Der Schmerz, den Katy plagte, war nun kaum mehr zu spüren, doch trotzdem war die Dunkelheit vor ihren Augen so undurchdringlich wie eine Mauer. Katy wusste nicht, ob sie nun gestorben war. Das war immerhin die logischste Antwort, nachdem der Wolf sie angefallen hatte. Fühlte man sich so, wenn man Tod war? Sie wusste es nicht, woher auch. Doch dann drang eine Stimme zu ihr durch, welche gedämpft klang, als ob man ihr Watte in das Ohr gestopft hätte.
"Sie schläft jetzt schon ganze 5 Tage! Das ist doch nicht normal", sagte eine männliche Stimme.
"Sie war schwer verletzt und hat bereits einiges an Blut verloren, zudem besteht bei einem Matebiss immer ein gewisses Risiko", antwortete eine weibliche Stimme, die ihr irgendwie bekannt vorkam. Matebiss? Wovon reden sie? War sie doch nicht tot? Wenn ja, wer hatte sie gerettet? Sie wusste es nicht, alles was sie wollte ist aufwachen und herausfinden, was los ist, doch die Schwärze nah, sie wieder ein.Als sie das nächste Mal Stimmen hörte, waren diese klarer und ihre Augenlider waren nicht mehr so schwer.
"Es fällt mir schwer mich zurück zu halten, ich muss es doch vollenden", knurrte die männliche Stimme wieder.
"Du musst dich beherrschen! Du hast schon genug angerichtet", kam eine bissige Antwort. Katy erkannte die Stimme, es war Alice. Das beruhigte sie, also war sie wahrscheinlich im Krankenhaus oder so.
Langsam schlug sie die Augen auf. Erst war noch alles verschwommen und unscharf. Die Decke war definitiv blau, das konnte sie ausmachen.
"Katy!", rief Alice nun und lief schnell an das Bett heran. Katy brauchte einige Momente, ehe das Bild scharf wurde und sie den Kopf zu ihrer Cousine drehen konnte. Sie waren eindeutig nicht im Krankenhaus, es sah eher aus wie ein ihr unbekanntes Schlafzimmer mit blauen Wänden und einem dunklen Teppich. Hinter Alice stand ein junger Mann mit unglaublich grauen Augen. Katy runzelte die Stirn, sie war sich sicher, ihn schonmal gesehen zu haben, doch sie konnte sich nicht erinnern, wo. Sie versuchte zu sprechen, doch ihre Kehle war ausgetrocknet und das krächzen, was ihren Hals verließ, tat ihr weh. Sofort reichte ihr Alice ein Glas und half ihr zu trinken. Das kühle Wasser tat ihrer Kehle gut, sie trank aus und atmete dann einmal tief durch.
"Wo...Wo bin ich", fragte sie leise.
"Bei mir zuhause", antwortete der junge Mann und trat nun näher an sie heran. In seinem Blick lag Sorge...aber auch Wärme. Sie wusste nicht wieso, aber sie fühlte sich dadurch gleich besser.
"Ich...der Wolf..", murmelte Katy und senkte verlegen den Blick, um den Mann nicht anzustarren. Da fiel ihr der Name wieder ein: Hale! Sie hatte ihn doch an ihrem ersten Tag in der Kantine gesehen.Keiner der beiden antwortete ihr, also hob Katy den Kopf, nur um zu sehen, wie sie sich unsicher ansahen. Alice schloss die Augen und seufzte auf.
"Der Wolf...ja...das ist eine komplizierte Geschichte.."
"Das war ich. Ich bin ein Werwolf", unterbrach Hale sie und Alice sah ihn zornig an.
"Du Idiot! Ich wollte es ihr schonend beibringen!", schimpfte sie auf ihn und er knurrte sie wütend an, denn als baldiger Alpha ließ er sich sicher nichts sagen.
Katy beobachtete beide nur mit großen Augen, ehe sie ungläubig mit dem Kopf schüttelte.
"Werwölfe gibt es nicht!", rief sie aus und Hale lachte nun. Sein Zorn war wie verflogen und er sah sie nun neckisch an.
"Klar gibt es Werwölfe, genau wie Vampire, Elfen, Dämonen, Engel und und und!", sagte er grinsend und Katy schien zu verstehen, denn sie lachte auch.
"Ihr verarscht mich", stellte sie fest und sofort runzelte Hale die Stirn, sein Grinsen verflog.
"Nein Katy...er sagt die Wahrheit. All diese Wesen, die wir Menschen als Fabelwesen kennen, existieren wirklich, nur nicht immer so, wie unsere Geschichten es überliefern..", sagte Alice mit ruhiger, bedachter Stimme, doch Katy rutschte von den beiden weg. Sie hatte nun wieder Angst. Wo war sie gelandet und wieso sagte Alice das? Waren sie alle irre? War sie nun in einer Klinik für psychisch kranke oder gar nun gefangene von Psychopathen? Ihre Panik wuchst und sie japste erschrocken nach Luft."Hale! Alice! Lasst das arme Mädchen in Ruhe und raus hier! Sie hat noch nicht einmal etwas gegessen und schon überrumpelt ihr sie", eine kräftige Frau kam herein und funkelte die Beiden wütend an. Sofort senkten sich ihre Köpfe und Hale wollte schon etwas erwidern, als er von ihr unterbrochen wurde.
"Nein mein Sohn, keine Widerworte! Du kannst später nochmal zu ihr aber jetzt wird sie essen!", sagte sie bestimmt und Hale nickte leicht, ehe er Katy einen sehnsüchtigen Blick zuwarf und mit Alice das Zimmer verließ. Die Frau schloss die Tür hinter ihnen, ehe sie ein Tablett auf den Nachtschrank stellte und Katy freundlich anlächelte. Diese wusste nicht, was sie nun davon halten sollte. War sie auch eine der Irren? Eigentlich wirkte sie sehr nett und mütterlich.
"Du musst Katy sein, mein Sohn hat mir schon von dir erzählt, du armes Mädchen. Er ist einfach zu ruppig manchmal. Bitte iss erst einmal etwas und hab keine Angst vor mir...du musst zu Kräften kommen", redete sie beruhigend auf Katy ein. Diese war noch misstrauisch, denn jede Nettigkeit konnte auch vorgetäuscht sein. Ihr Magen signalisierte ihr aber, dass sie riesigen Hunger hatte, also rutschte sie zögerlich auf die Bettkante und fing an, das Essen zu verspeisen. Es war köstlich und sie konnte kaum genug bekommen, doch als dann das Tablett leer war, ließ sie sich erschöpft und satt fallen.
"Es scheint geschmeckt zu haben, das freut mich sehr! Ich bin Hales Mutter und die Luna des Rudels, du kannst mich ruhig Tara nennen", stellt sie sich vor und Katy verzog irritiert das Gesicht. Luna? Rudel? Oh nein, sie glaubte doch nicht auch an diese Fabelwesengeschichte!, dachte Katy erschrocken. Warum taten das hier alle?
"Das alles muss verwirrend für dich sein...", fing sie an, ehe sie zur Tür sah und seufzte, "Komm rein Hale."
Hale kam sofort rein. Das junge Mädchen war erstaunt, dass Tara wusste, dass er vor der Tür stand.
"ich weiß wie wir ihr beweisen, dass alles wahr ist!", rief er aufgeregt und seine Mutter sprang erschrocken auf.
"Wag es nicht!2, rief sie, doch es war schon zu spät.
Vor Katys Augen verwandelte sich Hale in einen grauen Wolf.

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Herz Des Mondes
Hombres LoboOhne Gedächnis wachte Katy auf, nachdem sie alles verloren hatte, ihre Familie, ihr Zuhause, ihre Identität. Mit ihren Umzug nach Fairwood fängt ein neues Leben an, doch schon nach kurzer Zeit merkt sie, das nichts ist wie es scheint, als sie auf...