Kapitel 14 Miyu

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Ungeduldig wippt mein Fuß auf und ab. Das Geräusch hallt durch das verlassene Möbelhaus und gelangweilt erhebe ich mich von der bequemen Couch, die ich seit einigen Tagen für mich beansprucht habe. Das Gebäude war nicht allzu groß, jedoch war es der perfekte Unterschlupf für Akari und mich. Die anderen Spieler kamen selten in Möbelhäuser. Entweder leben sie bereits im Beach oder suchen sich außerhalb der Stadt einen ruhigen Ort, um dort nicht überfallen zu werden. Allein der Vorfall im Lebensmittelladen zeigt mir selbst, wie schwierig es ist, in Shibuya einen ruhigen Platz zu finden. Seufzend lehne ich mich gegen das Geländer und starre die zwei Etagen hinunter, wo sich der Eingang befindet. Akari sollte bereits vor zehn Minuten hier sein und leichte Sorge steigt langsam in mir auf. War ihr etwas zugestoßen? Lief die Besprechung nicht gut und Mira hält sie nun gefangen? Meine Gedanken überschlagen sich und die verrücktesten Szenarien spielen sich vor meinem inneren Auge ab, als die Glastür mit Schwung aufgerissen wird. Erschrocken zucke ich zusammen, gehe zur Sicherheit etwas vom Geländer weg und schiele über das Glas hinweg nach unten. Meine angespannten Muskeln lösen sich langsam, als ich Akari entdecke, die stampfend die Treppen hochsteigt.

„Tut mir leid", schnauft sie, wischt mit einer schnellen Bewegung eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lässt sich mit einem lauten Seufzen auf meine Couch fallen. Ihre Füße landen auf dem braunen Stoff, während ihr Kopf ein Stück hinter der Lehne hing.

„Ist etwas passiert?" Bei meiner Frage richtet Akari sich stöhnend auf, nur um kurz darauf den Kopf wieder hängen zu lassen.

„Ich bin jetzt offiziell im Vorstand", murmelt sie und mein Gehirn braucht einige Sekunden, bis es das Gesagte verarbeitet hat.

„Du bist was?", hake ich verwirrt nach, schubse ihre Füße von der Couch, um es mir ebenfalls bequem zu machen, was meine Freundin mit einem unwirschen Laut beantwortet. Akari setzt sich auf, fährt durch ihre Haare und hält sie für einige Sekunden zurück, ehe sie sie brummend loslässt.

„Der Hutmacher und Mira waren sehr begeistert von meiner Arbeit mit Niragi, die ich eher unbeabsichtigt ausgeführt habe. Ich schätze mal, Mira möchte uns durch meine neue Position besser im Auge behalten. Sie weiß mit Sicherheit, was wir versucht haben." Bei Akaris Worten schlägt mein Herz schneller. Egal was wir tun werden, Mira wird uns immer einen Schritt voraus sein, oder das System.

„Bevor ich es vergesse." Gequält zieht meine Freundin etwas aus ihrer Hosentasche und legt es auf den kleinen Tisch vor uns. Zwei Spielkarten leuchten mir entgegen, eine Kreuz 4 und eine Pik 2. Strahlend nehme ich die wertvollen Trophäen aus den Spielen in die Hände, betrachte sie für einige Sekunden, ehe ich mich von der Couch erhebe und langsam in Richtung des Küchenbereichs schlender.

„Damit haben wir zwei mehr", sage ich glücklich und lege die erbeuteten Karten in einen Topf. Die letzten Tage waren Akari und ich damit beschäftigt an den Spielen teilzunehmen, um die Karten einzusammeln. Es war riskant, diese zurückzuhalten, doch ist es unsere einzige Möglichkeit aus Borderland zu entkommen. Zumindest hoffen wir das.

„Wie viele haben wir nun?", fragt Akari und wirft erneut ihre Füße auf die Couch.

„Sechs insgesamt." Frustriert über meine Antwort wirft meine Freundin ihren Kopf stöhnend in den Nacken.

„So kommen wir nie voran." Nachdenklich gehe ich zu Akari zurück und kaue auf meiner Wange herum. Sie hat Recht. In diesem Tempo kommen wir nie aus Borderland und die Wahrscheinlichkeit, jedes Spiel zu überleben ist gering. Zudem konnten wir nicht alle Karten zurückhalten. Die Hälfte unserer Beute liegt in Hutmachers Gemächern und Niragis Wachhunde Streunern mehr denn je im Beach herum, als wittern sie, dass ein Verräter unter ihnen ist.

A Deal with the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt