Unachtsam reiße ich die Schubladen des Nachtschränkchens auf und wühle in dem Inhalt herum, der sich auf Zigaretten, Feueranzünder und Kondome beschränkt. Hinter mir kracht es laut. Bei einem kurzen Blick über die Schulter erkenne ich, dass Dai die gesamte Schublade aus dem Kleiderschrank herausgerissen hat.
„Ups", murmelt er überrascht. Doch dann schmeißt er sie unachtsam fort und widmet sich weiterhin der Durchsuchung des Zimmers. Kurz überlege ich, ob ich ihm daran erinnern soll, dass wir hier sind, um nach den versteckten Spielkarten zu suchen und nicht, um Möbel zu zerstören. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist es mir egal. Immerhin ist es nicht mein Zimmer.
„Niragi." Chiyo tritt aus dem Badezimmer. Schnell greife ich in die Schublade und lasse eine Handvoll Kondome und ein Feueranzünder in meiner Hosentasche verschwinden, ehe ich die Schublade zustoße und mich zu ihm herumdrehe.
„Ich denke nicht, dass hier jemand Karten versteckt. Wir haben alles durchsucht."
„Sind wir überhaupt sicher, dass es keine Zeitverschwendung ist?", fragt Dai genervt und verschränkt die Arme vor der Brust. „Niemand wäre so blöd den Hutmacher zu hintergehen."
Ich nehme mein Gewehr auf die Schulter und schlendere an ihnen vorbei in den Flur des Hotelzimmers.
„Die Anweisung kommt von Aguni", sage ich und frage mich, wieso ich, ausgerechnet ich, die beiden Vollidioten bekommen habe, während Last Boss die unteren Etagen mit den wirklich hilfreichen Leuten durchsucht. „Ihr wollt mir doch nicht sagen, dass Aguni, unser Boss, sich irrt?" Provozierend hebe ich eine Augenbraue und reiße die Tür auf, ehe ich mich zu ihnen herumdrehe. „Denn das wäre Hochverrat und ihr wisst was mit Verrätern passiert."
Dai schluckt hörbar, während Chiyo langsam verstehend nickt. Ich lächle zufrieden und hebe mein Kinn an, damit sie genau sehen, wer von uns drei das Sagen hat. Ich bin Agunis rechte Hand, sein engster Vertrauter und wenn jemand schlecht über ihn redet, dann kenne ich keine Gnade.
„War nicht so gemeint", murmelt Chiyo schnell, als er bereits bemerkt, wie der Griff um meine Waffe fester wird. „Natürlich weiß Aguni was er tut. Er würde uns nicht losschicken, wenn er sich nicht sicher wäre."
„Spiel dich nicht so auf, Niragi", brummt Dai mutig und drückt seine Brust nach vorne, damit er etwas größer wirkt. Ich lache auf, weil ich nicht fassen kann, dass er es wirklich wagt, mich verbal anzugreifen. Nur sehr schwer widerstehe ich dem Drang, ihm das Gehirn wegzublasen, obwohl davon auch nicht viel übrig ist. In seinem früheren Leben war Dai der beste in seiner Schule mit Aussichten auf ein Anwaltsstudium. Aber seit er hier ist, säuft er sich jeden Abend die Intelligenz weg und jetzt besteht er aus nichts mehr, als Muskeln.
„Bist du lebensmüde?", frage ich betont ruhig.
„Ich meine es erst! Du tust, als wärst du unser Boss, aber das bist du nicht. Aguni ist unser Anführer. Du bist nur ein Lakai, genau wie wir. Also tu nicht so, als ob du uns überlegen bist."
Innerhalb von zwei Sekunden habe ich mein Gewehr von der Schulter genommen, den Finger am Abzug und den Lauf der Waffe direkt auf den Punkt zwischen seinen Augen gerichtet. Ich mag zwar verbal nicht der Beste sein, aber ich bin sehr zielsicher und habe schnelle Reflexe entwickelt, seitdem ich hier in diesem Land bin.
„Sag das nochmal!", knurre ich ihn an. Er macht mich wütend. So sehr. Aber ich musste Aguni versprechen niemanden umzubringen, der es nicht wirklich verdient hat. In meinen Augen hätte ich zwar in diesem Moment alle Rechte dazu, aber Aguni betont jedes Mal, dass die Beachregeln auch für uns gelten, und das bedeutet, niemand wird erschossen, wenn er nicht gegen die Regeln verstößt. Obwohl ich immer noch nicht verstehe, warum wir uns daran halten müssen. Immerhin ist der Hutmacher nicht unser Anführer. Manchmal hasse ich Loyalität.
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A Deal with the Devil
RandomAkari und Miyu sind seit ihrer Ankunft in Borderland Dealer. Das Blut unzähliger klebt an ihren Händen und es fällt ihnen immer schwerer ein „normales" Leben im Beach zu führen. Während der Hutmacher versucht den Militärtrupp in den Griff zu bekomme...