Chapter 12

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Libra erwachte mit brummendem Schädel. Mühsam rappelte sie sich auf und tapste ins Schlafzimmer. Ihre Augen waren rot und verquollen und sie wusch sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser. Durch das kalte Wasser wurde sie wach und sie zog sich schnell an. Ein schwarzer Pulli und eine schwarze Hose mussten reichen. Sie bemühte sich, nicht zu schlurfen und trotz ihrer Müdigkeit aufrecht zu gehen. Ihre Emotionen wurden durch ihre lang geübte Maske verdeckt. Sie hatte es immer noch nicht geschafft, sich die Haare zu waschen und so hingen sie ihr strähnig ins Gesicht. Auf dem Korridor begegnete sie Snape und für einen Moment glaubte sie Sorge in seinem Gesicht aufblitzen zu sehen. Er wartete, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatte und fragte sie dann, wie sie sich fühle. Libra antwortete mit einem undefinierbaren Brummen „Das geht Sie gar nichts an". Er ließ seinen Blick noch einmal voller Sorge über sie gleiten und forderte sie auf, mit ihm zur großen Halle zu gehen. Libra hatte sich zu ihm umgewandt und fragte ihn etwas. „Kennen sie einen Zauberspruch der ‚Sectus Sembra' heißt, oder so ähnlich?".

Er sah sie schockiert an. Er musste sich verhört haben. „Meinen sie ‚Sectumsempra'?". Sie zuckte mit den Achseln „Ich weiß es nicht genau, aber in habe das Wort in einem Traum gehört..." sie machte eine Pause „Da wurde er gegen mich verwendet. Ich bekam Schnittwunden davon". Snape schaute sie durchdringend an „Wer hat den Spruch gegen sie verwendet?". Libra sah ihn verwundert an, doch das interessierte ihn gerade herzlich wenig und er presste ein „Wer?" heraus.

„Das weiß ich ebenfalls nicht genau. Es war eine Frau mit schwarzen Locken". Snape atmete hörbar aus „Die Frau war Bellatrix und den Zauberspruch habe ich entwickelt". Libra bleib stehen „Warum entwickelt man einen Spruch, der andere Leute verletzt?". Er konnte ihr jetzt nicht einfach eines seiner am bestgehütetsten Geheimnisse verraten, weshalb er antwortete: „Ich war ein dummer naiver Junge". Libra schien mit der Antwort nicht wirklich zufrieden zu sein, denn sie kniff die Augen zusammen und sah ihn fragend und gleichzeitig böse an, doch sie sagte nichts weiter. „Die Frau in meinem Traum sagte etwas von meinem Vater und dass er irgendwen hintergangen hat".

Snape ahnte schlimmes. Wahrscheinlich war ihr Vater ein ehemaliger Todesser und hatte sich gegen Voldemort gestellt. Das waren nicht viele und Snape ging im Kopf alle Namen durch, die ihm einfielen, aber keiner passte äußerlich und vom Charakter zu dem ruhigen Mädchen neben ihm.

Schweigend gingen sie zur großen Halle und wurden verblüfft von McGonagall angestarrt, als sie gemeinsam durch die Tür traten. Libra richtete sich noch einmal auf und setzte sich auf einen freien Platz. Snape setzte sich auf den letzten freien Platz neben ihr. Sie nahmen sich beide einen Tee und etwas Müsli und fingen an zu essen. Dass sie dabei die ganze Zeit von einer skeptisch blickenden stellvertretenden Schulleiterin angeschaut wurden, bemerkten sie nicht. Oder sie ignorierten sie einfach bewusst. Snape war schnell fertig und stand auf. Er verließ die Halle wortlos. Auch die anderen waren kurz darauf fertig und verließen die Halle. Schlussendlich blieben Libra und Dumbledore alleine zurück. „Und hast du schon neue Sachen über deinen Vater erfahren?", er sah sie interessiert an, während er in seinem Kakao rührte. Libra nickte „Das habe ich, allerdings sind die Sachen nicht wirklich hilfreich". Dumbledore lächelte sie mild an „Alle Informationen werden früher oder später hilfreich sein". Libra lächelte ebenso, allerdings war sie eher verwirrt. Sie stand auf und nickte Dumbledore noch einmal zu, ehe auch sie die Halle verließ.

Sie wanderte etwas lustlos durchs Schloss. Nach draußen wollte sie nicht, da es noch einmal geschneit hatte und sie wirklich nicht erfrieren wollte. Sie betrachtete die Ländereien von Hogwarts durch ein Fenster und dachte an ihr Abenteuer im Verbotenen Wald von gestern. Seufzend wandte sie sich ab und ging in die Bibliothek. Sie war komplett alleine. Nicht mal die Bibliothekarin war anwesend. Leise schlich sie durch die Reihen. Die Tür zur Verbotenen Abteilung war natürlich trotzdem abgeschlossen. Resigniert drehte sie sich wieder um und suchte nach einem halbwegs unterhaltsamen Roman. Sie fand tatsächlich ein Regal mit Muggleliteratur. Sie schnappte sich den kleinen Hobbit und setzte sich an einen Tisch. Sie verpasste das Mittagessen und las bis ihr siedend heiß einfiel, dass heute das große Weihnachtsessen war, zudem alle Lehrer und Schüler kommen sollten. Sie stellte das Buch ins Regal zurück und rannte in den Kerker. Sie flitzte um die Ecken und hoffte, dass sie mit niemandem zusammenstieß. Unbeschadet erreichte sie den Gemeinschaftsraum. Sie rannte die Treppe zu ihrem Schlafsaal hoch, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Sie riss ihre Schranktür auf und durchsuchte dessen Inhalt nach etwas halbwegs Passablem. Sie fand ein dunkelgrünes knielanges Kleid und eine schwarze Strumpfhose. Schulterzuckend zog sie die Sachen an und rannte zurück zur großen Halle. Vor der Halle stieß sie mit jemandem zusammen. Es war Snape, der sie tadelnd ansah. Sie entschuldigte sich und drängte sich an ihm vorbei in die Halle. Sie sah sich staunend um. Ihrer Meinung nach hatte Dumbledore etwas zu viele Weihnachtsbäume aufgestellt, doch die Atmosphäre war unglaublich.

Another Snape?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt