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Namjoon entfloh ein Laut des Entsetzens, als er sah wie ein Fremder aus meinem Schrank krabbelte und fuchtelte mit der Hand in seine Richtung.

"Jünger Herr, d-das muss der Gesuchte sein.. Sollten wir nicht. —"

"Nein."

Ich wusste mit absoluter Sicherheit, daß diese Entscheidung mich irgendwann noch büßen lassen würde aber irgendetwas an dem jungen Mann machte mich einfach so.. neugierig.

"Wie bitte? I-ihr wisst das wir deswegen in Schwierigkeiten geraten könnten?"

"Ich weiß." Pflichte Ich ihm bei und wartete bis der ehemalige Lustknabe der Gräfin sich erhoben hatte.

Namjoon fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen und schien fürs erste seine Zunge verloren zu haben, als ihm nichts mehr dazu einfallen wollte. Er stand dort wie ein Hund im Regen.

"Jungkook war dein Name, richtig?" fragte ich den jungen Mann und war jetzt erst in der Lage ihn ausgiebig zu betrachten.

Er war wahrlich eine Augenweide.

"Ja Sir.. Vielen Dank das ihr mich nicht verraten habt." als dank verbeugte er sich aber zu meiner Überraschung, sah er mir danach direkt wieder in die Augen.

"Sie hätten dich nicht getötet, oder? Dafür warst du für sie zu wertvoll, hab ich Recht?" ich hatte seine Lüge von Anfang an durchschaut und so wie er sich dann ertappt auf die Lippe biss, war ich mir sicher das ich mit meiner Vermutung richtig lag.

"Nein... hätten sie nicht." murmelte er leise. "Sie hätten mich wieder zur Gräfin gebracht."

"Und das wolltest du nicht, so wie es aussieht." stellte ich selbsterklärend fest, was ihn verlegen nicken ließ.

Ich verharrte mehrere Sekunden regungslos. Was stellte ich jetzt nur mit diesem Jungen an? Er war viel zu schön, ich wollte ihn nicht töten und das obwohl mich die Versuchung von seinem Blut zu kosten, beinahe um den Verstand brachte.

"W-was seit ihr?" entgegnete er plötzlich, was mich aus meinen Gedanken fahren ließ.

"Was ich bin?" wiederholte ich stirnrunzelnd.

"Ja. Ihr seht aus wie ein... Elf.. Wie eine Erscheinung anderer Art. Ich hab noch nie zuvor solche strahlenden blauen Augen gesehen und doch habt ihr jetzt wieder braune.. und eure Zähne.. was seit ihr?"

Namjoons Augen wanderten angespannt zwischen uns hin und her. Er wartete - vermutlich wollte er sehen wie ich auf so eine direkte Konfrontation reagierte. Namjoon war der einzige Mensch der wusste — was ich war. Alle Anderen die es herausgefunden hatten, lebten nicht mehr.

"Nun..." begann ich langgezogene und trat einen Schritt auf den Schwarzhaarigen zu, welcher mich sogar um wenige Zentimeter überragte und sah ihm tief in die Augen.

".. Ein Elf bin ich nicht." sagte ich und etwas lauerndes blitze in meinen Augen auf, was er nicht so recht zu deuten wusste. "Aber keine Sorge, du wirst es noch früh genug herausfinden."

"Junger Herr, was soll das bedeuten?!" Namjoon schien außerordentlich geschockt zu sein. "Soll das ein Scherz sein?" in der Hoffnung auf Bestätigung blickte er mich an, doch meine Miene sagte etwas anderes.

"Er bleibt fürs Erste hier. Er kann im Garten helfen oder die Pferde füttern. Für irgendetwas wird er ja wohl zu gebrauchen sein." erklärte ich lapidar, als wäre das keine so große Sache. Als würde ich täglich Fremde bei mir aufnehmen und füttern.

"Junger Herr!" kam es von Namjoon protestierend und ihm fielen anscheinend tausende von Dingen ein, die gegen den Lustknabe der Gräfin sprach und ich gab ihm auch in jedem einzelnen Punkt recht.

Was wenn er mich verriet? Was wenn er eine Gefahr für uns war? Ich war ein Einzelgänger und fand Namjoons Charakter schon sehr ermüdend - wie sollte ich erst mit so einem Frischling klarkommen?

"Wirklich? I-ich darf hier bleiben?" ohne das freudige glitzern in seinen dunklen Augen zu beachten, fuhr ich mit emotionsloser Stimme fort. "Ja. Aber glaub nicht das du hier nur faul auf der Haut liegen bleiben darfst. Es wartet harte Arbeit auf dich."

"Vielen Dank Sir! Ich werde mein bestes geben und versuchen keine zu große Last zu werden! Vielen vielen Dank." ich konnte es echt nicht leugnen aber das strahlende Lächeln auf seinen Lippen und der erleichterte Blick in seinen Augen, rüttelten enorm an meinem tot geglaubenen Herzen und ehe ich es überhaupt verhindern konnte, lächelte ich mit.

Nur kurz und knapp aber Namjoon sah es und als mir sein fassungsloser Blick bewusst wurde, räusperte ich mich - und der leere starre Ausdruck in meinem Gesicht kehrte noch sofort zurück.

"Namjoon, du wirst dich um ihn kümmern. Führ ihn herum, zeig ihm alles und dann..." ich beäugte Jungkooks stattlichen Körper von oben bis unten, bevor ich auf seine zerrissenen, verdreckten Kleidung deutete. "Wasch ihn und gibt ihm irgendetwas anderes zum anziehen. Er siehst aus als hätte er sich in Kuhmist gewälzt."

Jungkooks lächeln fiel, als er an sich hinunterschaute. "Uhm... war eine sehr weite anstrengende Flucht gewesen..." erklärte er entschuldigend. Es war ihm anzusehen wie unangenehm ihm diese Situation vor uns war.

Verlegen kratzte er sich im Nacken, was ihn irgendwie außerordentlich entzückend aussehen ließ. Ich seufzte innerlich. Meine Gedanken waren seltsam.

"Wie dem auch sei. Halte dich an die Regeln und dir dürfte hier nichts geschehen."

Er nickte verstanden. "Das werde ich, Sir!"

"Nenn mich nicht Sir."

"Wie soll ich euch sonst nennen? Junger Herr?"

Ich murrte verstimmt. "Junger Herr ist auch nicht wirklich passend."

"Aber ihr seht doch kaum älter aus als ich. Ich finde es sehr passend" erklärte Jungkook freiheraus und zuckte unbekümmert mit den Schultern.

Namjoon war sofort alarmiert und wollte bereits nach vorne schießen um Jungkook für seine unbedachten Worte die Hand auf den Mund pressen, als ich belustigt schnaubte.

"Wie alt seh ich denn deiner Meinung nach aus?"

"Eh..." er überlegte einen Moment lang. Langsam, fast wie in Zeitlupe wurde ich in Augenschein genommen und noch nie - noch nie wurde ich so lange und so intensiv gemustert wie in diesem Augenblick - zumindestens nicht unter meinem vollem Bewußtsein.

Es war fremd und ungewohnt aber irgendwie nicht im negativen Sinne und doch war ich erleichtert als er langsam den Blick abwandte. Er presste nachdenklich die Lippen aufeinander, als er schließlich meinte. "Dreiundzwanzig?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Vierundzwanzig?"

Und wieder schüttelte ich den Kopf.

"Ehm.. fünfundzwanzig??"

Diesmal musste ich mir ein grinsen wirklich verkneifen. Eine völlig unbegründete Aufregung durchfuhr mich aber ich versuchte diese nicht in meine Stimme dringen zu lassen. "Auch wieder falsch. Kannst ja noch ein wenig weiter raten aber ich sag es dir gleich, du wirst niemals darauf kommen."

"Ihr seit aber so hübsch, Herr. Eure Haut ist so glatt und rein. Ich kann mir kaum vorstellen das ihr so viel älter sein sollt."

"Du hast ja gar keine Vorstellung." hauchte ich als Antwort und wandt mich anschließend ab.

"Ich zieh mich jetzt zurück. Namjoon, du weißt ja was zu tun ist." meinte ich noch zu guter Letzt und presste schnell wieder die Lippen aufeinander, als ich meine Stimme hörte, die aus meinem Mund drang wie das heisere krächzen einer Krähe.

Ich musste einfach weg von ihm. Jungkooks aufregender Herzschlag, das pulsierende Blut in seinen Adern, sowie der himmlische Duft seiner Haut trübten meine Wahrnehmung.

Mit zügigen Schritten verließ ich mein Zimmer, verließ das Gutshaus und stürzte mich in die Wälder. Ich hatte noch nicht einmal mein Grundstück verlassen, da kehrten die eisblauen Augen zurück, die messerscharfen Zähne, sowie der unstillbar Blutdurst.

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𝐈𝐌𝐌𝐎𝐑𝐓𝐀𝐋 ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt