Die Schlacht

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Ich schaute mich nach der Gang um und entdeckte sie bei Stoik. Wie abgemacht, hatten sie einen Kreis um ihn gebildet und kümmerten sich um die Gegner. Fischlegs stand bei ihm und redete auf ihn ein, damit er nicht auf die Drachen losging. Ich landete mit Stormfly neben Meatlug, stieg runter und lief zu den beiden hin. Hinter mir hörte ich, wie Toothless landete und Hiccup mir mit großem Abstand hinterherlief. Mittlerweile hatte es angefangen  leicht zu regnen.

„Astrid, da bist du ja. Bitte erkläre es ihm.“ Klagte Fischlegs und ließ mich mit Stoik alleine. Hiccup stand etwas abseits von uns und hörte uns zu.

„Stoik, bitte. Wir können nur gewinnen, wenn wir uns zusammen tun.“ Sagte ich ruhig und beherrscht.

„Warum sollte ich ausgerechnet euch vertrauen. Ihr, die eure Eltern, den Stamm und mich all die Jahre lang angelogen habt. Und jetzt verlangst du sowas.“ Sagte er mit Abscheu.

„Bitte, wenn wir nicht zusammen arbeiten, dann werden wir alle den Nächsten Morgen nicht überleben.“ Flehte ich ihn an, doch irgendetwas sagte mir, dass das alles nichts bringen würde. Ich brauchte einen Plan B.

„Wenn wir uns mit den Drachen verbünden ist der Kampf schon längst verloren. Das sind Gewissenslose, schreckliche Monster, die jeden Umbringen …“

„Nein.“ Sagte Hiccup hinter mir laut und unterbrach Stoik. Er schaute genervt hinter mich, um zu sehen, wer ihn da unterbrechen hatte, doch das war nicht nötig, denn Hiccup trat vor und stellte sich neben mich. Stoik starrte Hiccup an, als wüsste er nicht wirklich, wer hier vor ihm stand. Und Hiccup starrte Stoik an. Ich hielt die Luft an und ging vorsichtshalber einen Schritt zurück, stand aber immer noch im Kreis.

„Wer … Wer bist du? Gehörst du auch zu diesen Verrätern?“ fragte Stoik unsicher, als würde er es ahnen, wer vor ihm stand. Hiccup schaute ihm fest in die Augen.

„Wenn du es so betrachtest, dann ja.“ Sagte er. Stoik schaute ihn an und entdeckte die kleine Narbe an seinem Kinn.

Wie ein Schleier viel seine harte Mimik und er schaute Hiccup ungläubig an, als wäre er ein Geist.

„Nein … das ist nicht Möglich …“ sagte er, „Hiccup?“ er ließ sein Schwert fallen und starrte ihn an. Hiccup schaute etwas ängstlich auf Stoik und war sich nicht ganz so sicher, was er nun machen sollte.

„Hallo … Vater.“ Sagte er leise. Mein Herz pochte wie verrückt und ich schaute ständig zwischen den beiden hin und her. Toothless hatte die Spannung zwischen ihnen auch bereits bemerkt, lief zu Hiccup hin und stupste ihn an. Ich sah Stoik an, dass er seinen Verloren geglaubten Sohn nur zu gerne in die Arme nehmen wollte, doch er hielt sich zurück und starrte auf den Drachen.

„Vater … das ist Toothless.“ Sagte Hiccup etwas stotternd und zeigte auf den Nacht Schatten, „er ist mein bester Freund, und ohne ihn, wäre ich längst nicht mehr am Leben.“ Stoik schaute Hiccup und den schwarzen Drachen an und sah so aus, als wüsste er noch nicht so recht, was er davon halten sollte.

„Die Drachen werden nicht die Bewohner von Berk angreifen, du hast mein Wort. Doch lass uns mit euch kämpfen.“ Fuhr er langsam und vorsichtig fort. Stoik seufzte, schaute Hiccup an und nickte langsam. Ich glaubte, ich sah nicht richtig. Endlich war es uns gelungen, ihn ein wenig zu überzeugen.

„Na gut …“ sagte er und hob sein Schwert auf, „dann auf in den Kampf.“ Er rannte an Hiccup vorbei in das Gemetzel. Ich schaute Hiccup an und sah, wie er tief Luft holte. Ich wollte schon zu ihm gehen, ihn umarmen, ihn trösten, doch ich musste mich wieder mal zurück halten. Ich drehte mich zu der Gang rum, die sich mittlerweile versammelt hatte und uns neugierig anstarrte. Ich nickte nur zur Bestätigung, dass der erste Teil geschafft wäre, setzte mich auf Stormflys Rücken und flog hoch. Jetzt hieß es die Anführer zu finden und zur Strecke zu bringen, doch es waren einfach zu viele Gegner, dass man da jemand bestimmten rauspicken konnte. Ich ließ Stormfly im Sturzflug nach unten zu den Gegnern fliegen, sprang, als sie fast auf der Erde angekommen war, von ihrem Rücken, nahm meine Axt und kämpfte für Berk.

Schwert für Schwert wehrte ich ab und ließ jeden Gegner zu Boden fallen. Ich war eine erbitterte Kriegerin in einem Kampf, der eigentlich schon verloren war. Sie Kreisten mich Stück für Stück ein und ich hatte keinen Freiraum mehr zum Kämpfen, also stieg ich auf Stormfly drauf und flog hoch. Sie wich einigen Pfeilen aus und schoss Stacheln ab. Irgendwann konnte sie nicht mehr Feuer speien, und auch die Stacheln gingen ihr aus. Ich schaute nach unten und sah, wie die Gang einzenld eingekesselt wurde und sie sich versuchten zu wehren. ‚Wo bleibt nur diese Verstärkung von der Hiccup sprach‘. Ich sah ein paar von unseren Wikingern auf den Boden fallen. Ich stürmte mit Stormfly zu ihnen hin und Stormfly schlug die Gegner, die ihre Schwerter schon zum entscheidenden Schlag ausholten, mit ihren Schwanz zu Boden und grub ihre letzten Stacheln in sie rein. Schnell sprang ich von ihrem Rücken und half den anderen auf. Als ich sah, wessen Leben ich gerettet hatte, erstarrte ich.

„Mutter … Vater …“ sagte ich und starrte sie an. Das letzte Mal, als ich sie sah, gab ich noch vor, die Furchtlose Drachentöterin zu sein, auf die sie so stolz waren, doch jetzt war ich diese nicht mehr, sondern eine Drachenreiterin.

„Astrid …“ sagte mein Vater und starrte mich und Stormfly an. Ich spürte ihre Abneigung gegenüber den Drachen und auch eine gewisse Abneigung gegenüber mir.

„Danke.“ Sagte meine Mutter tonlos und schaute mir noch nicht einmal in die Augen.

„Es … es tut mir leid. Bitte, verzeiht mir …“ sagte ich und sprang wieder auf Stormfly Rücken, „Ich liebe euch.“ Bei diesen Worten schaute meine Mutter mich an. Ich lächelte sie leicht an und schwang mich dann mit Stormfly in die Lüfte. Ich sah auf das Schlachtfeld hinab und verlor jegliche Hoffnungen, die noch in mir waren. Doch ich musste kämpfen, deshalb landete ich wieder, zog meine Axt und kämpfte, so, wie es mir all die Jahre lang beigebracht wurde. Ich kämpfte mich immer weiter durch und unbeschadet blieb selbst ich nicht. Schrammen, blaue Flecken und Schnittwunden waren schon überall auf meinem Körper zu sehen. Mein Gesicht und meine Arme bekamen das meiste ab, doch für den Moment spürte ich nichts. Der Kampf zog sich weiter in den Tag hinaus. Regen prasselte schon in Strömen auf die Erde herab. Meine Kräfte und Hoffnungen schwammen dahin, als ich plötzlich das Gebrüll eines Drachens hörte. Danach folgte ein Gebrüll von viel mehr Drachen.

Ich schaute nach oben und sah rund mehr als hundert Drachen, die auf die Gegner losgingen, angeführt von einem großen Drachen, mit vier Flügeln. ‚Das ist die Verstärkung, von der Hiccup gesprochen hatte‘. Ich fasste wieder neue Hoffnung und neue Kraft und schwang meine Axt. Mit den Drachen auf unserer Seite, sah die Lage schon viel anders aus. Nachdem ich mich etwas durchgeschlagen hatte, schwang ich mich wieder auf Stormflys Rücken, flog hoch und hielt Ausschau nach den anderen. Doch in dem Chaos konnte ich nichts erkennen. Meine Augen suchten das Schlachtfeld noch immer ab, bis ich bei einem Schwarzen Drachen inne hielte. Das war eindeutig Toothless, doch wo war Hiccup. Ich flog näher ran und sah ihn mit jemanden Kämpfen. Sein Gegner hatte eine Stärkere Rüstung, als der Rest von denen, was mich vermuten ließ, dass das einer dieser Anführer war. Ich griff mit Stormfly von der Luft aus an, und behielt Hiccup im Auge. Immer wieder griff Stormfly jemanden, flog hoch und schmiss ihn wieder runter, was ihr offensichtlich sehr Spaß machte. Sie hatte gerade wieder jemanden fallen gelassen, als ich sah, wie Hiccup zu Boden geschlagen wurde. Mein Herz machte einen Sprung und ich lenkte sofort Stormfly in Hiccups Richtung, mit den Augen auf ihn gerichtet. ‚Er steht nicht auf, warum steht er nicht auf‘ dachte ich, als ich weiter auf ihn schaute. Panik packte mich, als er immer noch reglos am Boden lag. Als Stormfly landete, sprang ich runter und rannte zu ihm. Der Anführer stand schon über ihn, nahm sein Schwert hoch, bereit, für den entscheidenden Schlag. Ich rannte so schnell ich konnte. Tränen brannten mir schon in den Augen. Mit gezückter Axt rannte ich auf ihn zu. Und wir beide holten aus.

Verloren und GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt