Ein kleiner Funken Hoffnung reicht aus

1.3K 67 2
                                    

„Was hast du dir nur dabei gedacht. Jetzt werden wir erst recht umgebracht.“ Beschwerte sich Snotloud, während wir in die Zelle gebracht wurden. Wir wanderten alle in dieselbe Zelle, da wir kaum Käfige für Wikinger hatten. Als ich als letzte grob rein geschupst wurde fiel auch schon hinter uns das Gitter ins Schloss und wir waren gefangen.

„Wir werden so oder so getötet, das Urteil war schon gefallen, bevor ich überhaupt den Mund aufgemacht hatte. Damit hätte ich es nicht schlimmer gemacht, als es schon ist.“ Sagte ich, schon etwas weniger aufmunternd. Ich war fertig mit der Welt, ich wusste, dass es keinen gerechten Ausweg hieraus gab. Erschöpft setzte ich mich auf den kalten Boden und lehnte mich an die Wand. Was sollte ich nun tun. Ich konnte nicht einfach hier rumsitzen und auf meinen Tot warten.

„Was sollen wir nun tun?“ fragte Fischlegs verzweifelt. Allen waren die Angst und die Verzweiflung anzusehen.

„Was für eine Frage. Wir können natürlich nichts tun.“ Sagte Snotloud gereizt.

„Wie denn auch. Wir sitzen hier fest, gefesselt, eingesperrt und ohne unsere Drachen.“ Gab noch Tuff hinzu, um die Stimmung noch weiter zu senken, wenn sie nicht schon auf den tiefsten Punkt angekommen war. Alle waren sich sicher, dass wir hier niemals lebend wieder rauskamen. Ich würde nie mehr meine Eltern sehen, die mich jetzt bestimmt hassten. Ich würde Stormfly nicht mehr sehen. Ich würde Hiccup nie finden können, aus meinem Plan würde einfach nichts mehr werden. In Gedanken versunken spielten meine Finger an dem Armband, was er mir schenkte. Ich hatte es seit drei Jahren nie abgemacht, da es das einzige war, was mich noch an ihn erinnerte. Ich wollte ihn finden, ich musste ihn finden, aber wie. Ich sah mich etwas in der Zelle um. Bis auf Bänke und Wikinger, die darauf saßen, gab es nichts, womit man irgendwie entkommen konnte. Doch das Stückchen Hoffnung in mir wollte nicht verblassen. Ich durfte nicht aufgeben. Ich musste jetzt stark sein und versuchen einen Weg hier raus zu finden, ohne den Kopf zu verlieren.

„Snotloud, komm her.“ Sagte ich plötzlich und stand auf.

„Wa …“

„Komm her!“ wiederholte ich mich und er stand auf und kam zu mir.

„Dreh dich um!“ gab ich ihm weitere Befehle und er wollte mir wiedersprechen, doch ich wiederholte mich noch einmal und er tat was ich ihm aufgetragen hatte. Auch ich drehte mich dann um, sodass unsere auf den Rücken gefesselten Hände sich berühren konnten. Meine Hände machten sich dann daran, den Knoten von Snotlouds Fesseln zu lösen und es klappte.

„Ja.“ Sagte er triumphierend.

„Jetzt mach mir meine auf.“ sagte ich zu ihn und als meine auch befreit waren, halfen wir den anderen, bis alle wieder freie Hände hatten.

„So, was jetzt?“ fragte Ruff und in diesem Moment kam etwas Schweres aus dem Kleinen Fenster geflogen und landete mitten im Raum. Ich ging hin und hob es auf. Es war ein kleiner Dolch, zu klein um jemanden umzubringen, jedoch groß genug, um Türen zu öffnen. Ich fragte mich, wer uns helfen wollte beim fliehen, doch das spielte für den Moment keine Rolle. Ich ging zum Gitter und schaute, ob wir beobachtet werden, doch alles was ich sehen konnte, war ein kleiner Lichtschein von einer Kerze, die im Gang um die Ecke stand. Ich lauschte und hörte Gerede, doch es war weit genug entfernt, dass ich es wagen konnte, die Tür zu öffnen. Leise und vorsichtig versuchte ich mich daran, bis es knackte und die Tür aufging. Ich hielt die anderen noch zurück rauszugehen, denn wir mussten noch an den Wachen vorbei. Ich schlich mich voran bis zur Ecke und spähte um die Ecke. Es waren nur zwei Wikinger, die am Tisch saßen und irgendwas spielten. Ich hatte nicht genug Zeit, um einen Plan auszuarbeiten, denn mehrere Schritte näherten sich dem Haus. Ich winkte den anderen zu und sie kamen so leise wie möglich zu mir. Ich erklärte ihnen flüsternd einen kleinen Plan, den ich mir ausgedacht hatte und bekam von allen ein Nicken zur Bestätigung, dass sie es verstanden hatten. Ich nahm dann wieder die beiden Wikinger ins Visier und alle gingen auf ihre Posten.

Tuffnut schlich sich langsam gebückt an den ersten Wikinger an, der mit dem Rücken zu uns saß. Ich hatte schon Angst, er würde wieder rumalbern, doch dieses Mal erkannte er den Ernst der Sache. Er nahm die Waffe, die an seinem Stuhl gelehnt war und reichte sie Snotloud. Er nickte Tuff zu und stand auf. Der andere Wikinger, der ihn als erstes sah, erstarrte und wollte gerade den Mund aufreißen, als Snotloud die scharfe Klinge ihm an den Hals drückte. Tuff stand ebenso auf und legte seine Hände vor dem Mund des anderen Wikingers, somit konnten beide keine Hilfe rufen. Der Rest von uns kam um die Ecke und jeder nahm sich seine Sachen, die dort aufbewahrt wurden. Ich nahm mir mein Gepäck und meine Axt und ging zu den Wikingern, die noch immer stumm waren. Ich stellte mein Gepäck vor meinen Füßen ab, schulterte meine Axt und schaute die beiden herausfordernd an.

„Wo sind unsere Drachen?“ fragte ich sie und Snotloud lockerte die Waffe beim hals des anderen Wikingers, damit er reden konnte, doch er tat es nicht. Er schaute mich bloß wütend an und spuckte vor meinen Füßen auf den Boden. ‚Der wird uns sicher nichts verraten‘ beschloss ich und wendete mich dem anderen zu. Tuffnut nahm seine Hände von seinem Mund und ich stellte ihm die gleiche Frage. Unsicher schaute er zwischen mir und seinem Kollegen hin und her und wusste nicht so recht, was er antworten sollte. Mir blieb aber nicht so viel Zeit, also machte ich es auf die harte Tour.

„Hör zu! Du sagst uns jetzt sofort, wo unsere Drachen sind, oder du wirst keine Waffe mehr schwingen können.“ Mit diesen Worten ließ ich meine Axt auf den Tisch krachen, sodass sie im Holz drinnen steckte.

„Sie sind in der Arena.“

„Sie sind am Strand.“ Platzten beide heraus. Ich wusste so recht nicht, wem ich Glauben schenken sollte, doch ich konnte nicht länger hier bleiben. Ich zog meine Axt aus dem Tisch, nahm mein Gepäck und ging raus, während die anderen schon draußen auf mich warteten.

„Und, wie machen wir das jetzt?“ fragte Fischlegs und schaute unsicher umher. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden und es würde sicherlich nicht lange dauern, bis unser ausbrechen gemeldet werden würde. Es würde zu lange dauern die Arena und den Strand abzusuchen.

Verloren und GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt