Nachts in den Straßen Coruscants

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Eng schlang ich meine Arme um meinen Körper.
Ghista, meine neue Zeltronfreundin, hatte mir liebenswerter Weise ihren Mantel überlassen.
Das Kleid, in das mich Thena zu Anfang des Abends gesteckt hatte, war zwar gut zum Feiern, aber für die dunklen Straßen Coruscants nach null Uhr überhaupt nicht geeignet.
Da war der fast bodenlange, bläulich schimmernde Mantel gar nicht mal so unpraktisch.
Hier und da raschelte und schepperte es in den Seitengassen.
Gruselig hier.
Ich dachte schon wirklich darüber nach zurück zur Cantina zu gehen, um mir irgendeinen halbwegs nüchternen Klon zu krallen, der mich begleiten könnte.
Obwohl ich um diese Uhrzeit da wohl lange suchen müsste.
Wenn wenigstens ein mir bekannter Klon noch da wäre, aber die waren alle eine Stunde vor mir verduftet.
Selbst Hondo wäre mir im Moment recht.
Solange ich irgendwen hatte, der mich sicher in die Nähe des Tempels bringen konnte.
Nun ja, immerhin war es ein schöner Abend gewesen.
Durch Ghista hatte ich endlich mal entspannt feiern und meine Sorgen vergessen können.
Ihre Kom-Nummer hatte sie mir in mein Kom-Gerät, was die meisten anderen Jedi um ihren Arm trugen, eingetippt.
Meins chillte in der linken Brusttasche des Mantels.
Mein Blick huschte von einer Seitengasse zur anderen.
Ich musste es nur ins Reichenviertel schaffen.
Die Boutiquen und Cafés hatten rund um die Uhr offen und Senatoren und sonstige reiche Schnösel schoben sich egal um welche Uhrzeit da durch die Straßen.
Nur noch einige Etagen weiter nach oben, dann war ich sicher.
Und dann erklang plötzlich ein lautes Scheppern aus der Gasse direkt neben mir.
Aus Instinkt wollte ich mich umdrehen, um zu sehen was das laute Geräusch verursacht hatte, doch ich schaffte es diesen Instinkt runterzudrücken.
Augenkontakt mit irgendeinem Kerl aus diesen Gassen konnte ungemütlich werden, zumal die meistens nicht allein unterwegs waren.
Und wenn dann plötzlich zehn Ganoven auftauchten, hätte selbst ein Padawan so seine Probleme.
Also nicht umdrehen und schnellen Schrittes weiter.
"Commanda..."
Ich hatte es keine fünf Meter weiter geschafft, da blieb ich auch schon stehen.
Diese Stimme gehörte einem Klon.
Also legte ich den Rückwärtsgang ein, um nachzuschauen was in der dreckigen Seitengasse vor sich ging.
Halb über einer Kiste, die irgendjemand hier abgeladen hatte, lag ein junger Klon.
Sein Oberkörper lag auf der schon etwas ranzig aussehenden Kiste, während der Rest von ihm auf dem dreckigen, versifften Boden lag.
Der Geruch von Alkohol und Erbrochenen schlug mir entgegen.
"Commandaa...!"
Die zusammengesackte Form hob ihren Kopf.
Braue Augen starrten in meine.
Die Fünf auf der Schläfe des Klons grinste mir entgegen.
Well shit!
Fives.
Hastig machte ich einige Schritte auf ihn zu.
Sein Blacks-Oberteil hatte Flecken, die verdächtig nach Erbrochenem aussahen.
Lecker.
"Verfickter Scheißdreck!", knurrte ich und kniete mich neben den Domino.
"Was machst du auch für Sachen, Fives?"
Der Fünfer drückte sich mit etwas Anstrengung auf seine Kiste hoch und starrte mich an.
Ein bisschen seines ehemaligen Mageninhalts hing ihm in den Mundwinkeln.
Igitt.
"Allesch deihnee Schuuuld."
Ich nickte nur abwesend und überlegte was ich jetzt mit ihm anfangen sollte.
Wenn ich, eine Padawan, ihn zurück zu den Kasernen bringen würde, würde es nur unangenehme Fragen geben.
Außerdem war ich gerade erst das Gerücht, dass zwischen Kiwoi und Beat was lief, losgeworden.
Noch sowas brauchte ich nicht.
Ihn in den Tempel zu bringen war auch unmöglich.
Thenas Boutique war hundertprozentig auch verschlossen.
Die Näherinnen waren bei ihren Familien, Marya war bei Thena im Penthouse und passte auf Jati auf und Lethena war sicherlich noch irgendwo mit Echo.
Schöne Scheiße.
Die einzige Option war in diesem Fall eins der Hotels in der Nähe.
"Fives?"
Vorsichtig rüttelte ich ihn.
Sein Kopf drehte sich zu mir.
Seine Pupillen waren kleiner als normal und der Geruch seines Atems drehte mir den Magen um.
Er hatte definitiv viel zu viel getankt.
Seufzend strich ihm über die verdreckten, zerzausten Haare.
Hoffentlich hatte der keine Alkoholvergiftung.
"Allesch deihnee Schuuld..."
Ich schüttelte leicht den Kopf und zog meine Hand zurück, bevor ich ihn vorsichtig unter die Achseln griff.
"Komm, Fivesi.
Aufstehen."
Der Klon hing in meinem Griff wie ein Sack Kartoffeln.
Einmal tief einatmen und dann zog ich ihn hoch... Worauf er sich prompt übergab.
Toll.
Genau das was ich brauchte.
Jetzt war sein Blacks-Oberteil endgültig hin.
Ein Rülpsen kam von meinem Lieblingsklon, nachdem er seinen Magen hoffentlich komplett entleert hatte.
Stöhnend hielt ich ihn oben, während ich mich neben ihn stellte.
Darauf bedacht nicht die neue Zierde seines Shirts zu berühren, fing ich an ihn zu stützen.
Natürlich lehnte er sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich.
Und so ging es dann zum nächstbesten Hotel.
Ich konnte nicht mal ein Schönes aussuchen, weil ich ihn so schnell wie möglich hinlegen wollte, bevor er die Chance bekam, sich auf mir zu übergeben.
Ich lenkte uns ins nächstbeste Hotel.
Etwas heruntergekommen.
Hier wurden die Zimmer sicherlich seltener für mehr als eine Nacht wenn überhaupt so lang gebucht, wenn ihr versteht was ich meine.
Die Rezeptionsdame schaute nur angewidert, als sie Fives erblickte, ließ uns aber in Ruhe als ich ihr einen Haufen Credits auf den Tisch knallte.
Kiwois Taschengeld von Jabba.
Wortlos übergab sie mir einen Schlüssel.
"Zimmer 24" stand auf dem daranhängenden Anhänger.
In Aurebesh, versteht sich.
Hier war ich nur eine weitere junge Frau, die sich mit einem Klon ein Hotelzimmer nahm.
Keiner stellte Fragen, keiner schaute hin.
Wieviele Klone wohl schon die Regs missachtet und heimlich eine Liebschaft hatten?

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