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Negans Sicht

Ein Morgen, wie jeder andere Morgen. Die Sonne ging auf, ich ging an die Arbeit. Die Sonne ging unter, ich ging schlafen. Dazwischen existierte ich einfach nur. Der ganze Scheiß ging mir dermaßen auf den Sack. Ständig kamen hier und da meine Männer angerannt. Negan das, Negan dieses, Negan Beißer, Negan keine Munition, Negan die Arbeiter streiken, Negan wir haben kaum noch zu essen, bla bla bla. Als ob ich nicht selbst wüsste, wie es um meine Gemeinschaft und meine Leute stand. Schließlich war ich derjenige, der die ganzen Wichser noch am Leben hielt.

Kaum war ich aufgestanden, platzte auch schon Simon in mein Zimmer. Ich rieb mir genervt die Stirn und hielt einen Finger hoch, um ihm zu signalisieren, die Fresse zu halten. "Schickst du bitte Athena zu mir. Ich muss mit ihr sprechen. Dringend!" Anders als erwartet, schaute Simon mich nur verdutzt an und blickte sich im Zimmer um. "Ist sie nicht bei dir?" Ich schaute mindestens genauso verwirrt zu ihm, wie er zu mir. "Nein." "Sie ist auch nicht auf ihrem Quartier."
Durchatmen. Tief durchatmen. Dieses Mädchen bringt mich noch um den Verstand.
"Ich geh sie suchen.", führte Simon an und wollte direkt gehen aber ich stoppte ihn. "Du kümmerst dich um die Munition. Ich such sie." "Ja, Negan." Ich gönnte mir schnell noch einen guten Schluck Scotch, nahm mir meine Lucille und machte mich auf die Suche nach dem verschwundenen Mädchen. Da brauchte man sie einmal und sie war nicht da.
Ich lief durch das ganze Sanctuary, fand aber keine Spur von ihr. Meine Männer hatten sie auch nicht gesehen. Wo sollte sie denn sein? Langsam wurde ich wütender als ich sollte und begab mich zu dem letzten Ort, wo ich sie erwarten würde. "ATHENA!", brüllte ich durch den Keller, durchsuchte die Kabinen und schaute im Trainingsraum nach. Nichts. "Wo zum Teufel steckst du nur?"
Gerade wollte ich die Suche aufgeben, da hörte ich ein dumpfes Klopfen aus dem hinteren Teil der Zellen. Daryls Stimme kam dazu. Ich ließ mir die Chance, meine Wut an ihm auszulassen, nicht entgehen und bekam schon bei dem Gedanken, das Arschloch zu verprügeln, Schmetterlinge im Bauch. Pfeifend schwang ich meine Lucille und lief langsam und dramatisch den langen Flur zu den hintersten, dreckigsten Zellen entlang. Es dauerte etwas, bis ich die verschmierten Blutspuren auf dem Boden wahrnahm. Sie waren viel zu frisch. "EYYYY! HILFE!", Daryl schrie sich fast die Seele aus dem Leib. Meine Schritte wurden schneller.
Nein, dass war nicht möglich.
Und als ich schwarze Locken und eine dünne, blutverschmierte Hand aus einer der Zellen ragen saß, gefror mir das Blut in den Adern. "Athena!", ich riss die Tür zur Zelle richtig auf und sah mein hustendes Mädchen da am Boden liegen. Ihr Kopf lag getränkt in ihrem eigenen Blut auf dem Boden. "Verdammte Scheiße!", fluchte ich laut, schob meinen Arm unter ihren Oberkörper und richtete sie leicht auf. Mehr Blut quoll ihr aus dem Mund und sie hustete noch mehr. Schnell schmiss ich Lucille weg, nahm sie hoch, legte ihren Kopf an meine Schulter und lief mit ihr so schnell es ging zur Krankenstation, bevor sie in meinen Armen noch erstickte.

Mit ihrem Blut an meinen Händen und ein paar Männern im Schlepptau, verließ ich impulsiv die Krankenstation. Ich konnte nichts weiter für sie tun. Jetzt lag es an Doktor Carson, ihr Leben zu retten. Und an mir lag uns nun herauszufinden, was passiert war und den Bastard leiden zu lassen. Leider war der Flachwichser Daryl scheinbar der Einzige, der etwas mitbekommen hatte. Zurück bei seiner Zelle, schaltete ich das Licht bei ihm an und trat vor ihn. Er saß an die Wand gekauert und versteckte sein dreckiges Gesicht vor dem Licht. Ich packte ihn an seinem Pullover und zog ihn auf die Beine. Ich hatte gemischte Gefühle. Einerseits war er der Bastard, der er nunmal war. Andererseits hätte ich ohne ihn niemals Athena hier unten gefunden. Oder erst, wenn es zu spät gewesen wäre.
"Was ist hier passiert?!", fuhr ich ihn an und schubste ihn leicht nach hinten. Er hielt sich an der Wand fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren und versuchte meinen Blick zu meiden. "Männer haben sie hergebracht. Hingeschmissen, wie Müll. Sie hat deinen Namen geflüstert. Immer und immer wieder. Aber du kamst nicht. Nicht mal ein paar der Männer, die später hier entlang kamen, interessierten sich für sie. Irgendwann hat sie nicht mehr gewinselt. Ihre Atmung setzte zwischendurch aus. Ich musste sie mit meiner Stimme wachhalten!" Ich sah es vor meinem inneren Augen. Wie sie da auf dem Boden lag. Nach mir rief. "Fuck!", ich schlug mit voller Wucht meine Fäuste gegen die Wand. "Du magst ein Anführer sein, Negan. Aber kein guter." "Halt deine beschissene Klappe!" "Mehr kann ich dir sowieso nicht sagen. Ich habe keine Namen gehört und nichts gesehen. Nur das Blut, das langsam unter meiner Tür durchfloss." Mehr brauchte ich nicht hören. Ich sperrte ihn wieder weg und lief so schnell ich konnte zurück zu ihr. Simon stand mit einigen unserer Männer vor der Tür, in der ich Athena mit dem Arzt allein gelassen hatte. "Nicht. Er flickt sie gerade wieder zusammen. Sie kommt durch. Ich stell ein paar der Männer vor der Tür ab." "Einen Dreck machst du! Sobald sie stabil ist, bringt ihr sie auf mein Zimmer. Ich vertraue niemanden, nicht bevor ich die Wichser gefunden habe, die ihr das angetan haben!" Simon nickte bloß. "Hast du schon eine Ahnung? Oder ein Motiv? Sie hat doch eigentlich niemandem etwas getan." Ich ließ Simon einfach stehen und ging. Ich brauchte einen klaren Kopf. Klare Gedanken, bevor ich noch explodierte.

Butterflies From Hell || TWD NeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt