Ich wünschte das wäre alles nicht passiert

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Ich schlug mit meiner Axt sein Schwert weg, holte noch mal aus und enthauptete ihn. Ich drückte ihn mit meinem Fuß von Hiccup weg und erledigte den Rest, der um mich herum stand. Als soweit alle Gegner beseitigt waren, ließ ich meine Axt sinken und drehte mich langsam zu Hiccup. Er lag immer noch regungslos am Boden. Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Meine Füße setzten sich in Bewegung, ich ließ meine Axt fallen und fiel neben ihm auf die Knie. Der Regen wurde immer heftiger und schlug mir ins Gesicht. Zitternd nahm ich seinen Kopf in meine Hände und drehte ihn zu mir. Ich schlug ihn erst sanft auf seine Wange, und als nichts geschah, haute ich fester zu.

„Bitte, Hiccup …. Wache auf.“ Flüsterte ich weinend, „verlass mich nicht, bitte.“ Ich schüttelte seinen Kopf und merkte dabei, dass seine Haare klebten. Ich nahm meine eine Hand weg, schaute sie mir an und sah, dass ich etwas Blut an meinen Händen kleben hatte. Ich legte meine Hand wieder an seinen Kopf und sah ihn an.

„Hiccup! Wach auf, bitte!“ sagte ich schon etwas lauter und schüttelte seinen Kopf. Weitere Tränen liefen an meiner Wange runter.

„Hiccup!“ jetzt schrie ich schon fast, doch das brachte alles nichts.

„HICCUP! Verdammt, ich brauche dich!“ schrie ich. Ich lehnte meine Stirn an seine, schloss meine Augen und weinte. Ich ließ all den Kummer, all den Hass auf ihn los.

„Komm zu mir zurück … bitte.“ Sagte ich leise, „ … es tut mir leid … bitte verzeih mir … Ich liebe dich.“ Die letzten Worte flüsterte ich. Eine Weile saß ich so da und vergas das Geschehen um mich herum. Regen prasselte mir auf meine durchnässte Kleidung und auf meine Nassen Haare.

Meine Hoffnungen schwanden mit jedem Atemzug, den ich nahm. Die Kälte hatte mich schon eingenommen und ich spürte nichts mehr, bis auf einen Hauch von warmer Luft. Ich schlug die Augen auf und schaute Hiccup an. Seine Brust hob sich leicht und ich spürte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht.

„Hiccup?!“ sagte ich laut, doch eine Antwort bekam ich nicht. ‚Er braucht dringendst Hilfe‘ beschloss ich und schaute mich um. Die Schlacht war so gut wie gewonnen, doch ich sah niemanden, der sich mit der Heilkunst auskannte. Also nahm ich ihn. Ich legte seinen Arm um meine Schulter und hob ihn hoch. Stormfly kam zu uns und kniete sich hin, damit ich ihn auf ihren Rücken legen konnte und stieg drauf. Wir erhoben uns in die Lüfte ich schaute mich nach ein paar Heiler um. Ich entdeckte eine kleine Gruppe von Heiler um jemanden stehend, auch Gothi war bei ihnen. Stormfly landete etwas entfernt von ihnen, ging wieder runter, damit ich Hiccup nehmen konnte. Ich lief mit ihm zu den Heiler.

„Hilfe!“ rief ich, um auf mich aufmerksam zu machen, was auch klappte. Die Heiler drehten sich zu mir um und schauten mich an.

„Er braucht dringend Hilfe … bitte!“ sagte ich flehend. Ein paar von ihnen kamen zu mir und nahmen Hiccup und legten ihn auf den Boden. Sie bedeuteten mir, etwas auf Abstand zu gehen, und das tat ich auch. Sie beugten sich über ihn und betrachteten ihn näher. Nach einer kleinen Diskussion trugen sie ihn in das Haus der Heiler und eine Heilerin kam auf mich zu. Ich wollte ihnen schon folgen, doch sie hielt mich zurück.

„Du musst draußen bleiben.“ Sagte sie.

„Was ist mit ihm?“ fragte ich etwas verzweifelt. Die Frau schaute mich etwas traurig an.

„Die Wunde an seinem Kopf ist sehr stark. Wir wissen nicht, ob er die Nacht überstehen wird.“ Sagte sie und ich starrte sie an. Ich wollte es nicht glauben, was sie da sagte. Da half nur noch beten. Die Götter anflehen, dass sie ihn verschonten. Betroffen machte ich einen Schritt zurück, nickte und ging.

Meine Füße schleppten mich über das Schlachtfeld und jedes Mal, wenn ich eine Familie sah, die jemanden verloren hatte, wurde mein Herz noch schwerer. Immer weiter ging ich und wagte es nicht stehen zu bleiben, um mir die Gesichter genauer anzuschauen. Wenn jemand dabei war, der mir was bedeutete … Ich konnte und wollte das nicht glauben. Es war schon unerträglich genug zu wissen, dass Hiccup es vielleicht nicht schaffen könnte. Doch dann blieb mein Blick doch noch auf jemanden Haften. Ich konnte das Gesicht nicht wirklich erkennen. Langsam ging ich zu der leblosen Person hin und entdeckte eine weitere bekannte neben ihr liegend. Wieder füllten sich meine Augen mit Tränen und ich brach weinend neben ihnen zusammen. Mein Gesicht vergraben in meinen Händen. Stormfly kam zu mir und stupste mich sanft an. Ich sah auf und blickte in die Gesichter meiner Eltern.

„Mom … Dad …“ sagte ich traurig, „es tut mir so leid.“. Ich hätte bei ihnen sein sollen. Mit ihnen kämpfen sollen. Dann hätte ich es verhindern können. Wieder grub ich mein Gesicht in meine Hände. ‚Es ist meine Schuld … alles meine Schuld‘. Einige Zeit lang saß ich dort, bis ich merkte, wie mir jemand seine Hand auf meine Schulter legte. Ich schaute auf und sah Valka neben mir kniend.

„Es ist schwer, jemanden zu verlieren, den man liebt.“ Sagte sie sanft und schaute mich an. Ich versuchte mich zu fassen und etwas zu sagen.

„I …Ich h … hätte bei i … ihnen sein sollen …“ sagte ich schluchzend, „ es i … ist alles m … meine sch …. Schuld.“

„Nein, ist es nicht.“ Sagte sie ruhig. Ich wollte ihr gerade widersprechen, doch sie gab mir keine Zeit dazu.

„Du wirst dich vielleicht jetzt schuldig fühlen, doch das heißt nicht, dass du das bist.“ Ich schaute weg und konnte nicht so recht nachvollziehen, was sie mir da sagte. Ich war schuldig. Schuldig an allem …

„Außerdem … wenn du bei deinen Eltern geblieben wärst, hättest du sie vielleicht retten können, doch Hiccup wäre dann nicht mehr unter uns.“ Sagte sie und ich schaute sie an. Ich öffnete den Mund, um ihr zu sagen, dass sie nicht wissen, ob er überleben wird, doch ich schloss ihn wieder und schaute auf den Boden. Das konnte ich ihr nicht antun.

„Bitte sag mir, dass das alles ein Traum war.“ Sagte ich tonlos und schaute auf die bleichen Körper meiner Eltern.

„Wir hatten uns gerade erst versöhnt.“ Fügte ich noch leise hinzu und Valka legte mir wieder ihre Hand auf meine Schulter.
„Sie sind jetzt an einem besseren Ort. Bestimmt speisen sie schon in Walhalla mit den Göttern an der Tafel.“ Sie lächelte mich etwas aufmunternd an, was bei mir jedoch nichts brachte. In Trauer verfallen schaute ich wieder auf meine Eltern und wünschte, das wäre alles nicht passiert.

Verloren und GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt