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Ich ging zu ihm rein und schloss die Tür. Er beachtete mich nicht mal und las sich nur irgendein Stück Papier durch. "Hast du sie get-", und wieder schnitt er mir das Wort ab. "Nein. Ich kümmer mich morgen darum." Ich nickte nur und lief geradewegs ins Bad. "Was hat sie dir erzählt?" Ich blieb im Türrahmen stehen und schaute ihn im Augenwinkel an. "Nichts."  "Belüg mich nicht! Ich hab gesehen, wie du mich angeschaut hast." Ich krallte meine Hände kurz in dem Türrahmen und drehte mich um. "Dann weißt du es doch bereits.",  in langsamen Schritt ging ich auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen. "Sie hat mir von ihnen erzählt. Und ich dachte echt du hättest zumindest ein bisschen Ehre. Ich glaube ich habe mich noch nie so in einem Menschen getäuscht.", lächelte ich ihn verhasst an. Aber dieses Lachen verschwand genau schnell wie es gekommen war. "Wie auch immer. Es ist deine Sache." Ich brachte wieder Abstand zwischen uns, ging zu seinem Bett und strich über die Matratze. "Was du wie, mit wem, wo treibst." Ich schmunzelte in mich hinein. Ich wusste wie diese Provokation auf ihn wirkte. Seine Blicke waren mir nicht entgangen. Ich schaute ihn an und sah genau das Grinsen in seinem Gesicht, dass ich erwartet hatte. Er war drauf und dran zu mir zu kommen, da riss einer von Negans Männern die Tür auf. Er sah aus als hätte er einen Geist gesehen. Als er mich sah, schaute er zwischen mir und Negan hin und her.
"Negan.", schnell lief er zu ihm rüber und flüsterte ihm etwas zu. Ich verstand kein Wort davon. "Du bleibst hier!", befahl mir Negan und lief Richtung Tür. "Nein! Zum Teufel, nein. Was ist los?" Ein weiterer Savior kam ins Zimmer gestürmt. "Negan! Laura ist tot." Der große Anführer fasste sich durchs Gesicht und schaute wieder zu mir. War das Panik in seinen Augen? "Athena hattest du was gegessen?!" In schnellen Schritten kam er zu mir und nahm mein Gesicht in seine großen Hände. "Nein. Negan was ist hier los??" "Regina, Arat und Laura sind tot. Sie wurden vergiftet, vermutlich durchs Essen. Nur Frauen und du warst auch das." Meine Pupillen weiteten sich gewaltig. "Ich hab nichts gegessen.", bestätigte ich nochmal und legte eine Hand an seinen Unterarm. Er schaute zu seinen Männern und wieder zu mir. "Bleib hier. Ich werde mir das ansehen." Ich konnte in seinen Augen den Schmerz sehen, auch wenn er sich das bestimmt nicht anmerken lassen wollte. "Ich begleite dich. Ich kannte sie nicht, du schon. Vielleicht seh ich das, was du übersiehst." Sein Brustkorb hob sich einmal gewaltig. Er wollte mir nicht zustimmen, wusste aber dass ich Recht hatte.
"Na schön."

Wir liefen zu einer Art Aufenthaltsraum für hochrangige Saviors. Doch lagen die zwei sichtlich vergifteten Leichen von Regina und Arat. Negan sprach mit seinen Leuten und Simon stieß zu uns. Ich hockte mich zu den Leichen runter und betrachtete sie genauer.
"Parathion." "Was?", Simon stellte sich hinter mich und schaute verwundert zu mir runter. "Parathion. Sie wurden mit Parathion vergiftet." Jetzt schaute ich schon in zwei verdutzte Gesichter. Ich verdrehte lachend die Augen und stellte mich zu Negan und Simon auf. "Schwiegermuttergift oder ganz einfach gesagt ein Insektizid. Schmerzvoll." "Woher weißt du-", versuchte Simon zu fragen. Ich konnte ihn immer noch nicht leiden. "Ich weiß es einfach. Das war früher mein Job."
Zu dritt standen wir jetzt neben den Leichen. "Was machen wir jetzt?", Simon führ sich nachdenklich über sein Kinn und verschränkte die Arme. Schon war ich von dem Gespräch ausgeschlossen. Aber das war okay. Ich wollte sowieso nicht dazu gehören und eine von Negans Marionetten sein. "Wir bringen sie weg und verbrennen sie. Keiner wird davon erfahren." "Es wird mit der Zeit auffallen, wenn drei Ratsmitglieder wie vom Erdboden verschluckt sind." "Wir setzen neue Ratsmitglieder ein. Ich kann mir Panik jetzt nicht leisten."
Während die beiden redeten, packte ich die beiden toten Frauen in Decken ein. Selbst ist die Frau.
"Und wen willst du bitte in den Rat aufnehmen? Hier läuft ein Mörder frei rum, vielleicht sogar ein Verräter. Vielleicht in unseren eigenen höheren Reihen. Wir sollten niemanden vertrauen." Oh welch Ironie. "Athena wird einen Platz einnehmen."
Sofort stoppte ich in meiner Bewegung, stand aus der Hocke wieder auf und ließ die nur halb eingewickelte Arat einfach liegen. Simon und Negan schauten mich an. Ich konnte nicht glauben, was er da gesagt hatte. "Sie hat sich schon mehrfach als loyal erwiesen." Simon nickte ihm zu und damit war es scheinbar besiegelt. Ich hatte es in den Rat geschafft. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, nickte ebenfalls und beendete, was ich liegen gelassen hatte. Simon schnappte sich die Männer, die in der Tür standen und sie brachten die Leichen nach draußen. Negan kam zu mir rüber und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Du hast es dir verdient.", flüsterte er und ich mied seinen Augenkontakt, "Was warst du früher?" "Kriminalpolizistin." Er lachte und zwang mich ihn anzusehen. "Wieso lachst du?" Durch sein Lachen fing ich ebenfalls an. "Es ist nichts. Hätte ich mir nur denken können."
Wenn ich für jede Lüge, die er glaubte, Geld bekommen würde, wäre ich schon längst reich.
Negan und ich schlossen zu Simon und den anderen auf. Sie hatten auch die dritte Leiche geholt und jetzt liefen wir in den Wald. Ich fiel im Schatten der Nacht etwas zurück, schaute in den Himmel und lachte leise. Ich dachte zurück an den ersten Tag hier und was für eine Angst ich hatte. Ich dachte ich würde sterben und jetzt hatte ich es innerhalb kurzer Zeit geschafft Negans Gedanken über mich zu vernebeln und ihn durch Zufälle dazu gebracht, mir zu vertrauen. Es lief alles genau nach Plan. Der große Tyrann würde in einiger Zeit fallen und-
Ich ließ mir den Satz nochmal durch den Kopf gehen. Der große Tyrann Negan. Der große Tyrann Negan, der mit seinen Leuten Feste feierte. Der mir zum Geburtstag gratuliert hatte. Der mir diese wunderschöne Kette um den Hals gelegt hatte. Vorsichtig fuhr ich mit den Fingern über den Anfänger. Negan war grausam, ja. Aber er hatte auch durchaus seine guten Seiten. Oder? Ein unbekanntes Gefühl machte sich in mir breit. Es war mir verboten Gefühle für das Ziel zu entwickeln und doch fühlte ich eine Art Stechen in der Brust, wenn ich daran dachte, ihn verraten zu müssen.
Ich war zu lange in Gedanken gewesen, als ich halbherzig über eine Wurzel stolperte, riss es mich fast aus meiner Welt. Die Kolone aus fünf Männern - und mir - stoppte und sie alle suchten Holz zusammen. Das Feuer fing kurz darauf an hell zu leuchten und der Qualm durchzog den Wald. "Wir sollten weg. Das Feuer lockt Beißern an." "Sie hat Recht." Ich will ihm ja nichts unterstellen aber versuchte Simon jetzt ernsthaft durch diese Freundlichkeit mir gegenüber sich bei Negan einzuschleimen?
Auf einmal verlor ich das Gleichgewicht und fiel auf einen harten Gegenstand, der mir jegliche Orientierung nahm.

Butterflies From Hell || TWD NeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt