Katy senkte den Kopf. Sie musste überdenken, was sie gerade eben gehört hatte, doch hatte sie auch unglaublich viele Fragen an den alten Mann, der sie mit seinen warmen, braunen Augen ruhig ansah und wartete, dass sie das Wort ergriff.
"Was meinst du mit...Rangordnung?", fragte sie leise. Sie hatte entschlossen, eine Frage nach der anderen zu stellen und hoffte einfach, das ihr Gegenüber genug Zeit mitgebracht hatte.
"Das ist eine gute Frage. Jedes Rudel wird von einem Alpha geführt, den Anführer. Auf den müssen alle hören. Seine Mate ist die Luna, welches der zweithöchste Rang ist. Sie ist die Mutter des Rudels und kümmert sich stets um alle Mitglieder. Dann kommt der oder die Beta, sie unterstützen den Alpha bei allen und beschützen vor allem seine Luna. Die meisten sind dann noch normale Wölfe, außer die Omega. Sie sind meist die Gebissenen, es gibt selten geborene Omega. Sie sind schwächer als die anderen, aber mit hervorragenden Sinnen ausgestattet, besser als die der anderen Wölfe", erklärte er ihr und sie nickte. Das bedeutete also, dass sie sich nach ihrer ersten Verwandlung in einen Omega-Wolf verwandeln konnte. Somit würde sie die rangniedrigste sein.
"Hat jeder Wolf einen Mate? Was ist, wenn sie sich nicht finden?"
"Jeder Wolf hat einen Mate, dafür sorgt die Mondgöttin noch immer. Sie ist unsere Schutzpatronin. Normalerweise finden sich die Mate immer, früher oder später. Manchmal kann es vorkommen, dass der Mate noch nicht einmal geboren ist, wenn man reif genug ist um ihn zu finden. Es ist immer hart, ohne den Mate zu leben, aber noch schlimmer ist es, wenn er stirbt. Wenn das geschieht, begeht der Wolf meist Selbstmord, denn mit diesem Schmerz kann kaum jemand leben", antwortete Gerard ruhig und Katy erschauderte. Dieses Mate-Band hörte sich auf der einen Seite schön an, auf der anderen Seite schien es auch viele Qualen zu verursachen.Noch bevor sie die nächste Frage stellen konnte, stürmte Alice hinein.
"Sorry, aber ich würde gern Katy herumführen, wenn sie fit genug ist", sagte sie grinsend und Gerard erhob sich langsam.
"Behalt das Buch erst einmal, du kannst es ein anderes Mal wieder in die Bibliothek zurück bringen", meinte er zu Katy, ehe er wieder verschwand. Was für ein sonderbarer Mann. Sie kam aber nicht dazu, darüber nachzudenken, da Alice sie an den Händen packte und auf die Beine zog. Ihre Beine zitterten, immerhin war sie wer weiß wie lange nicht mehr aufgestanden, nach einer kurzen Gewöhnung ging es aber. Katy öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen, doch Alice unterbrach sie sofort.
"Erst gehst du dich im Bad frisch machen und ziehst dich um, dann wird geredet", bestimmte sie und drückte dem anderen Mädchen einen Stapel Kleidung in die Hände. Dieses seufzte nur ergeben. Sie ist und bleibt nunmal Alice, stellte Katy fest, ehe sie sich ins Bad zurückzog. Es war groß und hell, sowie modern eingerichtet, wenn auch für einen Mann konzipiert, wie sie an dem Rasierer erkannte und an dem Shampoo, was für Männer gedacht war. Sie duschte eilig, ehe sie sich abtrocknete, Da fiel ihr Blick in den Spiegel und sie hielt inne. Dort, wo der Biss sein sollte waren feine, silberne Linien, die zum einen die Narbe darstellten, als auch, inmitten der beiden Narben, einen Stern. Sie betrachtete es überrascht. Eigentlich hatte Katy eine schlimm aussehende Wunde erwartet und einen Verband, doch das war anscheinend nicht der Fall. Das muss mit der Werwolfgeschichte zusammenhängen, schlussfolgerte sie, ehe sie sich anzog. Die Kleidung war ihr etwas zu groß, aber das war ihr nicht so wichtig, immerhin bedeckte sie alles, was sie bedecken sollte.Wenig später ging Katy mit ihrer Cousine einen langen Gang entlang.
"Was hast du damit zu tun?", fragte sie nun leise. Diese Frage lag ihr nun schon auf den Lippen, seit sie von den Wölfen erfahren hatte.
"Brandon ist mein Mate. Du weißt was das bedeutet, oder? Deswegen gehöre ich mehr oder weniger mit zum Rudel, selbst wenn ich ein Mensch bin, Bevor du fragst: Mum und Dad wissen Bescheid. Nun ja, es war schwer zu erklären, warum du verschwunden bist und wieso du bald hier wohnen würdest, da haben wir beschlossen, ihnen alles zu beichten. Sie haben es sogar halbwegs gut aufgenommen", meinte sie fröhlich und grinste ihre Cousine an. Katy blieb ruckartig stehen.
"Wie meinst du das..? Ich..muss hierbleiben?", ihre Stimme zitterte. Der Gedanke, schon wieder sich an einen neuen Ort zu gewöhnen gefiel ihr ganz und gar nicht. Außerdem gefiel es ihr bei ihrer Tante und ihrem Onkel.
Alice nickte leicht.
"Beim nächsten Vollmond wirst du dich verwandeln...bis dahin kannst du noch bei uns wohnen..aber ab dann könntest du dich immer wieder unkontrolliert verwandeln und manchmal sind frisch gebissene unkontrollierbar. Du würdest für uns eine Gefahr darstellen. Außerdem würde Hale seine Luna wohl nicht mehr gehen lassen", erläuterte sie vorsichtig. Man sah ihr an, dass es ihr nicht gefiel. Katy atmete tief durch und sah traurig zu Boden. Sie verstand nun, wieso es notwendig war, sie wollte auf keinen Fall jemanden verletzen! Trotzdem jagte ihr die Vorstellung von dieser Zeit Angst ein."Und..und was hat das mit der Luna zu tun?", bemerkte sie verwirrt. Sie wusste jetzt, was eine Luna war, doch inwiefern betraf das sie? Alice schien diese Frage ehrlich zu überraschen und musterte sie kurz.
"Du weißt es nicht..? Hat Gerard es dir noch nicht gesagt? Ich weiß nicht, ob ich die richtige bin, um dir das zu erzählen...", Alice schien sich unwohl zu fühlen, bei der Frage, doch in Katy weckte diese Antwort nur noch mehr Neugier.
Da ertönte ein Knurren hinter ihnen, Schnell drehten sich die Mädchen um. Hale war hinter ihnen, mit leuchtend goldenen Augen und gebleckten Zähnen. Er überbrückte den Abstand zu Katy und schnurrte ihr Worte ins Ohr.
"Meine Luna...du bist meine Luna"

DU LIEST GERADE
Herz Des Mondes
Hombres LoboOhne Gedächnis wachte Katy auf, nachdem sie alles verloren hatte, ihre Familie, ihr Zuhause, ihre Identität. Mit ihren Umzug nach Fairwood fängt ein neues Leben an, doch schon nach kurzer Zeit merkt sie, das nichts ist wie es scheint, als sie auf...