Kapitel 10 Miyu

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Der Hutmacher hat recht gehabt, als er meinte, dass der Regen unsere Wasservorräte bald auffüllen wird. Dröhnend klatschen die Tropfen auf den gepflasterten Weg, durchnässen die trockene Erde in sekundenschnelle und ich merke, wie die Temperaturen langsam absinken. Es fühlt sich an wie eine Erleichterung, als der kühle Wind über meine Haut streicht. Das monotone Rauschen des Regens lässt meine aufgewühlten Gedanken langsam zur Ruhe kommen und seufzend lehne ich meinen Kopf gegen die weiße Säule. Der Poolbereich war wie ausgestorben. Ein paar Bewohner des Beachs haben sich unter den Sonnenschirmen vor dem Regen in Sicherheit gebracht, doch als der erste Blitz über den Himmel jagt, rennen auch sie an uns vorbei und hinein in das sichere Gebäude. Es war angenehm ruhig und nur der Donner unterbricht ab und zu die friedliche Atmosphäre.

„Wieso hast du ihn am Leben gelassen?" Akaris Frage geht in dem Regen beinahe unter, doch es war laut genug, sodass ich es hören kann. Ich werfe meiner Freundin einen kurzen Blick zu. Ihre Augen sind auf den Pool gerichtet und die verblassten lila Haare sehen leicht zerzaust aus. Ich fühle mich noch immer schlecht, dass ich Akari wahrscheinlich aus dem Schlaf gerissen habe.

„Ich weiß es nicht." Seufzend entweichen mir die Worte und ich schlinge meine Arme um meinen Körper. Nicht weil mir kalt ist, viel mehr gibt es mir in dem Moment eine gewisse Sicherheit und Halt, die ich dringend benötige.

„Du zögerst nie, wenn es um die Spiele geht. Was hat dich dieses Mal davon abgehalten? Magst du Chishiya?" Akaris Worte bringen meine Gedanken kurz ins Straucheln. Kann es möglich sein, dass ich den Weißhaarigen mag und daher gezögert habe? Kopfschüttelnd fahre ich mir durch die schwarzen Haare und spüre den prüfenden Blick meiner Freundin deutlich auf mir.

„Miyu, ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht mir sprichst", bohrt Akari weiter nach, wobei ihre Worte scharf und mahnend klingen.

„Ich wollte ihn nicht sterben lassen, ja", platze ich frustriert heraus und bin über meine eigenen Gedanken und Emotionen verwirrt. „Wie kann ich jemanden sterben lassen, der mir das Leben rettet? Das gesamte Spiel über dachte ich daran, ihn da lebend herauszubringen und ich weiß nicht mal wieso."

„Du fängst an, ihn zu mögen, Miyu. Deswegen wolltest du ihn nicht sterben lassen. Halte dich lieber von Chishiya fern. Sowohl er, als auch Mira könnten deine Emotionen ausnutzen." Verärgert runzel ich die Stirn, obwohl ich weiß, dass Akari recht hat. Seufzend fängt sie meinen Blick auf, dreht sich zu mir und legt eine Hand auf meine Schulter, was mich nicht gerade beruhigt. „Verlieb dich einfach nicht."

„Das werde ich nicht. Du solltest ebenfalls mit Niragi aufpassen", gebe ich kühler zurück, als ich möchte, und kassiere einen gereizten Ausdruck von Akari.

„Denkst du, ich verliebe mich in so einen Widerling?"

„Denkst du, ich verliebe mich in so einer Lage in einen Kerl, der unberechenbar ist?" Die Luft knistert zwischen uns, als unsere wütenden Blicke aufeinandertreffen. Frustriert trete ich zurück und bereue meine lauten Worte im nächsten Moment. Wir sind beide angespannt, körperlich und seelisch erschöpft, weshalb unser Geduldsfaden kurz davor ist zu reißen. „Tut mir leid", murmel ich daher und senke meinen Kopf. Jetzt ist nicht die Zeit zum Streiten. Genervt schnalzt Akari mit der Zunge, fährt sich dann durch die Haare und scheint zu überlegen, was unsere nächsten Schritte sein sollten.

„Ich denke wir werden in der Zentrale fündig werden." Ihre gemurmelten Worte lassen mich aufschauen und für einen kurzen Moment überlege ich, was genau meine Freundin meint.

„Du willst in das Büro von Mira einbrechen", stelle ich fest und sehe ein kleines, verschwörerisches Lächeln auf Akaris Lippen erscheinen. Schnell schaut sie sich um, ob uns auch keiner belauscht, und tritt dann einen Schritt auf mich zu.

A Deal with the DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt