Kapitel 1.50

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Fünf hatte mir keine Antwort auf die Frage gegeben, was er vor hatte.

Auch nicht auf die Frage wo wir hin fuhren.

Er hatte mich nur in das Auto geschleppt und war los gefahren.

Es war eine stille Autofahrt, wir hatten nicht viel zu sagen. Eines war mir allerdings aufgefallen. Fünf hatte dieses mal nicht Dolores behutsam bei den Rücksitzen angeschnallt, sondern die Puppe in den Kofferraum gelegt. Zudem hatte Fünf sie in einen Rucksack gepackt.

Nach einiger Zeit im Auto parkten wir mitten in der Stadt vor einem Klamottenladen.

,,Soll ich dir helfen dich neu einzukleiden?", fragte ich Fünf sarkastisch und sah stirnrunzlend zu den Schaufenstern mit den hübsch angekleideten Schaufensterpuppen.

,,Sei leise und komm mit.", antwortete Fünf bevor er ausstieg.

Verwirrt folgte ich ihm. Nachdem er den Rucksack mit Dolores auf seine Schultern gehoben hatte, betrat Fünf das Geschäft. Drinnen liefen leise die aktuellsten Radiohits im Hintergrund. Grelles weißes Licht erhellte den ganzen Laden. Fünf ging geradewegs durch die Hosenabteilung, als wüsste er genau was er suchte. Zwischen den engen Gängen voller Kleiderständer tat sich plötzlich eine kleine Fläche ohne Klamotten auf. Stattdessen standen dort mehrere Schaufensterpuppen. In der Mitte war ein kleiner Tisch mit Podesten für die Schaufensterpuppen zu sehen. Davor blieb Fünf stehen. Ich stellte mich neben Fünf, und starrte verwirrt auf den Tisch vor uns. Nach Minuten  der Stille ging mir plötzlich ein Licht auf.

,,Du bringst Dolores zurück!", stieß ich hervor, fast ein bisschen zu laut. Eine Verkäuferin drehte sich erstaunt zu uns.

,,Ja. Ich lasse sie zurück und trenne mich von ihr.", erklärte Fünf mit dem Blick auf den Tisch.

,,Oh. Wow. Das ist.... ein radikaler Schritt. Ich meine eine Trennung  nach so vielen Jahren.", stammelte ich, nicht sicher was ich sagen sollte.

,,Hör auf dich über mich lustig zu machen.", erwiderte Fünf tonlos.

,,Mach ich nicht! Ich bin mir nur noch nicht sicher was genau ich hier mache.", versuchte ich mich zu rechtfertigen. Ich wollte mich tatsächlich nicht über Fünf lustig machen. Ich wusste wie wichtig Dolores für ihn war.

,,Du bist hier um sicher zu gehen, dass ich sie tatsächlich hier lasse. Und ich.... ich wollte es nicht allein machen.", beantwortete Fünf meine Frage zögerlich.

,,Achso. Also gut, dann gehen wir es an."

Fünf nickte. Langsam ließ er den Rucksack von seinen Schulter und zog den Reißverschluss auf. Behutsam setzte er Dolores auf das Höchste der umstehenden Podeste für die Schaufensterpuppen.

,,Ich würde mich gern noch verabschieden wenn das okay ist.", meinte Fünf und wandte das erste mal den Blick zu mir.

,,ja klar, klar. Kein Problem lass dir Zeit.", sagte ich und ging ein paar Schritte zurück. Dennoch lauschte ich Fünf's Abschiedsmonolog:

,,Muss bestimmt schön sein, wieder hier zu sein. Bei deinen Freunden.

Ist schon okay, du kannst es sagen: Wir waren immer ein schräges Paar.

Das ist nicht leicht für mich. Ich möchte keine einzige Minute missen, die ich mit dir verbracht habe.

Keine der dreiundzwanzigeinhalbmillionen. Ein ganzes Leben. 

Und jetzt sieh uns an. Wie es scheint kriegen wir noch ein zweites."

Fünf machte eine Pause, es schien als würde er zuhören wie Dolores etwas sagt.

,,Ja, du hast recht. Vielleicht muss ich einfach nochmal erwachsen werden.

Ich werde dich nie vergessen Dolores."

Und das waren Fünf's letzte Worte. Ich merkte wie schwer es ihm viel, aber er drehte sich zu mir um.

,, Du denkst vielleicht ich sage das nur, weil ich Dolores nicht sonderlich mochte. Aber ich glaube wirklich du tust das Richtige.", sagte ich zu Fünf und versuchte so mitfühlend wie möglich zu klingen. Ich wollte, dass er wusste, ich war für ihn da.

,,Danke. Wirklich, danke dass du mitgekommen bist. Viel mir nicht leicht hier her zu kommen.", antwortete Fünf.

Ich lächelte ihn leicht an. Dann zögerte ich einen Moment. Nervös stocherte mein Blick in den Boden. Doch schließlich nahm ich Fünf's Hand in meine. Er war warm, aber nicht schwitzig. Es war eher wie eine wohlige Wärme, die meine Hand vollkommen einhüllte. Ich drückte seine Hand in meiner und ich spürte wie er auch seine zusammendrückte. Mein Lächeln wurde breiter udn ich starrte weiter auf den Boden um meine Freude zu verbergen.

,,Komm, wir gehen.", murmelte Fünf leise.

Sein Griff lockerte sich und schweren Herzens ließ ich seine Hand wieder los.

Erneut traten wir den Weg durch die schmalen Gänge zurück an. Bei einer Mitarbeiterin hielt Fünf nochmal an.

,,Entschuldigen Sie bitte, können Sie dieser Puppe da neue Sachen anziehen? Pailletten mag sie gerne."

Und schon ging er weiter. Verwirrt schaute die Mitarbeiterin zu mir.

,,Tun Sie es einfach.", flüsterte ich ihr zu und lief dann schnell wieder zu Fünf.

Mindestens genauso klug.   Fünf FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt