Lasst mich einfach in ruhe

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Lange hielt ich es nicht mehr dort aus. Die Stille und die Spannung zwischen uns waren nicht mehr zu ertragen. Aus dem Blickwinkel sah ich, dass er sein Gesicht in seine großen Hände vergraben hatte.

„Es … es tut mir leid.“ Sagte ich und trat den Rückweg an. Kaum hatte ich den ersten Schritt getan, schon merkte ich, wie steif ich da gestanden habe. Es fühlte sich so an, als würde ich ganze Bäume nach unten tragen. Meine Kniete zitterten und ich musste aufpassen, dass ich nicht stolperte. Aber wo sollte ich hin? In den Wald? Nein, da wimmelte es nur von Wikingern. Nach Hause? Ha, ja, damit meine Eltern mich ausquetschten. Irgendwann setzten sich meine Füße in Bewegung Richtung Drachen Arena. Da, glaubte ich, war bestimmt niemand. Hinter mir hörte ich Stoiks Stimme. Er befahl, die Suche nach Hiccup einzustellen. Noch ein Grund mehr, hier zu verschwinden, denn hier würde es gleich nur noch von Wikingern wimmeln.

„Astrid!“ Ich zuckte zusammen und schaute über meine Schulter. Fishlegs kam gerade auf mich zugerannt, sofern er mit seinen kleinen Beinen rennen kann. Ich wollte gerade alleine sein, also warf ich ihm einen giftigen Blick zu und setzte meinen Weg fort. Aber zu spät, er war doch schneller, als gedacht. Er blieb vor mir stehen und keuchte.

„Was willst du?“ fauchte ich ihn an und wischte mir schnell die Träne weg. Er hob die Hand und sein Zeigefinger. Dass sollte wohl bedeuten: Moment noch. „Fishlegs ich h…“

„Was ist hier los?“ unterbrach er mich. Nun schaute er mir ins Gesicht und ich hoffte wirklich, dass mein Gesicht nicht so rot vom Weinen war. Ich musste wohl etwas verständnislos und überrascht geschaut haben, denn er machte wieder den Mund auf, um mir das zu erklären.

„Fast alle Wikinger sind weg und ich habe dich vorhin mit dem Chief reden sehen und das, was ich gesehen habe, ist nicht gerade beruhigend gewesen.“

„Nein, überhaupt nicht.“ Kam es von meiner linken Seite. Snotlout gab sich zu erkennen, mit einem Hammer in der rechten und ein Schild in der linken Hand und dieses breite Grinsen, das einem Yak ähnelten. „Hei Astrid, willst du mit mir Trainieren, im Wald, alleine?“ Wieder einer seiner Anmachspüche. Ich hätte ihn dafür die Axt in den Schädel rammen können, dann hätte er mal endlich Ruhe gegeben. Meine Mimik blieb fest und zornig. Ich hatte so was von die Schnauze voll. Also trat ich Snotlout in den Magen und drückte Fishlegs meine Axt in die Hand und rannte los. Nur noch weg von alldem. Ich rannte und rannte und es tat so gut. Ich wollte nicht stehen bleiben, doch nach einer kurzen Zeit kam ich an der Arena an. Ich stoppte, hielt mich an dem Gitter fest und drückte meine Stirn dagegen. Lange stand ich dort, bis sich mein Puls und meine Atemzüge sich beruhigt hatten. Ich starrte in die Arena und zählte immer wieder die Käfige, in denen sich die Trainingsdrachen aufhielten. Ich zählte immer fünf. Ob Toothless auch einen bekommen hätte, hätte man sie geschnappt? Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Aber was, wenn Hiccup recht hatte, dass Drachen keine Feindseeligen Bestien, sondern liebenswürdige Tiere sind. Wäre er hier, würde er sich bestimmt nicht davor scheuchen in den Käfigen zu klettern und die Drachen zu zähmen. Da ging mir ein Gedanke auf. Und ich muss zugeben, dass dieser Gedanke es in sich hatte, er war sowohl gefährlich, lebensmüde und naiv, als auch genial.

Verloren und GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt