Alte Erinnerungen

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Ich spürte, wie jedes einzelne Augenpaar in der Arena und außerhalb der Arena an mir klebte. Und das machte es natürlich nicht leichter, denn ich wurde nervös. Doch für mehr Gedanken war keine Zeit mehr. Ich versuchte es wie Hiccup zu machen und hielt das Gras nach vorne ausgestreckt für ihn hin. Der Gronkel sah es und knallte vor meinen Füßen auf den Boden und starrte mich mit diesen großen Pupillen an, die vorher noch nicht da waren. Ich tat ihm den Gefallen und kraulte ihn damit an seiner Nase. Schnell steckte ich es wieder zurück in meine Tasche und ging mit erhobener Axt aus der Arena. Als ich an den vielen Leuten vorbei in das Dorf zurück ging, konnte ich mir das Grinsen nicht mehr verkneifen. Die verdutzten Gesichter der Leute gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Und wenn ich so darüber nachdachte, wie sich Hiccup wohl gefühlt hatte, als er noch da war und die Drachen mit dem Drachengras verwöhnte. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Ich wünschte, ich hätte schon viel früher gewusst, dass Drachen keine Feinde waren, dann hätten Hiccup und ich versucht, das Problem mit den Drachenüberfällen zu lösen. Das brachte mich wieder auf einen neuen Gedanken. Wir hatten jetzt in den vergangenen Tagen keine Drachenangriffe mehr gehabt. Ob es wohl Hiccup gelungen war, die Königin zu vernichten und die Drachen zu verjagen? Oder war er gescheitert? Was wenn er nicht mehr am Leben wahr? Nein, das wollte ich nicht glauben. Ich schüttelte meinen Kopf um die Gedanken zu vertreiben, aber das gelang mir nicht. Ich brauchte eine Ablenkung, also nahm ich die Axt und ging in Richtung Wald. Immer und immer wieder schlug die Ast in den Baum ein und immer wieder rannte ich hin, um sie zu holen, während meine Gedanken überall waren.

‚Ich könnte ihn suchen gehen. Ich werde lernen auf dem Drachen zu fliegen und fliege zu ihm. Aber ich habe keine Ahnung, wo er ist. Wo soll ich anfangen zu suchen? Und kann ich überhaupt wie Hiccup alles zurück lassen? Ich werde eh fliehen müssen, wenn jemand mich Gestern gesehen hat und es schon den Anderen erzählt hat. ‘

Immer weiter und heftiger warf ich die Axt an den Baum und holte sie mir zurück, so in Gedanken vertieft, dass selbst ein Drache mich hätte angreifen können und ich hätte es nicht gemerkt. Als ich dann nach einiger Zeit die Axt warf und die dann holen wollte, blieb sie im Baum stecken. Ich griff mit beiden Händen an den Griff der Axt und zog daran, doch sie hing nicht raus. Ich zog heftiger und stützte mein Fuß an den Baumstamm ab, doch das nützte alles nichts. Irgendwann gab ich es auf und ging um den Baum herum und was ich da sah, erklärte alles. Der Baum hatte eine riesige Spalte, aus dem meine Axt soweit rausschaute, dass sie sich eingehakt hatte. Verärgert verzog ich das Gesicht und versuchte sie aus dem Baum zu drücken. Ein lautes Knacken ertönte vom Baum und die Axt löste sich. Ich ging wieder um den Baum herum und zog wieder am Griff und die Axt löste sich endgültig. Ich torkelte etwas nach hinten und landete mit meinem Po auf einen Stein und blieb dort auch erst einmal sitzen. Als ich mich dann etwas umsah merkte ich, dass ich hier schon einmal war. Ich überlegte fieberhaftnach, warum mir dieser Ort so bekannt vorkam. Irgendwann gab ich es auf, stand auf und wollte gerade gehen, als es mir plötzlich einfiel. Ich schaute direkt auf die Stelle, wo ich Hiccup beinahe mit der Axt beworfen hätte. Ich fand es ziemlich komisch, als ich ihm im Wald begegnete, da er etwas Großes in der Hand hielt und dieses Verdammt-jetzt-bin-ich-dran Gesicht machte, also bin ich ihm gefolgt, vergebens. Ich ging den Weg entlang, um die Erinnerung etwas lebendiger erscheinen zu lassen, doch wie die Erinnerung endete der Weg an dem großen Stein, an dem ich Hiccup verlor. Ich seufzte und begab mich langsam nach Hause.

Verloren und GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt