Kapitel 16

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Rey

Wenige Tage später wurde Finn aus seiner Zelle geholt. Man brachte ihn in das Hauptgebäude welches nach und nach durch ein neues Haus aus Stein ersetzt wurde. Dieses hier würde man nach Fertigstellung als Lagerhaus benutzen.
Poe, Chewie, Rose und ich saßen versammelt in einem der notdürftigen Büros die als Ruheräume eingerichtet oder als Konferenzraum genutzt worden.
Ich hatte Ben gebeten uns nicht zu begleiten. Es würde die Situation nur komplizierter machen obwohl ich ihn jetzt wirklich brauchen könnte. Er willigte ein aber ich spürte, dass er nicht begeistert davon war. Etwas nagte an ihm und ich spürte einen kleinen Funken Dunkelheit in ihm, der noch nicht vollständig erloschen war.
Er machte mir sorgen. Seit dem Vorfall mit Finn verhielt er sich distanzierter und war wortkarger als sonst.

Finn schaute uns missmutig an als er den Raum betrat. Seine Hände waren gefesselt.
Ich lenkte meine Gedanken weg von Ben.
Kurz schaute ich zu Poe und wartete auf seine Erlaubnis die Handschellen zu öffnen. Mit einem leichten Nicken gab er sie und ich ließ wenige Sekunden später die Handschellen mit der Macht aufspringen. Mit einem dumpfen Geräusch landeten sie auf dem dunklen Holzboden.

Eine Weile schauten wir uns wortlos in die Augen. Niemand wollte den ersten Schritt wagen. Nicht einmal Rose. Sie sah immer noch enttäuscht aus.
,,Es tut mir leid", hauchte Finn plötzlich leise. Sein Blick war auf den Boden gerichtet.
Niemand antwortete. Alle schauten ihn nur mit zusammengekniffenen Lippen an.
Die Minuten vergingen.
,,Wir verzeihen dir."
Poe's Stimme war fest. Doch ich konnte ein leichtes Zittern hören.
,,Sag uns nur wieso du es Ben so schwer machst."
Sofort wurde Finn's Blick steinhart und kalt wie Eis.
"Er ist Kylo Ren und er wird es immer bleiben. Vielleicht nicht im Moment aber die dunkle Seite schlummert in ihm. Irgendwann wird sie ausbrechen", rief er und schaute uns regungslos an.
,,Versuche doch wenigstens ihn zu verstehen", flehte Rose schließlich.
,,Siehst du nicht was er Rey bedeutet? Es ist Ben. Er ist zurück so wie Leia es sich immer gewünscht hatte. So wie sie es erhofft hatte. Mag sein das er noch nicht völlig von der dunklen Seite befreit ist aber er wird es lernen. Er kannte es die letzten Jahre nicht anders."
Ich blickte überrascht zu Rose. Ihre Worte rührten mich zu Tränen. Ich war meiner besten Freundin unendlich dankbar. Ich schenkte ihr ein zittriges Lächeln. Chewie tätschelte meine Schulter als er die verschiedenen Gefühlsregungen auf meinem Gesicht sah. Sein langes Fell kitzelte meine Wange. Sie waren immer so gut zu mir.
,,Gib ihm eine Chance", sagte ich. Mein Blick war flehend.
Finn verließ kopfschüttelnd das Zimmer.
An der Tür drehte er sich noch ein letztes Mal um. Sein Kopf war gesenkt.
,,Der Senat weiß bescheid."

Ben

Ich trainierte mit Luke's Lichtschwert. Es war ein tolles Gefühl die Klinge durch die Luft sirren zu hören und die Wärme an meinem Gesicht zu spüren die von der Lichtklinge ausging. Mein Atem war abgehackt und mein Herz schlug fest und schnell in meiner Brust.
Schlag für Schlag den ich der Luft versetzte, spürte ich in meinen Muskeln. Jede Drehung fühlte sich an wie ein Tanz. Ich führte die Klinge an meinem Körper vorbei und ließ sie in meinem Handgelenk kreisen.
Ich trainierte aus Vergnügen und nicht um jemanden töten zu können. Das war unglaublich befreiend. Aber ich wusste Das ich mich nur von meinen eigentlichen Gedanken ablenkte.
Rey war hin und her gerissen.
Zwei Tage war das Gespräch mit Finn nun schon her. Rey hatte mich gebeten nicht mitzukommen, was ich ihr nicht verübeln konnte. Aber niemand konnte Finn dazu überreden mir eine Chance zu geben. Ich schwang das Lichtschwert energischer und zerschnitt die Luft. Finn machte es mir unheimlich schwer und das erfüllte mich mit Selbsthass.
Ich konnte nicht rückgängig machen was passiert war. Egal wie sehr ich es manchmal wünschte.

Wenn ich dabei war setzte sich Finn nicht mehr zu seinen Freunden wenn wir in der Kantine aßen. Irgendwann gesellte sich Rose zu ihm und Poe war auch öfters bei seinem Freund.
Rey blieb bei mir aber ich wusste das sie gerne mit ihren Freunden essen wollte. Aber sie wollte auch bei mir bleiben. Weil sie mich liebte. Dieser Gedanke war immer ein kleiner Lichtblick für mich.
Heute nahm ich nicht am Abendessen teil. Rey zu liebe. Ich fühlte eine tiefe Wut auf Finn. Immer wenn ich ihn sah hätte ich ihn am liebsten erwürgt. In diesen Momenten spürte ich die dunkle Seite wieder. Sie rief nach mit auf süße und brutale Weise.
Mit geschlossenen Augen legte ich mich auf den trockenen Waldboden und ließ das Licht der untergehenden Sonne, die durch die Baumkronen fiel, mein Gesicht streicheln.
Es waren Rey's Freunde aber Rey und ich waren eins. Wir waren nicht mehr nur durch die Macht verbunden. Doch für Rey wäre vieles einfacher wenn ich sie gehen lassen und mich von ihr fernhalten würde.
Es würde uns beiden das Herz zerreißen aber sie hätte ihre Freunde zurück. Sie würden ihr elfen die Schmerzen zu überwinden. Rose würde alles für sie tun. Der Gedanke beruhigte mich ein bisschen. Leider nicht lange.
Alles wurde zunehmend schwieriger und jetzt war auch noch die halbe Galaxie auf der Suche nach mir. Der brilliante Finn hatte allen Erzählt das ich am Leben war. Nun war ein obszön hohes Kopfgeld auf mich ausgesetzt.
Ich versuchte meine Gedanken beiseite zu schieben und stand auf. Vielleicht war Rey ja schon zuhause. Zuhause. Das war jeder Ort an dem Rey sich befand. Ohne sie hätte ich keins mehr.

Kurz bevor ich die Hütte erreichte, trat Poe mir in den Weg. Tiefe Sorgenfalten lagen auf seiner Stirn. Er musste schon eine ganze Weilte so vor sich hingegrübelt haben.
,,Wir müssen kurz reden", sagte er und ging ein Stück vorraus.
,,Du musst gehen", eröffneter er kurz und knapp das Gespräch. Ich zuckte zurück. Ein Stich fuhr durch meinen Körper. Das kam unerwartet und zugleich überraschte es mich auch nicht wirklich.
,,Man darf dich nicht hier finden. Viele wollen das Kopfgeld auf dich kassieren und sie werden hier mit der Suche beginnen. Wir haben nicht die Waffen um uns zu verteidigen und ich will das Leben meiner Leute nicht aufs Spiel setzten."
Der General vor mir sprach. Alles drang wie durch eine Nebelwand an mein Ohr und mein Herz verhärtete sich. Eine Eiskruste bildete sich darum. Fest und undruchdringlich wie ein Panzer. Innerlich gab ich ein gehässiges Lachen von mir.
,,Da siehst du es. Du hast vorhin nur darüber nachgedacht weil du wusstest das es so kommen würde. Tief in deinem inneren wusstest du es...", dachte ich gehässig und abschätzend.
,,Dann sollte ich besser gleich gehen", meinte ich tonlos und schaute Poe in die Augen.
,,Was ist mit Rey?", fragte er.
,,Es wäre egoistisch mich von ihr zu verabschieden." Ich drehte mich weg. Es würde Rey wehtun. Poe sollte die Gefühle in meinen Augen nicht sehen. Ich spürte das ich ihm leid tat. Seinen Mitleid wollte ich nicht.
Was ich wollte konnte ich nicht haben und das war zum größten Teil mein Fehler.
,,Du kannst den Falken haben", hörte ich Poe sagen. Stumm nickte ich. Man hatte den Falken anscheinend wieder repariert.
,,Sag Rey... sag ihr..."
Ich schluckte. Es wollte nicht über meine Lippen kommen. Poe nickte stumm.
,,Ich weiß", schien er zu sagen.
Ich drehte mich um und ging zum Falken. Wortlos stieg ich ein. Meine Bewegungen und Handgriffe waren wie ferngesteuert.
Ich verließ D'Qar ohne mich noch einmal umzudrehen.
,,Es tut mir so leid, Rey", dachte ich und schottete mich von unserer Verbindung ab. Ein Teil von mir fehlte plötzlich und Leere überschwemmte meine Seele.
Wo sollte ich hin?
Schmerzhaft wurde mir bewusst, dass ich wieder allein war und ein Teil von mir glitt zurück in die Dunkelheit.

Reylo  The way to happinessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt