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"Gott das Leben langweilt mich so."

Ein tiefes Seufzen verließ meine Kehle als ich mein Gutshaus betrat, welches sich weit in den dichten Wäldern versteckt hielt. Ich brauchte die Zivilisation da draußen nicht. Der Wandel zog so rasend an mir vorbei das es mich schlichtweg ermüdete. Die sogenannten Adeligen waren anstrengender als die Pest.

Die Spaltung der Gesellschaft wurde mit den Jahrzehnten immer schlimmer.

Die Männer taten alles um den teuersten Wein des Landes zu bekommen, während die einfachen Menschen da draußen bitterlichen Hunger leideten und nicht mal genügend Brot für ihre Kinder hatten. Die Frauen, die sich in viel zu enge Kleider zwängten aber noch nicht mal eine Ahnung davon hatten unter welchen Bedingungen diese hergestellt wurden, waren nicht wesentlich besser.

Aber was kümmerte es mich? Sollte es mich kümmern? Zum Teufel Nein.

Ich war einfach schon viel zu lange tot um mich als aktiven Teil der Gesellschaft zu sehen. Hauptsache sie gaben mir ihr Blut. Etwas anderes zählte für mich nicht mehr.

Völlig erschöpft und erledigt ließ ich mich, nach einem weiteren Tag voller bürokratischen Mist, ins Bett fallen.

Normalerweise kamen wir Unsterblichen locker eine Woche ohne Schlaf aus aber ich kam mir vor als hätte ich monatelang kein Auge mehr zu getan - und zu meinem Pech schien mich der Hunger am nächsten Morgen besonders heftig zu treffen.

Dabei hatte ich vor zwei Tagen erst eine junge Adelige bis zum letzten Tropfen ausgesaugt, aber seitdem fühlte ich mich noch schwächer. Sie hatte einen fürchterlichen Geschmack gehabt, als wäre ihr Blut verdorben gewesen.

Und das schlimmste an der Sache war - ich war immer noch hungrig.

Mühsam setzte ich mich am nächsten Morgen im Bett auf und tastete verschlafen nach meiner Leinenhose, die am Fußende der Matratze lag. Es dauerte eine Weile, bis ich die Hosebeine entwirrt hatte, damit ich hineinschlüpfen konnte. Um ein Oberteil kümmerte ich mich erst gar nicht.

Obwohl ich in so einem großen Haus lebte, hatte ich nur einen einzigen Angestellten und dieser erwartete mich bereits vor meinem Schlafzimmer.

Er war der Einzige den ich hier duldete. Einfach aus dem Grund, weil er der einzige Mensch weit und breit war, der mit meinem eigensinnigen Verhalten umzugehen wusste.

All seine Vorgänger hielten nicht sehr lange durch.

"Junger Herr, ihr Bad ist bereits vorbereitet." verkündete der hochgewachsene Mann mit den tiefen Grübchen an den Wangen.

Ich schnalzte mit der Zunge als ich meinen Diener ansah, welcher mich breit grinsend anstrahlte.

Wer gab sich am frühen Morgen schon so gut gelaunt und hochmotiviert?

"Du sollst mich nicht immer junger Herr nennen, Namjoon. Ich hasse es. Genauso hasse ich dein grinsen, also hör auf damit. Das sieht hässlich aus."

"Wie sie wünschen, junger Herr." ohne sich angegriffen zu fühlen oder eine Szene zu machen, ließ er noch sofort die Mundwinkel hängen.

Solche Sachen befolgte er ohne Protest aber das mit dem jungen Herr schien er immer wieder zu überhören.

Ich betrachtete ihn noch für einen Moment prüfend und obwohl ich immer noch hätte sauer sein müssen, beließ ich es einfach dabei. Im Grunde hatte ich mich ja auch damit abgefunden, ständig mit 'junger Herr' angesprochen zu werden.

Schnaubend wandt ich mich ab und schleppte mich zum Badezimmer.

"Was steht heute an?" fragte ich beiläufig während ich einfach die Hose von meinen Hüften streifte, ohne Namjoon vorher auf meine plötzliche Nacktheit vorzubereiten. Er wurde noch sofort rot um die Nase und kehrte mir ruckartig den Rücken zu.

𝐈𝐌𝐌𝐎𝐑𝐓𝐀𝐋 ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt