Kapitel 17 Akari

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„Wie geht es ihr?" Mit großer Vorsicht greift Isamu nach meinem Handgelenk und betrachtet die kleine Schnittwunde an meinem Unterarm. Sie stammt aus einer der Spiele Anfang der Woche und ist nicht einmal sehr tief. Aber mein Körper scheint sich gegen die ständigen Verletzungen zu wehren und nun hat sie sich ein wenig entzündet.

„Nicht gut", erwidere ich und sehe Isamu dabei zu, wie er die große, helle Lampe über unseren Köpfen neu ausrichtet, um die Wunde besser sehen zu können, ehe er sich zur Seite dreht und nach einem der Wattebällchen greift. Er zählt die Tropfen des Desinfektionsmittels genau ab, die er auf den weichen Stoff träufeln lässt. Bei dem beißenden Geruch rümpfe ich die Nase, rühre mich aber nicht von der Stelle, als er sich zu mir zurückdreht und behutsam meine Wunde reinigt, obwohl das brennende Gefühl bis in meine Fingerspitzen zieht. Meine andere Hand krallt sich in das weiche Polster der Behandlungsliege.

„Sie ringt mit sich selbst. Auf der einen Seite glaubt sie mir und auf der anderen will sie es nicht wahrhaben." Ich atme tief durch, als er zu viel Druck anwendet, und beiße mir auf die Lippe. Für einen kurzen Moment wende ich den Blick ab und schaue erst wieder hin, als Isamu auf der Wunde eine gelbe Salbe mit einem Wattestäbchen verteilt.

„Ihre Gefühle für Chishiya stehen ihr dabei im Weg die Wahrheit zu erkennen", sagt er schließlich und schaut zu mir auf. Unsere Blicke treffen sich und ich erkenne so viel Wärme in diesen dunkelbraunen Augen.

So viel Verständnis.

Doch dann zieht er seine Augenbrauen zusammen und lässt seinen Blick wieder nach unten zu meiner Schnittwunde wandern, als hätte ihn jemand aus seinen Gedanken gerissen. Sein plötzliches Zurückschrecken aus unserem intensiven Blick verwirrt mich und ich würde gerade gerne alles dafür geben, um auch nur einen Schnipsel seiner Gedanken zu hören. Doch noch bevor ich mir genau überlegen kann, wie ich an diese Gedanken herankomme, fragt er:

„Bist du dir denn ganz sicher, dass es so gewesen ist? Ich persönlich habe während der Spiele manchmal Blackouts und erinnere mich an kaum etwas. Es wäre also möglich, dass dein Gehirn es dir nur vorgaugelt, damit du Makos Tod besser verarbeiten kannst."

Ich seufze, da ich es langsam Leid bin mich zu rechtfertigen. Niemand, wirklich niemand hat mir geglaubt, als ich ihnen versucht habe zu erklären, wie genau Mako starb. Es war kein Unfall und es war auch kein Opfer. Es war schlicht und ergreifend eiskalter Mord.

„Ich habe es mir nicht eingebildet, Isamu!" Bei meinen harschen Worten zuckt er zusammen und es tut mir augenblicklich leid, deshalb füge ich sanfter hinzu: „Aber ich wünschte auch, dass es nicht wahr wäre ..."

Mako und er sind ziemlich gute Freunde gewesen. Doch anstatt zusammen zu brechen, wie Miyu es derzeit tut, bleibt Isamu selbstkontrolliert, um das Geschehen so realistisch wie möglich erfassen zu können. So läuft das eben in Borderland. Ein Tod bedeutet hier gar nicht.

„Es ist nur so schwer vorstellbar." Er greift nach einer Binde und wickelt den weichen Stoff um meinen Unterarm herum, damit meine Schnittwunde vor äußeren Schmutzpartikeln geschützt wird. „Es sieht Chishiya nicht ähnlich so drastisch zu handeln. Ich war mit ihm ein paar Mal in den Spielen und er hat die anderen ehr dazu gebracht sich gegenseitig anzugreifen, damit er in der Zwischenzeit das Rätsel lösen kann."

„Isamu."

„Ich glaube dir", versichert er mir und schaltet die grelle Lampe über unseren Köpfen aus, als er mit meiner Wunde fertig ist. Er atmet tief durch und rollte dann mit seinem Hocker dichter zu mir heran, um sich seitlich gegen die Liege zu lehnen und den Arm auf dem weichen Polster ablegen zu können. „Aber wo ist Miyu jetzt? Sie sollte nicht alleine sein. Wenn Chishiya wirklich so gefährlich ist, wie du sagst, dann sollte jemand bei ihr bleiben."

A Deal with the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt