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Wir tanzten noch eine Weile bis ich müde wurde. Negan setzte mich vorsichtig aufs Bett und blieb vor mir stehen. "Willst du zurück in dein Quartier? Scheiße, sogar ich könnte verstehen, wenn du das nicht willst." "Ich hatte da noch gar nicht drüber nachgedacht." "Bleib hier. Ich kümmer mich morgen darum, dass du ein neues bekommst." "Nein.", sagte ich so sicher, wie den ganzen Abend nicht. "Was nein?" "Nein. Wir kümmern uns morgen darum, dass diese Schweine bekommen, was ihnen zusteht. Danach kann ich wieder ruhig schlafen." Negan grinste und fasste sich über einen Bart. "Diese Einstellung gefällt mir. Sie hat mir die letzten Tage gefehlt.", schmunzelte er, zog sich sein Shirt aus und ging Richtung Bad, "Und nicht wieder weglaufen." Lachend machte ich es mir in seinem Bett gemütlich und schaute an die Decke. Ich fühlte mich wohl. Hier, in langen gemütlichen Klamotten und in diesem weichen Bett. In guter Gesellschaft. Ich drehte mich zur Seite, in Richtung Bad. Er hatte die Tür offen gelassen. Ich widerstand meiner Neugierde und blieb liegen. Kurz darauf kam er, mit nur einem Handtuch bekleidet, zurück. Er zog sich etwas zum Schlafen an, machte das Licht aus und legte sich zu mir. Es war wie ein Déjà-vu. Wir waren schonmal an diesem Punkt gewesen. Nur war er jetzt nüchtern.
Die Dunkelheit breitete sich im Raum aus. Sie fühlte sich anders an als sonst. Gefährlicher. Unwohl drehte ich mich zur Seite. Ich sah wieder nur seine Silhouette. "Ist alles in Ordnung?", fragte er leise und durchbrach die Stille. Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein.", flüsterte ich. "Was fühlst du?" "Angst. Fünf Gestalten, die durch die Tür kommen. Sie sind in meinem Kopf, sobald ich die Augen schließe und alles still ist.", es wurde wieder still, als wüsste er nicht, was er antworten sollte, "Und was fühlst du?" Ein leises, raues Lachen durchzog die Stille. "Athena, ich bin wirklich der letzte, mit dem du über Gefühle reden solltest." "Aber ich hab sie gesehen. In deinen Augen. Als du über sie gesprochen hast." "Verdammt.", er drehte sich zu mir auf die Seite, "Erzählst du das irgendjemanden, ist das das Letzte, was du jemals erzählen wirst." Ich hörte die leichte Ironie darin und mein Gefühl sagte mir, dass er mir nicht wehtun würde. Zumindest nicht deswegen. "Ein weiser Mann hat mir einmal gesagt, dass niemand entscheiden kann, zu wem man sich hingezogen fühlt." Sein Lachen füllte den Raum. Ich war eher erstaunt, dass er sich an diese Worte noch erinnerte. "Scheiße.", er rollte sich zu mir rüber und nagelte mich fest, "Und wer war dieser weise Mann, mh?" "Nein.", lachte ich ebenfalls und täuschte an ihn wegzudrücken. "Sag es. Ich hab dein Spielchen vorhin auch mitgemacht." "Du hast angefangen." "Sag es." Ich seufzte lachend und versuchte ernst zu bleiben. "Er ist groß. Er hat dunkle, gepflegte Haare und eine machtvolle Ausstrahlung. Er ist ein kleines bisschen lebensmüde, verrückt und wahnsinnig. Teils narzisstisch, dominant und ein totaler Angeber.", das Lachen in meiner Stimme verschwand, "Aber er kann auch sanft sein, wenn er es möchte. Er kann einen Menschen dazu bringen, dass er das Einzige ist, worum sich die Welt dreht. Und er kann-", ich stoppte meine laut gesprochenen Gedanken, bevor er sie noch gegen mich verwenden konnte. "Er kann was?", hauchte er. "Er kann..er ist manipulativ!", schmunzelte ich, in dem Wissen, dass ich dieses Spielchen komplett verloren hatte. "Und?" Seine raue Stimme macht mich wahnsinnig und ich glaube, dass hatte er mittlerweile gemerkt. "Und er kann gut küssen." Meine Hand machte sich selbstständig und ging durch in seine Haare. "Wie gut?", mit einem warmen Schmunzeln in Gesicht kam er mir näher. "Sehr gut. Verdammt gut." Endlich. Endlich spürte ich seine Lippen wieder auf meinen. Er hatte es geschafft, dass ich mich danach sehnte. Und er hatte es geschafft, mich alles vergessen zu lassen. Seine Hände wanderten vorsichtig unter meinen Pullover und ich vergaß meine Schmerzen. Die meisten von ihnen waren zwar schon gut am heilen aber die Erinnerungen schmerzten sehr. Doch nicht durch ihn. Da war nur er.
Unser Kuss war leidenschaftlich, gefühlvoll und gleichzeitig verlangend. Er befreite mich aus dem weiten Pullover und ließ seine Hand weiterhin vorsichtig über meinen Körper gleiten. Eine Gänsehaut überzog mich. Wieder küsste er mich. Er küsste noch viel besser als im betrunkenen Zustand. Bei diesem Gedanken musste ich lachen. Negan löste sich und schaute mich an. "Was ist?" "Nichts. Ich hab gerade nur über deine betrunkenen Küsse nachgedacht.", lächelte ich und er lachte ebenfalls. Ich nutzte die Gelegenheit und kam ihm näher. Er hatte mich immer geküsst. Nie ich ihn. Ich wollte es. Ich stützte mich leicht auf, legte meine Hand an seine Wange und küsste ihn, wie er mich geküsste hatte. Er wirkte zuerst überrascht, er hatte damit nicht gerechnet, und stieg mit einem Lächeln in den Kuss ein. Nach etlichen intensiven Küssen ließ er seine Hand zu der Jogginghose an meinem Körper streichen. Er war gerade dabei sie mir runterzuziehen, da griff ich seine Hand und hielt sie fest. "Ich werde dir so nicht gefallen.", flüsterte ich gegen seine Lippen. Niemand mochte blaue Flecken. Er gab mir noch einen Kuss. "Sie machen dich stärker als du denkst. Du siehst sie als Nachteil. Hast du schonmal darüber nachgedacht, sie positiv zu sehen? Sie zeigen, dass du den Arschlöchern nicht das gegeben hast, was sie wollten. Und jetzt bist du hier und du wirst dich rächen. Sie werden das nicht kommen sehen. Und nichts davon macht dich hässlich, Liebes. Du bist Athena. DU bist wunderschön." Ich lächelte sehr. Das war eins der schönsten Dinge, die er je zu mir gesagt hatte. Ich zog ihn wieder zu mir runter und küsste ihn. Ich konnte darauf nicht antworten. Ich wollte nur ihn.

Butterflies From Hell || TWD NeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt