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Christians Sicht
Zwei Tage später

Nein, es war nicht meine Schuld, dass die Patriots untergegangen waren. Es war ihre. Sie allein hat uns verraten. Eingebildetes Miststück. Dieses schöne, unschuldig wirkende Mädchen brachte Unglück über mich wie der Teufel. Doch dafür würde sie für den Rest ihres Lebens bezahlen. Hier. Solange die Vorräte reichten, und das taten sie noch für eine Weile, würde sie hier noch ewig um ihr Leben betteln dürfen. Bis sie mich anfleht, sie zu töten. Das hätte eine gewisse Ironie, die mir gefiel.
Ich trank den letzten Schluck Kaffee und ging mit Nicolas zurück zu unserem Püppchen. Sie saß da, schweißgebadet und halbnackt, ohne Fesseln auf ihrem Stuhl. In diesem Zustand könnte sie ja mal versuchen zu fliehen. Zitternd und sabbernd schaute sie zu uns auf. Zu schwach und gelähmt um irgendwas zu sagen. Lachend ging ich zu ihr und nahm ihr Gesicht in die Hand. "Bitte..", winselte sie, "Ich bin müde." "Psssht."
Dieses schöne Gesicht war beinahe zu schön um wahr zu sein. So verdammt unschuldig. "Warum hatten wir beide nie was, mh? Dein Selbstbewusstsein von vor drei Tagen hat mir echt gefallen." Sie atmete mittlerweile wieder normal. Die Atemwege wieder entspannt, doch der Rest des Körpers gelähmt und kalt. Ich strich dir durch die schwarzen, langen Haare und sah sie an. Dunkle Augenringe und leere Augen fraßen mich mit Blicken auf. "Hey C, da fahren Trucks in unser Gebiet.", kam es plötzlich aus meinem Funkgerät. Ich verdrehte die Augen und funkelte Nicolas an. "Ich dachte, du hast keine Spuren hinterlassen.", er warf mir nur einen gleichgültigen Blick zu, er war nicht sehr gesprächig, "Pass auf sie auf."
Ich tätschelte Athena an der Wange und schaute ihr in die wirren Augen. "Bin gleich wieder da."

Athenas Sicht

Er schlug mir ins Gesicht. Sein Gesicht vor meinem. Schmerz. Träne. Das Gift wurde mit der Zeit schwächer, nahm mir aber jegliche Energie. Ein unbekanntes Gesicht blitzte vor mir auf. Dunkle Augen. "Christian?" Keine Antwort. Er fasste meine Haare an. Ich fing an zu zittern. Mich zu schütteln. Fiel vom Stuhl und zog den kleinen Beistelltisch neben mir mit mir zu Boden. "Christian!", rief die unbekannte Gestalt und rannte mit verzögerten Schritten davon. Irgendwas rollte gegen meinen Kopf. Ich schaute hoch und erkannte eine dünnes, zylinderförmiges Röhrchen. "Adrenalin.", hauchte ich und griff so gut es ging danach. Entweder würde es mich jetzt umhauen und mir einen Herzstillstand bescheren oder mich zurück auf die Beine hieven. Was hatte ich schon zu verlieren? Ich umfasste die Spritze, die unglaublich schwer in meiner Hand lag und führte sie zu meinem Mund, wo ich die Kappe oben mit dem Mund abriss und sie mit einem Schrei, riesen Kraftaufwand und mit höllischen Gliederschmerzen in meinen Oberschenkel rammte. "Shit. Fuck!", fluchte ich laut und griff mir um das Bein. Ich strich über die Stelle und auf einmal konnte ich meine Beine ohne Schmerzen berühren. Es wirkte. Ein Wall aus Energie durchflutete mich. Meine Atmung ging schneller und ich zog mich an meinem Stuhl hoch. Meine Beine knickten bei jedem Schritt unter mir fast weg, doch es funktionierte. Ich lachte. Es war ein Gefühl, als wären sie eingeschlafen. Ich formte meine Hände zu Fäusten und schlug die Luft vor mir, während ich weiter kleine Schritte vorwärts machte.
"Du Bastard.", keuchte ich schmunzelnd und lief zur Tür. In der Hand irgendeine seiner Mischungen. Die Tür stand einen Spalt weit offen von dem Typen, der weggelaufen war. Mir war schwindelig, aber ich musste dagegen ankämpfen. Ich tastete mich an der Wand eine Treppe nach oben und blieb so leise ich konnte. Keller. Ich war im Keller gewesen. Langsam klarte sich mein Verstand wieder vollkommen auf. Ich lief weiter, einmal links und kam in einer Art Küche. Messer. "Ey!", kam es hinter mir. Langsam drehte ich mich um und legte den Kopf schräg. "Du solltest nicht hier sein, Kleine.", sprach er mit einer ekelhaften Zärtlichkeit. Ich ließ mich ihm entgegenfallen und er fing mich an den Schultern. "Komm mit. Du siehst furchtbar aus." Ich richtete mich plötzlich vor ihm auf und zog ihm die Klinge über den Hals. "Gute Nacht.", hauchte ich ihm ins Gesicht und er ging röchelnd zu Boden. Warme Flüssigkeit lag auf meinem Gesicht. "Christian.", hauchte ich und schüttelte den Kopf.
Schritte. Ich hörte Schritte. Sie kamen näher. Ich presste mich neben ein etwas rausstehendes Regal und beobachtete, wie zwei Gestalten zu der Treppe liefen, die ich gerade hochgekrochen war. Ich lief, übrigens nur in Bh, Jeans und Schuhen, so, wie sie mich von Negan entrissen hatten, ihnen leise hinterher. Rechts das blutige Messer, links sein Gift. Einer von beiden stand im Türrahmen. Er hörte mich zu früh, drehte sich um und erschrak. Schnell zog ich auch ihm das Messer über die Kehle und trat ihn mit einem wirklich miserablen Tritt in den Kellerraum. Fiel fast hinterher. Christian schaute mich entgeistert an. "Wie hast du- Ach, egal.", lachte er mir entgegen. "Hörst du das?", schmunzelte ich und hob das Messer hoch, Richtung Ausgang, "Das sind seine Trucks. Zeit zu sterben." "Schätzchen, du kannst kaum auf zwei Beinen stehen. Komm schon, was willst du tun?" Ich zuckte mit den Schultern und lächelte. Christian schüttelte lachend den Kopf. "So unschuldig.", flüsterte er und kam auf mich zu, "Und doch so tödlich." Ich zögerte nicht und stach mit dem Messer nach ihm. Er wich beide Male aus. Er fing an um mich herumzulaufen. Ich machte den Fehler und versuchte ihm mit den Augen zu folgen. Er schaffte es hinter mich, brachte mich aus dem Gleichgewicht und schubste mich zu Boden. Keuchend stützte ich mich auf meine Arme. "Wo ist dein Negan, Athena?! Wo ist er?!", fuhr er mich an. "Christian.", hauchte ich rau und schaute seitlich zu ihm hoch. "Ja?!", er hockte sich unvorsichtig zu mir runter. "Mir gefällt deine Jacke." Ich legte die gespielte Erschöpfung ab, trat ihm in einer halben Drehung die Beine weg, stürzte mich auf ihn und rammte ihm die Spritze mit deinem Gift in den Hals. Er krampfte augenblicklich und ich war für eine Sekunde froh, dass er mir das andere Zeug gegeben hatte. Seine Augen liefen rot an und er starrte mich mit aufgerissenen Augenlider an. "Wo ist dein Negan, Athena?", hustete er. Ich lächelte und strich über seine Wange. "Christian, Schätzchen. Ich bin Negan.", flüsterte ich, während ich ihm intensiv ansah und ihm das Messer in den Hals stach. "Und mein Gesicht ist das letzte, das du siehst. Ich will, dass du das weißt."
Noch zwei, drei weitere gequälte Atemzüge und er starb. Ich stützte ihn hoch und zog ihm die elegante Lederjacke aus, um sie mir anzuziehen. Sie passte perfekt. War nur etwas, nun ja, blutig. Im Hintergrund hörte man das Fauchen von Christians toten Freunden. Sie kamen, um ihren geliebten Anführer zu fressen. Mich beachteten sie nicht. Ich war voll mit Tod.

Ich schleppte mich wieder die Treppen hoch, lief durch den Flur, an der Küche vorbei zum Ausgang des Safe-Houses. Die Tür war nicht verschlossen. Ich riss sie auf und wurde vom Licht der Sonne fast blind. "Negan!!", riefen auf einmal etliche Stimmen los. Ich blinzelte das grelle Licht weg und trat ein paar Schritte nach draußen. Saviors. Ich atmete erleichtert auf.
Ich stich mir über das Gesicht, das Blut war an einigen Stellen bereits getrocknet. Mein Oberkörper sah nicht anders aus. Doch ich verdrängte das alles. Die Blicke der Saviors. Teils verängstigt, teils erstaunt, teils fassungslos. "Negan.", lächelte ich erschöpft und ließ das Messer fallen, als er auf mich zukam, mein Gesicht in die Hände nahm und mich küsste.

Butterflies From Hell || TWD NeganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt