Kapitel 1.10

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Langsam drehte ich mich wieder zu Fünf.

„Freunde von dir?"

„Ich bezeichne sie lieber als Kollegen.", antwortete Fünf und nahm gelassen einen weiteren Schluck seines Kaffees.

„Ich warte dann Mal draußen."

Und mit diesen Worten glitt ich elegant von meinem Stuhl und ging zur Tür hinaus. Draußen kramte ich in meiner Hosentasche einen meiner Flummis heraus und verwandelte ihn in eine kleine schwarze Stoppuhr. Sie sah genau so aus, wie die mit der meine Zeit bei Parkours in der Geheimkommission als Jugendliche immer gestoppt wurde.
Schnell verwarf ich den Gedanken an diese Zeit, drückte den Losknopf der Stoppuhr und lehnte mcih an die Wand des Eigelb-farbig gestreiften Donut Laden. Ab und zu hörte ich hinter mir einen Aufprall und Blutspritzer klatschte an das Glas der großen Fenster.Die Tatortreiniger, welche die Spuren des Gemetzels hinter mir aufräumen mussten, taten mir schon jetzt mit ganzer Seele leid. Ich starrte weiterhin auf die Stoppuhr. Bis es drinnen plötzlich verstummte. Nach kurzer Zeit hörte ich die Tür. Dann kam Fünf mit unzähligen Blutspritzenr übersät hinaus. Seine eigentliche Uniform war kaum noch zu erkennen.

„Exakt 2 Minuten und 44 Sekunden.",rief ich ihm zu.
„Gar nicht Mal schlecht."

Fünf beachtete mich nicht. Als ich näher heran ging,erkannte ich,was er gerade mit höchster Konzentration tat. Er stand über seinen Arm gebeugt da und schnitt sich mit einem Messer am unteren Arm die Haut auf . Nachdem er mit einem verzerrten Gesicht vorsichtig seine Finger in die Wunde drückte, fand er wohl plötzlich was er suchte . Er zog ein kleines blinkendes Ding heraus. Ein GPS- Tracker. ich hatte früher selbst einen in meinem rechten Fuß. Unberührt warf Fünf das Ding neben einen Gulli und ging weiter.
„Komm schon."

Ich schlurfte ihm hinterher zum Auto.
Als ich hinten einstieg,sah er mich komisch an.

„Jetzt komm schon nach vorne, Herr Gott."

Jetzt sah ich ihn verdutzt an. Dann stieg ich wieder aus und ließ mich auf den Vordersitz plumpsen.

„Willst du deine Wunde nicht verarzten?",fragte ich ihn mit dem Blick aus dem Fenster.

Es war schon stockfinster draußen, doch die Straßenlaternen erhellten die Straßen mit gelbem Licht.

„Nein,geht schon.Wenn's schlimmer wird,hat Vanya sicher was", antwortete Fünf unberührt.

Gähnend fragte ich weiter:„Vanya?Wieso fahren wir denn zu Vanya?"

„Ich glaube sie ist die vernüftigste von meinen Geschwistern.Bist du ernsthaft schon müde?"
Ein weiteres Mal gähnte ich.

„Ich hab die letzten Tage kaum geschlafen. HAb mir den Kopf zermürbt, wie es sein würde euch zu treffen", murmelte ich müde.
„Wieso, sind wir son eine große Attraktion für dich?"

„War das erste Mal,das ich jemanden wie mich getroffen habe."
„Dann wurdest du wohl schwer enttäuscht,oder?"

„Überhaupt nicht. Ihr Jungs seid etwas nervig, aber alles in allem finde ich euch toll. Ich wünschte ich wäre damals auch adoptiert worden."

„Das willst du nicht wirklich."

„Immerhin hast du eine Familie.Ich habe niemanden."

„Wir sind keine richtige Familie."

Wieder gähnte ich. Ich konnte kaum die Augen aufhalten.
„Scheiße,ich muss aufpassen,das ich nicht einpenne.",fluchte ich über mich selbst.

Fünf seufzte kurz. Dann sagte er:,, Zu Vanya ist es noch ein gutes Stück, ruh dich jetzt kurz aus, sonst muss ich dich noch zu Vanya tragen."

„Weckst du mich auf,wenn wir da sind?",fragte ich Fünf leise.
,, Los werde ich dich sowieso nicht mehr. Kann dich ja schlecht im Auto lassen."

Ich musste lächeln.
Dann lehnte ich meinen Kopf gegen das Fenster,schloss die Augen und übergab mich meiner Müdigkeit.
Fuhr Fünf etwa ruhiger als davor? Oder bildete ich mir das nur ein?
Ich schüttelte leicht den Kopf, als ich den Gedanken aus meinem Kopf verbannte, und versuchte stattdessen zu schlafen.

Mindestens genauso klug.   Fünf FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt