Schwer atmend schreckte ich hoch. Es war nur ein Traum gewesen. Der Schweiß stand mir auf der Stirn und ich zitterte am ganzen Körper. "Athena." Ich schreckte unter seiner Stimme komplett zusammen. "Simon.", ich fasste mir auf die Brust und versuchte mich wieder zusammenzureißen, "Was ist los? Was machst du hier?" "Du musst mit mir mitkommen." Seine Stimme klang merkwürdig. "Was ist los Simon?" Von ihm kam nichts weiter. Verwirrt fasste ich mir durch die Haare und stand auf. "Negan ist sauer oder? Was jetzt? Will er mich meines Ranges entheben?", sprach ich während ich ins Bad lief und mir Wasser ins Gesicht kippte. Ich hatte wieder viel zu wenig geschlafen. "Das ist es nicht." Das Wasser tropfte von meinem Gesicht. Es war dunkel. Rot. Erschrocken schaute ich in den Spiegel. Blutspritzer befanden sich in meinem Gesicht. Ich schaute an mir runter. Auch die Sachen, die trug, waren voll davon. Schnell griff ich meine Waffe und checkte das Magazin. Fünf Kugeln fehlten. Simon stand im Türrahmen und fasste sich bedrückt über den Schnurrbart. "Warum hast du sie getötet, Athena? Und warum die Wache?" "Scheiße, ich hab sie nicht getötet! Ich..Ich hab geschlafen! Das war ein Traum." "Negan schaut über die vier Männer hinweg. Sie haben dir wehgetan, das ist nur fair. Aber wieso die Wache? Dir geht es nicht gut, kann das sein?" "Simon. Ich habe keine Wache getötet!" "Doch. Sie waren zu zweit. Als sie gesehen haben, dass du die Typen einfach erschossen hast, ist einer losgegangen und hat es gemeldet. Den anderen musst du auf dem Rückweg getötet haben. Erinnerst du dich nicht?"
Ich schüttelte den Kopf und sah in den Spiegel. Ich erkannte mich nicht wieder. Ich töte keine Menschen. Na gut, das hatte sich mittlerweile vielleicht geändert. Trotzdem tötete ich nicht gern. Vor allem nicht, wenn ich schlief und ich hatte noch nie geschlafwandelt.
"Hier. Die sind vom Doc.", Simon stellte mir eine Dose Tabletten auf das Waschbecken. "Die kannst du wieder mitnehmen. Ich bin nicht verrückt, verdammt!" "Du solltest sie trotzdem nehmen. Das könnte eine Folge der Gehirnerschütterung sein. Erinnerungslücken, lebhafte Albträume-" "Hör auf! Du hast doch keine Ahnung. Geh!" Ich musste allein sein. "Verlass dein Zimmer bitte nicht. Negan will mit dir reden. Er kommt, wenn er sich um alles gekümmert hat." Mit einer abwinkenden Handbewegung verabschiedete ich ihn und schlug meinen Kopf leicht gegen den Spiegel. Ich hatte die Männer wirklich getötet, ja. Nicht weiter schlimm, sie waren unwichtig. Aber die Wache. Nein, dass konnte nicht sein. Ich hab alles gesehen. Da war niemand mehr als ich zurückging. Keine Leiche und keine zweite Wache. Sie waren beide weg. "FUCK!", schrie ich und zerschlug den Spiegel. "Beruhig dich. Denk nach.", ich atmete tief durch, machte meine Haare in einen Zopf und schloss die Augen. In Gedanken ging ich den Traum, der scheinbar doch kein Traum gewesen war, nochmal durch.Ich stand aus meinem Bett auf, nahm mir meine Waffe und lief nach unten zu den Zellen. Ich lief an den Wachen vorbei. Sie sagten nichts. Zwei Männer. Ich sah in ihre Gesichter. Danach lud ich die Waffe, öffnete die erste Zelle und erschoss den Ersten. Ich öffnete die zweite Zelle und erschoss den Nächsten. Nein. Warte. Der Zweite, er war wach. Er sah mich geschockt an. Meine Hand zitterte, ich war einfach keine Mörderin. Ich brachte zwei Schüsse. Der erste Schuss ging in die Wand, bevor ich wie automatisch in eine Art Trance fiel und ihm in den Kopf schoss. Anschließend tötete ich auch die anderen zwei. Fünf Kugeln fehlten, keine Sechs. Ich hatte die Wache nicht erschossen. Ich konnte es nicht gewesen sein. Ich habe fünf Kugeln für die Männer gebraucht. Hätte ich die Wache auch getötet, müssten sechs Kugeln fehlen. Mehr war nicht passiert. Als ich zurücklief, war dort niemand. Was hatte ich übersehen? "Komm schon. Erinner dich."
Zurück auf Anfang. Ich stand auf und lief runter. Auf dem Weg nach unten hatte mich niemand gesehen. Nur die Wachen. Ich lief an ihnen vorbei und schaute sie an. Ich öffnete meine Augen wieder. Fuck. Das Gesicht des Einen. Das konnte nicht wahr sein. Es ähnelte einem schlechten Film. Es war das Gesicht des Mannes, der ebenfalls von meiner Gemeinschaft hier eingeschleust wurde. Es war der Mann, der die Ratsmitglieder wirklich vergiftet hatte. Er hatte meiner Drohung von damals keine Folge geleistet. Er war hier und hatte mich die ganze Zeit beobachtet. So eine verdammte Scheiße. Das war eine Nachricht an mich. Mir lief die Zeit langsam aber sicher davon, deswegen brachte er mich in Schwierigkeiten. Er vertraute mir nicht. Ich musste mir was einfallen lassen und mit ihm sprechen.Ich befand mich in einem totalen Zwiespalt.
Ich musste Negan ausliefern, damit mein eigentlicher Boss, Christian, sich den Saviors bemächtigen konnte. Danach würden die Arbeiter hier in Gruppen eingeteilt und in andere Bereiche und Gemeinschaften eingeteilt werden, die bereits unter der Kontrolle der Patriots standen. Die Soldaten, je nachdem, wie sie sich verhielt, würden eingesperrt werden, bis sie sich fügten oder direkt wieder im Außeneinsatz eingesetzt werden.
Und hier war der Punkt. Die Patriots hatten keine Armee, wie Negan sie hatte. Sie bestanden auf das einfache und zerbrechliche System des Miteinanders. Sie vertrauten alle auf Christian, der sich vermutlich hierarchischer, unkoordinierter und gewaltsamer Gemeinschaft raussuchte und sie im Kern zerschlug, um sie ohne großes Trara zu übernehmen. Das hieß trotzdem nicht, das er schwach war. Christian war schlau und wusste, wie man mit Menschen reden musste. Nichtsdestotrotz bestanden die Patriots zu fünfundneunzig Prozent aus gewöhnlichen Arbeitern ohne Kampferfahrung. Ich war ebenfalls eine davon gewesen. Ich hatte nur eine besondere Fähigkeit, die ich durch meinen früheren Beruf verstärkt hatte, die mich jetzt hierhergebracht hatte. Ich war Schauspielerin.
Doch zurück zum Punkt. Das Sanctuary funktionierte. Es war kein unkoordinierter Haufen. Es funktionierte unter Negans Herrschaft. Hier hatte ich einen Platz. Ich war wichtig für das System. Ich wollte hier nicht weg. Und ich wollte auch nicht, dass Negan stirbt. Ob ich es versuchte zu unterdrücken oder nicht. Ich hatte eine Schwäche für ihn. Und diese Macht. Aber wenn ich ihn nicht ausliefern würde, würde ich sterben. Versagen wird bei den Patriots nicht geduldet. Es gilt: Perfektion und Seriosität.
Es gibt also nur ein Ende für die ganze Sache. Er oder ich musste am Ende sterben.
Christian will diese Gemeinschaft. Da kommt es ihm nicht auf mich an. Kollateralschaden gab es schließlich immer.
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Butterflies From Hell || TWD Negan
FanficMit nichts als einer Rolle in diesem ganzen Spiel wurde ich zurückgelassen. Eine Mission - Ein Ziel. Der Anführer. Er oder meine Freiheit. Einer musste sterben. "Ich habe gelernt, stark zu sein." "Nein, du hast gelernt zu töten. Das ist etwas ganz a...