Einen Namen für den Nadder

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Ich lag auf meinem Bett, die Tür, wie immer, verschlossen und mit Hiccups Zeichnungen in der Hand. Ich schaute mir jedes einzelne Blatt genau an und versuchte zu verstehen, was das zu bedeuten hatte, denn Hiccup war schon ein richtig guter Zeichner, doch manchmal waren seine Bilder so schnell und hektisch gezeichnet, dass ich eine Weile brauchte um sie zu erkennen. Nach einer Weile des Blätterns stieß ich auf ein nur durch einen Faden gebundenes Buch. Das erste Blatt war fast vollkommen leer, in der Mitte stand nur „Ideen“ drauf, was natürlich meine Neugier weckte. Ich legte die anderen Blätter beiseite und setzte mich auf. Es war mittlerweile dunkel geworden und ich holte mir Kerzen, damit ich mir den Rest anschauen konnte, bevor ich zum Tödlichen Nadder ging. Ich öffnete das Bündel vorsichtig und sah mir die erste Seite an, und ich war definitiv nicht vorbereitet, auf das, was jetzt kam. Meine Augen wurden größer und ich hielt mir dem Mund zu, damit ich nicht anfing laut los zu fluchen oder zu schreien. Ja, ihr habt richtig gelesen, fluchen und schreien. Denn auf dem Blatt war eine Zeichnung von mir. Von MIR. Warum hatte er mich gezeichnet? Meine Gedanken und Gefühle überschlugen sich. Zum einen war ich zornig, aber komischerweise nur ein bisschen, zum anderen machte es mich Traurig und freudig zugleich. All die Jahre hatte er mich schon gemocht, während ich ihn noch nicht einmal bemerkt hatte. Er saß immer abseits und hat dass getan, worin er gut war, er hatte gezeichnet. Das Blatt von der ersten Seite zeigte mich, etwas gekrakelt, mit ungefähr zehn Jahren, wie ich in der Großen Halle saß und meine erste eigene Axt von meinen Eltern bekam. Die nächste Zeichnung war ein Jahr danach, wie ich mit der Axt auf der Schulter durch das Dorf ging. Die nächste Zeichnung zeigte wieder ein Jahr danach, wie ich meinen Eltern meinen ersten gefangenen Schrecklichen Schrecken präsentierte. Er hatte mich Jedes Jahr gezeichnet und ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen. Für dieses Jahr hatte er mich auch schon gezeichnet, wie ich in der Arena trainierte. Ich blätterte weiter und sah mich wieder auf dem Blatt aber mit einem Drachen neben mir, der auch ein Nadder war. Er war wohl ziemlich davon überzeugt, dass diese Drachenart die richtige für mich wäre. Neben dem Drachen sah ich ein paar Namen aufgelistet und unter der Zeichnung ein paar Eigenschaften. ‚flink, mutig, spielerisch, furchtlos, schön, gefährlich, angsteinflößend, stolz‘ las ich und ich erkannte, dass das sowohl die Eigenschaften eines Nadders waren, als auch von mir. Deshalb hatte er mich mit diesem Drachen zusammen gezeichnet, weil wir am besten zusammen gehörten. Und bei den Namen … ‚Deadlybeauty, Skyfly, Stormy …‘ doch die gefielen mir alle nicht, also versuchte ich die Namen auseinander zu reißen und neu zusammen zu fügen. ‚Skybeauty, Sky, Deadlyfly, Stormbeauty, Stormfly … STORMFLY‘, das war der perfekte Name für den Drachen. Er war schön und gefährlich. Endlich hatte ich einen Namen für den Nadder und ich konnte es nicht abwarten ihn so zu nennen. Doch das Bündel war noch nicht fertig. Ich schaute mir die weiteren Zeichnungen an und mir gefiel das sehr, was ich da sah. Hiccup hatte sozusagen schon für die Zukunft geplant und für mich Outfit-Ideen gezeichnet, warum auch immer. Zeichnungen von Satteln für Stormfly waren auch dabei. Ich beschloss mich gleich morgen damit auseinander zu setzten, doch jetzt wollte ich zu dem Drachen. Schnell legte ich die Zeichnungen wider unter mein Bett, füllte meine Tasche mit Fisch, ein paar Zeichnungen, etwas an Spielzeug und etwas Drachengras und schlich aus dem Haus in Richtung Arena. Doch dieses Mal war es nicht so leicht hin zu gelangen. Ich fühlte mich beobachtet. Ob der Wikinger von gestern wieder kommen würde oder war es überhaupt kein Wikinger gewesen? Wenn es ein Wikinger war und er mich gesehen hatte, hatte er auf jedenfalls noch nichts dem Dorf gemeldet. Vielleicht tauchte er heute wieder auf und beobachtete mich. Das jagte mir einen Schauer über den Rücken, doch mein Ziel stand fest. Beobachter hin oder her, ich musste es heute Nacht ausprobieren. Leise und schnell schlich ich durch die Dunkelheit bis ich sicher am Gitter der Arena ankam. Ich schaute mich noch einmal prüfend um, ob mir auch wirklich niemand gefolgt ist, dann befestigte ich das Seil und kletterte hinunter.

Verloren und GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt