Darf ich vorstellen? Sam.

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Tris' Sicht:

Es war völlig still im Penthouse.
Die letzten Gäste waren vor einer knappen Stunde gegangen und Thena war nach den ersten zwei Stunden der Party bereits wie vom Erdboden verschluckt gewesen und seitdem nicht mehr aufgetaucht.
Wahrscheinlich hatte sie irgendwen aufgerissen.
Das Surren der Speeder, der Taxis und anderer fliegenden Fortbewegungsmittel war das einzige was an mein Ohr drang.
Das und das gleichmäßige Ein- und Ausatmen des Klons, der vor einer ganzen Weile seinen Kopf auf meinen Schoß gepflanzt hatte.
Der Rest seiner stattlichen Figur hatte er auf den freien Platz der Couch neben mich gefläzt.
Sein Atem roch nach Alkohol.
Er hatte definitiv ein bisschen über den Durst getrunken, aber ich konnte es ihm nicht sonderlich verübeln.
Das war seine erste richtige Party gewesen.
Ich lächelte gedankenverloren als ich mich an die Party erinnerte.
Beat hatte echt an alles gedacht.
Verdammt nochmal, wir hatten sogar Topfschlagen gespielt.
Zufrieden strich ich meinem vod durch die Haare, während mein Blick zur Uhr ging.
"23:54", verriet sie mir.
Eigentlich hätten wir gerne länger gefeiert, aber sowohl die Klone als auch die Padawane mussten morgen früh raus.
Keine Ahnung warum mein Schoßklönchen noch bei mir war.
Besagter fing an sich zu räkeln, grummelte etwas Unverständliches und öffnete dann die Glubscher um mir entgegen zu starren.
Meine Finger strichen noch immer durch seine weißen Locken, während er dämlich anfing zu grinsen, seine Patschehändchen hob und anfing mit meiner Kette zu spielen.
"Beat?
Was soll das bitte werden?"
Der Blick meines Commanders war noch immer auf die Kette fixiert als er seinen Mund öffnete um mir zu antworten.
Eine ausgewachsene Alkoholfahne schlug mir entgegen und ich verzog mein Gesicht.
Bah.
"Is' schön.", nuschelte er mit der Neugierde eines Kleinkindes im Gesicht.
"Ich weiß, nich'.
Sind die Farben von der Bi-Pride-Flagge."
Der beschwipste Klon starrte wieder zu mir hoch.
"Bei-Breid?"
Och Gott, ist der süß.
Wie ein Welpe!
"Ach ja, darüber wollte ich ja mit Lethena noch reden.", erinnerte ich mich, bevor ich eine Erklärung für Beat ansetzte.
Kein Plan ob der sich in dem Zustand morgen überhaupt an das Gespräch erinnern würde aber egal.
"Auf meinem Planeten ist heute der Beginn des Pride-Month.
Übersetzt heißt das in etwa der "Monat des Stolzes".
In diesem Monat feiert man wer man ist, wie man ist und wen man liebt.
Weil man über viele Jahrhunderte nicht sein konnte wer man war."
Das Commanderlein nickte immer noch mit dem neugierigen Schimmer eines Kleinkindes in den Augen.
"Früher wurde es zum Beispiel als Defekt angesehen, wenn ein Mann einen Mann liebte oder eine Frau eine Frau.
Defekt war man damals aber auch wenn man niemanden liebte und sich sexuell zu niemanden hingezogen fühlte.
Als ein weiterer Defekt wurden Personen angesehen, die als ein bestimmtes Geschlecht geboren wurden, deren Seele, Geist whatever aber ein anderes Geschlecht, beide Geschlechter oder sogar gar kein Geschlecht hat.
Und weil man Angst hatte als defekt abgestempelt zu werden, hat man seine wahren Gefühle versteckt.
Das hat sich mit der Zeit verändert und heute feiert man sich selbst und andere.
Es gibt Flaggen und alles mögliche."
Der Weißhaarige gähnte und vergrub seine Nase in meinem Bauch.
Ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen als er seine Arme um mich schlang.
"Alsooooo bin isch doch nisch' defekt.
Wusst isch's doch."
Ach wie süß.
Sekunde!
WAS?
Was hab ich denn hier verpasst?
Beat ist Mitglied in der LGBTQ+-Community?
Meine Gedanken schossen in Höchstgeschwindigkeit durch meine Kopf, verhederten sich dabei in einander und meine Denkzwiebel erlitt einen Kurzschluss.
Nur eine Frage blieb übrig:
Wieso erfuhr ich erst jetzt davon?
"Ner vod?
Wieso würdest du dich für defekt halten?"
Die Kaminoaner lehrten den Klonen früh Anderssein bedeutet defekt sein.
NATÜRLICH!
Klone, die zur LGBTQ+-Community gehörten, würden sich nie melden aus Angst plötzlich zu verschwinden und nie wieder gefunden zu werden.
Also gab es da draußen sehr wahrscheinlich doch weibliche Klone.
Und schwule Klone.
Und bisexuelle.
Und pansexuelle.
Und asexuelle.
Und demisexuelle.
Und so weiter.
Und sie alle lebten in Angst.
Angst davor sie selbst zu sein und Angst vor den Konsequenzen die dies nach sich ziehen würde.
"Weil isch kene Frau'n mag, sondern Männer.", lallte er und grinste.
"Die sind viel heischer."
Lethenas Uhr piepte.
Null Uhr.
Also das war nun wirklich ein unerwarteter Abschluss meines Geburtstags.

Den nächsten Morgen verbrachte ich in der Boutique meiner Twi'lek-Freundin.
Nach dem Gespräch mit meinem Klönchen war ich voll motiviert eine Pride-Kollektion rauszubringen.
Lethena war nach einiger Erklärung auch Feuer und Flamme dafür.
Sie war komplett verschossen in die Farbkombinationen der verschiedenen Pride-Flaggen.
Aber das war mit Abstand nicht das Beste an diesem Morgen.
Ein kleiner dunkelblauer Fleck auf Thenas rechten Lekku erregte meine Aufmerksamkeit.
Und dann entdeckte ich einen weiteren am Hals, den sie versuchte mit einem hohen Kragen zu verstecken.
Und dann noch einer am Arm mehr schlecht als recht von den langen Ärmeln ihrer Bluse verdeckt.
Anscheinend hatte sie tatsächlich jemanden aufgerissen.
Ebenso Rafa, die mit Trace kurz vorbeischaute um Stoffproben aus dem Büro zu holen.
Die dunklen Flecken an ihrem Hals, die kaum durch ihre Pelzjacke verdeckt wurden, verrieten auch sie.
Immerhin schien ihnen die Party gefallen zu haben.
Mitten in der Planung für das Kleid in den Farben der Transgender-Flagge klingelte allerdings das kleine Glöckchen an der Eingangstür.
Kurz darauf wurde der Vorhang zum Büro aufgezogen.
Ein gewisser Senior Klon-Commander stand dort.
Hinter ihm ein Klon der Coruscant-Wache mit Eimer auf dem Kopf.
"Tris, t'schuldige wenn ich euch unterbreche.", meinte mein Commanderlein und lächelte Lethena entschuldigend an.
"Wegen unserem Gespräch gestern ..."
Unsicher starrte mir der Mann entgegen.
"Ui!
Daran erinnerst du dich noch?", erwiderte ich darauf spielerisch tadelnd.
Beatilein hüstelte verlegen und sah mit rötlichen Schimmer gen Boden.
"Jedenfalls hab ich jemanden mitgebracht."
Das Knuddelklönchen hinter dem Weißhaarigen hob die Hand zu Gruß, bevor es sich den Helm vom Kopf zog.
Lange braunschwarze Locken fielen dem Klönchen die Schultern runter und ins Gesicht.
"Darf ich vorstellen?
Sam.
Sie würde gerne einige Kleider anprobieren."
Mein Kiefer kollidierte mit dem Boden.
Oh mein Gandalf ...
ICH WILL SIE ADOPTIEREN!

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