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and I'm stuck at the part, where I pretend I'm happy - Sara Keys, I'm Okay Though

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Die Sache mit den guten Zeiten im Leben ist, dass man nicht weiß, wann die guten Zeiten passieren und Menschen dafür geschaffen sind, immer mehr zu wollen. Selbst, wenn sie am Höhepunkt ihres Lebens wären, würden sie immer noch mehr wollen. Denn Menschen dürsten nach guten Sachen in ihrem Leben, auch wenn sie es nicht bemerken.

Als Florence die Bar das erste Mal betritt, weiß sie, dass sie in einem schlechteren Part ihres Lebens ist. Sie bemerkt, wie die Menschen sie anstarren. Nicht, dass sie das inzwischen nicht gewohnt ist.

Ein Ballkleid zu tragen, ohne dass ein Ball stattfindet, hat diesen Effekt auf Leute. Besonders wenn man gerade dabei ist von jedem Ort zu fliehen, den man in der Stadt kennt.

Sie weiß nicht, wie sie dort gelandet ist, aber aus irgendeinem Grund findet Florence sich selbst in der Flughafenbar wieder. Noch nicht einmal in ihrem Leben hat sie diese vorher betreten. Geschweige denn überhaupt gesehen.

Das Licht ist gedämmt und alles sieht unglaublich teuer aus. Fast zu teuer. Als würde sie nur ein klein wenig zu sehr versuchen eine High Class Bar zu sein.

Außer Florence sind nur ein paar Leute in der Bar und das muss einer der Vorteile einer Flughafenbar sein. Es gibt kaum Kundschaft. Zumindest nicht, wenn an einem Montagabend unter der Woche, nicht mal in der Urlaubszeit. 

Jazz Musik spielt, während sie sich auf den Weg an die Bar macht, ihr rotes Kleid gerade streicht und sich auf den Barhocker setzt. Alles, was Florence will, ist sich mit Gin zu betrinken und nicht über die Leute nachzudenken, die sie im Stich lässt. Sie will nicht über Claudia Georges Gesicht nachdenken, wenn die große Uhr elf schlägt und das letzte bisschen Hoffnung weggespült wird von der Realisation, dass sie nicht kommen werden.

Der ganze Grund dahinter seine Probleme wegzutrinken ist, dass man aufhört sich Sorgen zu machen, oder nicht?

Sie bestellt ihren Drink, bekommt einen komischen Blick vom Barkeeper und versteckt daraufhin ihr Gesicht in ihren Händen. Es ist lächerlich, dass, dass sie nicht in der Lage dazu ist, etwas an ihrer eigenen Unfähigkeit zu ändern, sie dazu führt sich selbst in Alkohol zu ertränken.

Vielleicht war sie immer nur seinetwegen stark, schießt es ihr in den Kopf.

Er ist ein weiterer Grund, dass sie auf jeden Fall ihre Sorgen in Alkohol ertränken muss. Aber die Tatsache, dass er genau das Gleiche macht, ist das, was sie sich beinahe direkt übergeben lässt. Ihre Gedanken werden von dem ersten Schluck ihres Drinks weggewaschen, der angenehm ihre Kehle runter brennt. Doch das Elend bleibt.

Florence schaut sich in der Bar um und weiß nun, dass Elend hier wohl eine Konstante bildet. Der ganze Raum schreit vor Elend so laut, dass sie sich fragt, wie sie das nicht direkt bemerken konnte, als sie die Bar betreten hat.

Ein Mann - ungefähr zwei Mal so alt wie sie - sitzt am anderen Ende der Bar und in dem Moment in dem sie zu ihm blickt, schaut er in die andere Richtung. Ein kalter Schauer durchfährt sie, verursacht durch den schuldigen Angstschweiß, der ihm den Rücken hinunter läuft. Vor ihm stehen mehrere leere Gläser und Florence weiß, dass niemand bemerkt, wie viel Angst ihr dieser Typ wirklich macht. 

Normalerweise wäre er an ihrer Seite, den Arm um ihre Hüfte gelegt, sobald er auch nur irgendjemanden bemerken würde, der so viel tat, wie sie anlächeln. Florence hätte sich in seine Seite gekuschelt wie ein verlorener Welpe und für ein paar Momente hätte sie allen Glauben einer unabhängigen, starken Frau aus dem Fenster geschmissen. Solange bis kein Gedanke an gruselige Typen mehr in ihrem Kopf übrig geblieben wäre.

Reallife Art // h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt