19

776 78 46
                                    

"Wo sind sie!!?"

"Er hat sich mit seiner Frau und dem Kind im Wald versteckt."

"Findet sie so schnell es geht, bevor noch mehr Leute dem Fluch zum Opfer werden! Sie müssen sterben! Für diese Tat gibt es keine Entschuldigung. Die Linie der Jeons muss ausradiert werden. Niemand von ihnen darf überleben!"

"W-was ist mit dem Jungen?"

"Niemand darf überleben. Solange ihr Blut existiert, werden noch mehr Männer zum Opfer dieses Fluches. Die Seuche wird sich solange ausbreiten bis wir alle vernichtet haben. Hast du verstanden?!"

"Ja Alpha."

Der Junge mit den verfilzten büschel schwarzem Haar setzte Tränenüberströmt vom Fenster zurück. Das was an seine Ohren drang, ließ ihn immer wieder verzweifelt den Kopf schütteln. Wie konnte das sein? Sie waren ihre Familie gewesen. Ihre Freunde. Er verstand nicht wieso sie auf einmal so kalt waren. Gestern schien doch noch alles normal zu sein? Warum also passierte das hier alles? Wieso passierte ihnen das?

Der Junge stellte sich immer wieder die ein und die selben quälenden Fragen, aber vermutlich würde er niemals wirklich eine Antwort darauf erhalten. Zitternd setzte er einen langsamen Schritt nach dem anderen zurück. Er konnte sich nicht einfach so von seiner Heimat abwenden, denn alles was er noch hatte — befand sich hier.

Seine Eltern hatten mit dem überstürzten Angriff auf sich nicht gerechnet. Sie wurden dabei verletzt und erlagen im Wald letztlich an ihren schweren Verletzungen, ohne sich dabei bei ihrem einzigen Sohn verabschieden zu können.

Der Junge weinte stundenlang. Regungslos saß er neben den kalten Körpern seiner Eltern und flehte sie inständig an, das sie doch wieder die Augen öffnen sollten. Wieso ließen sie ihn einfach so zurück, hätten sie ihn nicht einfach mitnehmen können? Er hatte doch sonst niemanden.

Seine aller letzte Hoffnung war das Rudel gewesen aber so wie es aussah, konnte er auch hier nicht mehr zurückkehren.

Eine unsagbare Angst schnürte ihm die Kehle zu. Seine Sicht schien verschleiert als er sich immer weiter von seiner einst geliebten Heimat entfernte, unwissend wohin ihn der Weg führen mochte.

Würde er es überhaupt alleine in der Wildnis überleben? Ohne die schützende Wärme seiner Eltern, ohne essen und trinken?

Letztlich, als das Rudel nur noch ein kleiner Punkt in der Ferne war, kehrte er ihnen anschließend den Rücken zu. Er sah kein einziges Mal mehr zurück. Er schaffte es einfach nicht, denn er befürchtete, sah er zurück, würde er es einfach nicht schaffen.

Es gab einfach kein zurück mehr. Nie mehr. So vernichtend wie es war, es gab nur noch ein Weg nach vorne.

"Oh seht mal an was wir da aufgegabelt haben." flötete die Stimme des erwachsenen Mannes in amüsierter Aufregung und trat mit der Fußpitzen gegen den bewegungslosen Körper des kleinen Jungen.

"Lebt er überhaupt noch? Er sieht mehr tot als lebendig aus." überlegte der Zweite von ihnen und kräuselte angewidert die Nase. "Er ist bestimmt voller Läuse. Wir sollten ihn hier liegen lassen."

"Nein er atmet noch. Siehst du?" der eine Mann deutete auf den Brustkorb des Jungen. Es hob sich nur schwach aber es war ein klares Lebenszeichen, auch wenn es bereits am seidenen Faden hing.

"Außerdem, schau ihn dir an. Er sieht sehr hübsch aus. Wir könnten ihn mitnehmen und der Gräfin zeigen."

"Einen Jungen von der Straße? Bist du verrückt? Außerdem glaub ich nicht das die Gräfin an einem Kind Interesse hätte." erleuterte der Zweite Kopfschüttelnd und erklärte den Anderen für nun völlig verrückt.

𝐈𝐌𝐌𝐎𝐑𝐓𝐀𝐋 ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt