte wortlos in die Hand gedrückt und lief an mir vorbei, als wäre ich Luft für ihn. Es fällt mir unglaublich schwer, diesen Menschen zu verstehen und seine Beweggründe zu erahnen, was ihn nur noch gefährlicher macht. Es gibt bisher niemanden, der Chishiya versteht und anscheinend will er das auch nicht.
„Lass uns die Karte abgeben und dann unter die Dusche springen", reißt mich Akari mit kühler Stimme aus meinen Gedanken. Ob sie mir die Schuld an allem gibt? Immerhin bin ich diejenige, die das Spiel erschaffen hat.
„Du kannst schon in dein Zimmer gehen. Ich bringe die Karte zum Hutmacher." Abrupt bleibt Akari stehen und ich bin beinahe in sie hineingelaufen.
„Ich habe heute Lust auf eine Party", sagt sie plötzlich und Verwirrung steigt in mir auf.
„Was?", frage ich daher irritiert. Akari und Partys waren Dinge, die einfach nicht zusammenpassen. Sie hasst überfüllte Plätze, laute Menschen und das sinnlose Feiern an den Pools, in denen die Mitglieder des Beaches ihre Sorgen ertränken.
„Lass uns heute auf eine Feier gehen. Das wird uns beiden gut tun und wir bekommen den Kopf etwas frei." Ich bin unsicher, ob meine Freundin ihre Aussage ernst meint, oder sie nun völlig übergeschnappt ist.
„Hasst du die Partys nicht?", frage ich daher und mustere Akari genau. Sie ist, genau wie ich, Blut überströmt. Der Kimono ist dreckig und von der Flüssigkeit getränkt, selbst ihr Körper weißt rote Flecken auf.
„Ich brauche Ablenkung", murmelt sie. „Und Alkohol. Sehr viel Alkohol. Die Spiele machen mich fertig." Verstehend nicke ich und langsam wird auch mir klar, wie sehr Akari unter all dem leiden muss.
„Geh duschen. Wir treffen uns dann in einer Stunde in der Lobby", schlage ich vor und ein erleichtertes Lächeln bildet sich in ihrem Gesicht.
„Du bist die Beste!", ruft sie und eilt im nächsten Atemzug schon den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Ich schaue Akari einen Moment nach, ehe ich meine Schultern straffe und in die andere Richtung laufe. Meine Füße tragen mich automatisch zu Takerus Zimmer, vor dem zwei Wachen des Militärs stehen. Ihre gierigen Blicke mustern mich von oben bis unten und reflexartig drücke ich den blutigen Kimono enger an meine Brust. Wieso müssen wir auch ständig in Bikinis durch die Gegend laufen?
„Ich möchte eine Karte abgeben", gebe ich etwas leise von mir, während sich ein anzügliches Lächeln auf den Lippen der Wachen bildet. Für einen kurzen Moment befürchte ich, dass einer von ihnen etwas versuchen wird, aber letztendlich treten beide zur Seite und öffnen die große Tür. Erleichtert eile ich an den zwei Widerlingen vorbei und betrete den riesigen Raum. Takeru steht mit dem Rücken zu mir über einen Tisch gebeugt und dreht sich zu mir herum, als ich mich kurz räuspere.
„Ich sehe ihr wart erfolgreich", sagt er lächelnd, als ich die Karte in die Höhe halte.
„Wir hatten einige Verluste."
„In jedem Spiel kann man etwas verlieren." Seine Mundwinkel zucken leicht nach oben, als er mir die Karo 6 aus der Hand nimmt und sie betrachtet. „Niragi wird sich schon wieder erholen. Der Kerl ist so robust wie ein altes Nokia Handy." Die letzten Worte klingen eher bedauernd als erfreut und mein Gefühl sagt mir, dass Takeru nicht gut auf Niragi zu sprechen scheint.
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A Deal with the Devil
RandomAkari und Miyu sind seit ihrer Ankunft in Borderland Dealer. Das Blut unzähliger klebt an ihren Händen und es fällt ihnen immer schwerer ein „normales" Leben im Beach zu führen. Während der Hutmacher versucht den Militärtrupp in den Griff zu bekomme...